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In Lovina kann man mit den Tieren schwimmen

»Darum war mein Besuch im Dorf der Delfine auf Bali so unvergesslich

Lovina
Lovina im Norden von Bali ist an sich ein sehr ruhiger Ort am Meer. Jeden Morgen fallen hier jedoch Massen von Touristen ein, um vor der Küste Delfine zu beobachten. Foto: Getty Images
Robin Hartmann Autorenkopf
Freier Autor

22. Februar 2025, 14:05 Uhr | Lesezeit: 9 Minuten

Das kleine Dorf Lovina im Norden Balis existiert erst seit 1953, ist aber heute einer der größten Touristenmagneten der Insel. Das liegt daran, dass hier allmorgendlich Delfine in dem flachen Wasser vor der Küste auftauchen. Man kann sie nicht nur beobachten, sondern auch mit ihnen schwimmen. Unser Autor hat bei seinem Besuch eine Tagestour mitgemacht, und war zunächst einmal völlig entsetzt von dem Touristenandrang auch in der Nebensaison. Am Ende wurde es aber eines der schönsten Erlebnisse seines Urlaubes.

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Halb sieben Uhr morgens, soeben kriecht die Sonne als rot glühender Feuerball über eine ferne Bergkette, der Himmel akzentuiert von ein paar schönen Wolken. Meine Freundin und ich stehen in dem kleinen Dorf Lovina im Norden von Bali am Strand, die Füße im seichten Wasser, und sehen dabei zu, wie unser Guide Putu sein Jukung, eine Art Katamaran, fachmännisch ans Ufer steuert. Mit ihm werden wir gleich auf das Meer hinaus fahren, und ein wahrhaft magisches Naturschauspiel beobachten. Denn vor der Küste von Lovina tauchen regelmäßig Delfine auf, um dann über Stunden lang Besucher aus aller Welt mit ihrer natürlichen Anmut und Schönheit zu verzaubern.

Wie lange das schon so geht, weiß niemand mehr so genau. Doch sicher ist, die Tiere haben Lovina zu einem der größten Touristenmagneten der Insel gemacht. Kapitän Putu erinnert sich daran, wie er sie schon als kleiner Junge bestaunte, wenn er mit seinem Vater auf das Meer zum Fischen fuhr. Mittlerweile ist er selbst 25 Jahre im Geschäft. Tuckert jeden Morgen raus aufs Wasser, um Touristen die Tiere zu zeigen, die er selber so liebt. Ein Job, sagt er, der nie langweilig wird, und für balinesische Verhältnisse sehr gut bezahlt ist er obendrein. Wir haben mit ihm eine dreistündige Tour zum Preis von 800.000 Indonesischen Rupien vereinbart, das sind umgerechnet fast 47 Euro. Putu gehört das Boot, die „Saraswati Lovina Dolphin“, zwar nicht selbst, aber er wirkt wie ein sehr zufriedener Mann.

500 Boote in der Hauptsaison

Lovina
Auf diesem Bild lässt sich der Besucher-Run auf die Delfine nur ansatzweise erahnen. In der Hauptsaison jagen ihnen teils bis zu 500 Boote an einen einzigen Tag nach. Foto: AFP via Getty Images

Das Meer ist spiegelglatt, der Küstenstreifen von Lovina wird langsam schmaler, die Sonne ist bereits jetzt schon fast unerträglich heiß. Sehr gute Verhältnisse, optimale Bedingungen für Delfin-Sichtungen, sagt Putu, und freut sich selbst. „If you are happy, I am happy“, sagt er ohne jede Spur von Ironie oder auch nur dem Anruch, sich einschmeicheln zu wollen. „Wenn ihr glücklich seid, bin ich es auch“ – diesen wunderbar sympathischen Satz haben wir auf Bali während unserer dreiwöchigen Reise mehrfach gehört, und jedes Mal kam er von Herzen. Was gäbe es für eine bessere Voraussetzung, sich rundherum wohl und willkommen zu fühlen.

