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Iran-Israel-Konflikt, Terror, LGBTQ+ ...

Wie sicher sind Reisen nach Marokko aktuell?

Marokko
Marokko und dessen ehemalige Hauptstadt Marrakesch sind bei Urlaubern sehr beliebt – doch wie sicher ist es, aktuell in das nordafrikanische Land zu reisen? Foto: Getty Images
Anna Wengel
Freie Autorin

18. April 2024, 11:32 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Die Lage in Nahost spitzt sich immer weiter zu. Nach dem Kriegsbeginn in Gaza im Oktober 2023 intensivierte sich kürzlich die Lage, nachdem Iran Israel angegriffen hatte. Angesichts der Ungewissheit darüber, wie sich die Lage in Nahost weiterentwickelt, fragen sich auch Marokko-Urlauber, ob es aktuell sicher ist, eine Reise überhaupt anzutreten. Großbritannien hat inzwischen sogar eine Reisewarnung verhängt.

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Marokko ist ein beliebtes Urlaubsland im Norden Afrikas. Seine faszinierende Wüstenlandschaft, vielfältigen Städte und lange Küstenlinie ziehen jedes Jahr etliche Urlauber an. Das Land gilt als eines der sichersten auf dem afrikanischen Kontinent und heißt seine internationalen Besucher freundlich willkommen. Angesichts der sich zuspitzenden Lage in Nahost stellt sich, wie bei anderen muslimischen Ländern auch, jedoch die Frage, wie sicher eine Reise aktuell ist.

Marokko und die aktuelle Lage in Nahost

Angesichts des Kriegs zwischen Israel und der Hamas in Gaza, besonders aber nach dem kürzlich erfolgten Angriff Irans auf Israel, stellt sich auch in Marokko die Frage, wie sicher Reisen aktuell sind. Das Auswärtige Amt (AA) hat Reisewarnungen für Israel und die Palästinensischen Gebiete sowie für die angrenzenden Länder Libanon, Syrien, Irak und Teile Ägyptens ausgesprochen, ebenso wie für den Iran. Von Reisen in Teilgebiete Jordaniens wird dringend abgeraten. Für Marokko gibt es von deutscher Seite bislang keine Reisewarnung.

Allerdings kommt es laut Auswärtigem Amt auch in Marokko „immer wieder zu pro–palästinensischen Demonstrationen mit teilweise hohen Teilnehmerzahlen.“ Gerade in den nächsten Wochen sei besonders freitags nach dem Mittagsgebet mit weiteren Großdemonstrationen zu rechnen, „insbesondere bei einer zunehmenden Verschärfung der Lage in Gaza“, wie das AA schreibt.

Gleichzeitig hatte Marokko sein Verhältnis zu Israel mit dem Unterzeichnen der Abraham-Abkommen zuletzt normalisiert. Laut einem Beitrag im ZDF gelte längst nicht mehr Israel als der Hauptfeind. Eine weitaus „größere Bedrohung“ sähen viele arabische Länder hingegen im Iran und seinen Verbündeten in Syrien, Irak, Jemen und dem Libanon.

In seinen weltweiten Sicherheitshinweisen schreibt das Auswärtige Amt: „Durch den Konflikt im Nahen Osten in Folge der Terroranschläge gegen Israel vom 7. Oktober 2023, ergibt sich ein erhöhtes Mobilisierungspotenzial.“ Außerdem könne selbst beim Fehlen konkreter Hinweise nicht ausgeschlossen werden, „dass auch deutsche Staatsangehörige oder deutsche Einrichtungen im Ausland Ziel terroristischer Gewaltakte werden.“

Anders als Deutschland erwähnt Großbritannien den Angriff Irans auf Israel und die möglichen Folgen bereits in seinen Reisehinweisen für Marokko. Die britische Regierung schrieb am 14. April 2024 unter der Überschrift „Warnungen und Versicherung“: „Am 13. April 2024 führte Iran eine Militäraktion gegen Israel durch. Behalten Sie diese Reisehinweise und andere Medien im Auge, da sich die Situation schnell ändert.“

Auch interessant: Krieg in Israel – was Reisende jetzt wissen müssen

Terrorismus und Grenzgebiete

Neben der beunruhigenden Lage in Nahost sind es besonders terroristische Angriffe, die Touristen in Marokko zu befürchten haben. Zwar gebe es vor Ort erhebliche Sicherheitsmaßnahmen, das Risiko terroristischer Angriffe bestehe aber fort, schreibt das Auswärtige Amt. So wurden etwa 2018 zwei Touristinnen während einer Wanderung „nahe des Mont Toubkal im Atlasgebirge Opfer eines Gewaltverbrechens mit terroristischem Hintergrund.“

Besondere Vorsicht bestehe außerdem in bestimmten Landesteilen sowie Grenzregionen. So seien etwa Reisen in die Grenzregion von Marokko zu Algerien nicht sicher und das AA rät dringend davon ab. Die Landesgrenze zu dem marokkanischen Nachbarland ist seit 1994 geschlossen. Reisende müssen mit Festnahmen und anderen Beeinträchtigungen ihrer Sicherheit rechnen. „Wüstentouren in die Dünenlandschaften Südmarokkos (Erg Chebbi südlich von Merzouga bzw. Erg Chegaga und Erg Lihoudi südlich von Zagora)“ können jedoch weiterhin unternommen werden. Urlauber sollten dazu jedoch ortskundige Reiseveranstalter buchen, bevorzugt in einer Gruppe reisen und auf keinen Fall die Hauptstraßen verlassen. Zudem sollte die aktuelle Sicherheitslage unbedingt vor einer solchen Reise geprüft werden.

