27. September 2024, 6:34 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Rembrandt wurde hier geboren, hier steht die älteste Uni des Landes, und dann importierte ein Botaniker folgenreich einst eine Zwiebel. TRAVELBOOK, verrät, was man in Leiden, das auch als „Klein-Amsterdam“ gilt, alles entdecken kann.
Leiden liegt zwischen Amsterdam und Den Haag, unweit der Nordsee. Der oft gelobte „altholländische“ Charme der Stadt, die auch als „Klein-Amsterdam“ gepriesen wird, lässt sich besonders gut bei einer knapp einstündigen Bootsfahrt auf den Grachten erkunden. Wegen der vielen Brücken muss man dabei immer wieder den Kopf einziehen muss.
Oder aber man schließt sich einer Führung von Edo Elstak an. „Nichts ist weit in Leiden“, sagt der 75-Jährige. Seine Runde führt unter anderem an der Universität vorbei. Glaubt man einer Geschichte, die sie in Leiden gern erzählen, dann durften die Leidener zum Dank für ihren erfolgreichen Widerstand gegen die Spanier wählen: entweder eine langjährige Abgabenfreiheit oder eine Universität.
Die Geschichte ist gut, findet auch Elstak, und doch war es wohl eher so, dass Wilhelm von Oranien gut ausgebildete Beamte brauchte. Und dass der neue protestantische Glaube Theologen benötigte, die ihn verkünden konnten. Auch gab es damals schon einen Fachkräftemangel in der Medizin. Jedenfalls wurde am 8. Februar 1575 die Universität Leiden gegründet, die erste in den Niederlanden. Und weil die Mediziner Heilpflanzen brauchten, wurde bald darauf ein Botanischer Garten angelegt – auch das eine Investition in die Zukunft, wie sich noch zeigen sollte.
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Wie die Tulpen nach Leiden kamen
Unter den Gelehrten, die dem Ruf der Uni folgten, war Carolus Clusius, der berühmteste Botaniker seiner Zeit. Im Oktober 1593 kam er nach Leiden, im Gepäck eine Rarität: Tulpenzwiebeln. Tulpen, eigentlich in Ländern wie Kasachstan zu Hause, waren über die Türkei nach Wien gelangt. Dort hatte Clusius sie kennengelernt. Nun brachte er sie nach Leiden.
Im Frühjahr 1594 blühte die erste Tulpe, rot-gelb gestreift. Sie wurde auf den Namen „Sommerschön“ getauft, wie man im örtlichen Botanischen Garten erfährt. Von Leiden aus startete die Tulpe ihren Siegeszug. Binnen kurzer Zeit wurden speziell gestreifte Tulpen zu einem begehrten Handelsobjekt. Die Preise erreichten astronomische Höhen, eine einzige Zwiebel kostete so viel wie ein ganzes Haus. Im Februar 1637 brach der überhitzte Markt zusammen – das Ende der „Tulpenmanie“, der ersten Spekulationsblase der Wirtschaftsgeschichte.
Die Tulpe ist in Leiden geblieben, ein Symbol für die Niederlande wie die Windmühle oder der Käse. Von Ende März bis Mitte Mai lockt die Blütenpracht rund 1,4 Millionen Menschen in den Keukenhof bei Leiden. Die Tulpe fand auch Eingang in die Kunst, Beispiele lassen sich im Mauritshuis im nahen Den Haag studieren.
Der Geburtsort von Rembrandt
Wobei ausgerechnet der bekannteste Maler aus Leiden die Tulpe weitgehend ignoriert hat: Rembrandt. Das Haus, in dem er als neuntes Kind eines Müllers geboren wurde, stand ein paar Meter weiter rechts von dem Bau, an dem heute eine Gedenktafel an ihn erinnert. Aber die Lateinschule, auf der der junge Rembrandt seine ersten Skizzen fertigte, ist noch da. Und auch das Haus, in dem Jacob van Swanenburgh lebte, sein erster Lehrer.
Es beherbergt heute das „Young Rembrandt Studio“, in dem ein 3D-Video in nur sieben Minuten die wichtigsten Stationen im Leben des jungen Rembrandt beleuchtet. Im Alter von 25 Jahren zog es ihn nach Amsterdam. Einige seiner Werke sind im Museum „De Lakenhal“ zu sehen. Es ist nur eines von 13 Museen in Leiden. Schlechtes Wetter ist also noch lange kein Grund, nicht nach Leiden zu fahren.
Leiden auf der Karte
Anreise
Gute Anbindung ans Bahnnetz. Vom 30 Kilometer entfernten Flughafen Amsterdam-Schiphol sind es nur rund 20 Minuten. Mit dem Auto fährt man ab Berlin zwischen sieben und acht Stunden, ab Hamburg fünfeinhalb und ab München rund zehn Stunden.
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Aktivitäten
Geführte Gruppen-Spaziergänge kosten ab 125 Euro (Gruppenpreis). Wer individuell umherspazieren möchte, kann zur Orientierung thematische Broschüren beim Fremdenverkehrsamt VVV erwerben. Einstündige Rundfahrten mit dem E-Boot kosten bei „Bootjes en Broodjes“ regulär 12,50 Euro pro Person (Kinder: 7,50 Euro).
Mit Material von dpa