Allerdings bin vor allem ich zunächst einmal gar nicht glücklich, denn wir nähern uns nun einer grauen Front am Horizont, die immer deutlicher die Form anderer Boote annimmt. Unzähliger anderer Boote, um genau zu sein, eine moderne spanische Armada, und alle sind sie, ebenso wie wir, auf der Suche, nein, der Jagd nach Delfinen. Dicht an dicht schaukeln sie, gefährlich nah beieinander. „Das ist noch gar nichts“, sagt Putu halb lachend, halb kopfschüttelnd. Jetzt, Ende Januar, sei tiefste Nebensaison, deshalb schätze er auch „nur“ 150 andere Boote. Im Juli, August, da kämen an einem einzigen Tag bis zu 500 auf das Meer vor Lovina, um zahlende Gäste so nah wie möglich an die Delfine zu bringen.

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Regelmäßige Unfälle

Was das bedeutet, merken wir dann auch mehr oder weniger sofort. Denn auf einem der Boote erhebt sich plötzlich frenetisches Geschrei, so als hätte ein Sportstar gerade den entscheidenden Punkt für sein Team in einem Finale erzielt. Tatsächlich sind an der Oberfläche die Finnen von ein paar Delfinen aufgetaucht, und schon jagen alle Steuermänner ihre Motoren hoch, um die Kundschaft an den vermeintlichen Foto-Hotspot, oder zumindest in seine Nähe zu steuern. Denn natürlich haben 150 Barken auch nur begrenzten physischen Raum, und ein heilloses Chaos bricht über uns herein, untermalt vom Brüllen der PS-starken Bootsmotoren.

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So geht es dann noch eine ganze Weile. Sobald sich irgendwo Gekreische erhebt und Kameras anfangen zu klicken, rasen wirklich alle Kapitäne wie besinnungslos zum Ort des Geschehens. Die Delfine von Lovina scheinen sich daraus einen Spaß zu machen, tauchen mal hier auf, mal dort, wie, um ihre Beobachter sozusagen an der Nase herum zu führen. Unsere Sorge, dass ein derartiger Ansturm die Tiere gefährden könne, ja müsse, entkräftet Putu einigermaßen gelassen. „Keine Angst, die Delfine sind klug, die können auf sich aufpassen. Die Menschen sind dumm, deshalb kommt es auch regelmäßig zu Unfällen mit den Booten. Vor allem die jungen Kapitäne kennen oft keine Regeln.“

Das beste Frühstück der Welt

Putu beteiligt sich lieber nicht an der Foto-Safari, denn er blickt auf fast drei Dekaden Erfahrung zurück. Und weiß, wir haben mehr Zeit als die meisten anderen, die nur eine einstündige Ausfahrt buchen. Und so steuert er uns schon bald wieder aus dem Pulk heraus in ruhigere Gewässer. Vor allem meine Freundin, die noch nie zuvor Delfine gesehen hat, ist schon jetzt völlig verzaubert. Und Putu weiß, wie er unsere Herzen endgültig gewinnen kann. Mit einem Frühstück nämlich, in Teig gebackene Banane, von seiner Frau morgens frisch zubereitet, dazu einen Becher schönen Tee. Während wir zufrieden genießen und sich mein Herzschlag langsam wieder beruhigt, erzählt uns unser Guide die Geschichte von Lovina.

Demnach fing alles im Jahr 1953 damit an, dass sich Anak Agung Pandji Tisna, der letzte König von Nord-Bali, in den noch völlig naturbelassenen Ort verliebte. Dieser war für ihn nicht nur schön, sondern lag auch in der Nähe seiner Hauptstadt Singaraja, bis 1958 übrigens die Kapitale von ganz Bali. So entschied der Monarch sich, hier ein Strandhaus mit drei Räumen und einem Restaurant zu bauen. Dieses nannte er Lovina, was wohl ein Kunstwort ist, bestehend aus den beiden Begriffen „Love“ und „Ina“. Ersterer ist bekanntermaßen das englische Synonym für „Liebe“, zweiter das balinesische Wort für „Mutter“. Übersetzen könnte man es etwa mit „Liebe für das Mutterland“, also Bali.

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Schwimmen mit den Delfinen

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Jeden Morgen lassen sich vor der Küste von Lovina unzählige Delfine beobachten. Die Tiere haben den Ort zu einem der größten Touristenmagneten von Bali gemacht. Foto: Getty Images

Das Gasthaus Lovina erfreute sich bei offiziellen Gästen des Königs schon bald großer Beliebtheit. So entstanden in den folgenden Jahren und Jahrzehnten weitere und immer größere (und teurere) Etablissements, wuchs aus sechs einzelnen Dörfern ein Cluster zusammen, der heute als „Lovina Beach“ bekannt ist. Dass das regelmäßige Auftauchen der Delfine zu dieser Erfolgsgeschichte beigetragen haben dürfte, ist zumindest stark anzunehmen. Es ist aber auch ein Ort für Ruhesuchende, die Bali abseits des Massentourismus kennen lernen möchten. Denn sobald die Delfin-Foto-Jäger wieder weg sind, wird es in Lovina sehr ruhig.