Auch vor Reisen in die Westsahara rät das AA dringend ab. Dort sei keine konsularische Betreuung möglich und abseits befestigter Straße bestehe Gefahr durch Minen und nicht-detonierte Kampfmittel, insbesondere im Grenzgebiet zu Mauretanien. Außerdem mahnt das AA Reisen ins Rif-Gebirge im Nordosten des Landes an. Dort werde Cannabis angebaut und Belästigungen durch Rauschgifthändler seien nicht auszuschließen. Reisende in dieses Gebiet sollten nicht allein unterwegs sein und keine Drogen kaufen. Drogenbesitz kann in Marokko zu hohen Freiheitsstrafen führen.

Kriminalität und Naturkatastrophen

Gefahr besteht in Marokko auch durch Raubüberfälle und Diebstähle, ganz besonders in den touristischen Gebieten. Dabei könne es „teilweise auch zum Einsatz von Gewalt und Waffen gegen Touristen kommen, besonders wenn Angreifer unter Drogeneinfluss stehen“, heißt es beim AA.

Auch die Natur kann unter Umständen die Sicherheit von Reisenden beeinflussen. So liegt das Land in einer seismisch aktiven Zone und Erdbeben können nicht ausgeschlossen werden. Im hohen Atlasgebirge muss darüber hinaus mit Überflutungen während der Regenzeit (November bis März) gerechnet werden. Auch streunende Hunde sind ein Problem und können gefährlich werden. Halten Sie Abstand.

Paare, allein reisende Frauen und LGBTQ+

Marokko ist ein muslimisches Land und der Großteil der Bevölkerung ist konservativ eingestellt. So ist auch das Rollenverständnis traditionell. Allein reisenden Frauen rät das AA, zurückhaltend aufzutreten und ein „gesundes Misstrauen“ zu zeigen. Außereheliche Beziehungen sind per Gesetz verboten und können entsprechend strafrechtlich geahndet werden. Im Hotel muss eventuell eine Heiratsurkunde vorgelegt oder getrennte Zimmer gebucht werden.

Auch sexuelle Beziehungen gleichgeschlechtlicher Partner sind verboten und können strafrechtlich verfolgt werden. In der Bevölkerung bestehen starke Vorurteile und es drohen Geld- und sogar Gefängnisstrafen von bis zu drei Jahren. Das Auswärtige Amt rät dringend zu zurückhaltendem Verhalten in der Öffentlichkeit. Im „Gay Travel Index 2024“ (TRAVELBOOK berichtete) steht Marokko auf dem 189. Platz von 210 Plätzen insgesamt, also sehr weit hinten im weltweiten Vergleich.

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Das sollten Sie bei einem Urlaub in Marokko beachten

Der vielleicht wichtigste Hinweise angesichts der aktuellen Lage in Nahost und vor Ort in Marokko ist der, die Geschehnisse im Auge zu behalten, wenn sie nach Marokko reisen möchten. Das heißt, sich in den lokalen und internationalen Medien gut zu informieren, um abschätzen zu können, wie sich die Lage entwickelt, und um zu wissen, was aktuell passiert.

Das Auswärtige Amt hat zudem eine ganze Reihe an Ratschlägen für einen sicheren Aufenthalt in Marokko veröffentlicht. TRAVELBOOK fasst die wichtigsten kurz zusammen:

  • Informieren Sie sich über die lokalen Medien und verfolgen Sie die politische Lage aufmerksam.
  • Meiden Sie Demonstrationen und größere Menschenansammlungen weiträumig, besonders nach dem Freitagsgebet.
  • Halten Sie sich in der Öffentlichkeit mit Meinungsäußerungen zum Konflikt zurück.
  • Meiden Sie die obengenannten Gebiete und versuchen Sie nicht, die Landesgrenze nach Algerien zu überqueren.
  • Reisen Sie nicht allein und abseits der Straßen.
  • Unternehmen Sie Wüsten- und andere Offroadtouren nur mit landeskundigen Reiseführern und in Gruppen.
  • Bewahren Sie persönliche Dokumente wie Ausweise, Geld und Co. sicher auf und speichern sie Kopien ab.
  • Nehmen Sie keine unnötigen Wertgegenstände und nur wenig Bargeld mit.
  • Seien Sie wachsam.
Themen Marokko News
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