Deutlich ruhiger ist es auch auf dem Wasser, als Putu uns zu der Stelle zurück fährt, wo immer noch ein paar wenige Boote Ausschau nach den Tieren halten. Und tatsächlich, da sind sie schon wieder, springen jetzt mitunter sogar akrobatisch aus dem Wasser. Wir genießen diese Zugabe, jetzt deutlich entspannter, und bewundern die im glitzernden Wasser immer wieder auftauchenden Delfine. Und dann kommt der Moment, der diesen Ausflug endgültig zu einem wohl für immer unvergesslichen Erlebnis macht. Wir dürfen tatsächlich selbst ins Wasser steigen, um diesen Majestäten des Meeres wirklich ganz nah zu kommen.

Ein magischer Moment

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Und das funktioniert so: Mit Taucherbrille und Schnorchel hängen wir uns an eine Art Schaukel, oder besser, Trapez, das außen am Boot angebracht ist. Dann startet Putu den Motor, und zieht uns durch das Wasser, während wir eine freie Sicht auf die Welt unter uns genießen. Die Magie des Momentes, in dem die Delfine das erste Mal elegant und schnatternd an uns vorbeiziehen, so nah, dass man glaubt, sie berühren zu können, lässt sich leider nicht in Worte fassen. Ich weiß nicht, ob man unter Wasser weinen kann, aber vor Glück ist mir auf jeden Fall danach zumute.

Mal sind die Delfine nur als kleine Punkte ganz tief auf dem Meeresboden zu erkennen, mal ganz dicht bei uns. Unsere Präsenz scheint sie überhaupt nicht zu stören, sogar Babys trauen sich, eng bei ihren Müttern, in unsere Nähe. Es ist ein schwereloses Ballett, in dem wir nichts sind als staunende Statisten. Die Zeit scheint gleichzeitig stillzustehen und mit Lichtgeschwindigkeit zu rasen. Kopf und Herz können überhaupt gar nicht richtig verarbeiten oder auch nur begreifen, was hier gerade passiert. Auf dem Höhepunkt dieser Natur-Oper schwimmt eine Gruppe von bestimmt hundert Tieren direkt unter uns vorbei. Dann wird es Zeit, wieder in die echte Welt zurück zu kehren.

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Lovina
Lovina ist abseits des Delfin-Tourismus ein sehr ruhiger Strandort Foto: Getty Images

Zu diesem Zeitpunkt sind die drei gebuchten Stunden längst vorbei. Putu macht uns, einfach weil er so liebenswert ist, auf eigene Zeitrechnung glücklich. „If you are happy, I am happy“, sagt er tatsächlich nochmal. Und wir würden ihn am liebsten umarmen. Doch er hat noch ein weiteres Ass im Ärmel, fährt uns zu einem Korallenriff direkt vor der Küste von Lovina. Das magische Unterwasser-Universum mutet an, als wäre man in ein riesiges, exotisches Aquarium gesprungen. In vollständiger Stille ziehen bunte Fische vorbei, deren Formen und Farben sich auch einfach jemand ausgedacht haben könnte. Es ist der großartige Abschluss eines unglaublichen Tages.

Zurück am Strand von Lovina können wir das Glück der hinter uns liegenden Stunden immer noch nicht richtig begreifen. Wir geben Putu ein großzügiges Trinkgeld, dann verabschieden wir uns von unserem Kapitän. Sein ältester Sohn, so erzählte er uns früher, mache mittlerweile auch schon seine ersten Delfin-Touren. Das Erbe ist also in sicheren Händen. Ich selbst habe an diesem Tag übrigens nicht ein einziges Foto gemacht. Manchmal muss man sich daran zurückerinnern, Dinge auch einfach nur mit den Augen zu genießen. Auf diese Weise brennen sie sich umso tiefer auf die einzig wahre Kameralinse ein. Nämlich das Herz.

Themen #idealoflug Asien Bali Indonesien
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