11. Juni 2024, 11:48 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Die idyllische Badebucht Caló des Moro auf Mallorca gilt als eine der schönsten der Insel. Einst war sie noch ein Geheimtipp, doch mittlerweile ist der Strandabschnitt schon lange vor der Hauptsaison von Urlaubern überströmt – ganz zum Leidwesen der Einheimischen. Nun meldete sich auch die Bürgermeisterin der für die Bucht zuständigen Gemeinde zu Wort – und findet mit Blick auf die Touristenströme sehr deutliche Worte.
Die malerische Bucht Caló des Moro in der Gemeinde Santanyí wurde einst als die schönste der Insel gefeiert. Aufgrund zahlreicher Bilder auf Social-Media-Plattformen nahm der Strandabschnitt an Popularität zu. Dadurch leidet er immer mehr unter dem massiven Besucherandrang. In der vergangenen Woche kursierte ein Video in den sozialen Netzwerken, das zeigt, wie Menschenmengen an den kleinen Strand drängen, auf dem kaum noch Platz für Handtücher bleibt und die Leute dicht an dicht stehen.
Die Reaktionen auf die Aufnahmen ließen nicht lange auf sich warten. Ein Nutzer schrieb „Das ist kein Tourismus, das ist eine Invasion.“ Ein anderer kommentierte, dass das kein Leben vom Tourismus mehr sei und „es reicht“.
Bürgermeisterin: „Lasst die Bucht in Ruhe!“
Bilder wie diese heizen die derzeitigen Diskussionen um den Massentourismus auf Mallorca weiter an. Inzwischen hat sich auch Maria Pons, die Bürgermeisterin der für die Bucht zuständigen Gemeinde Santanyí, in die Debatte eingeschaltet. Wie die lokale „Mallorca Zeitung“ schreibt, fand Pons bei einer Stadtratssitzung am Montag klare Worte zum Zustand des Strandabschnitts: „Was der Caló des Moro und die benachbarte Cala s’Almunia täglich erleben, ist eine brutale Abnutzung.“ Für die Reinigung und das Aufgebot an Ortspolizisten würden Unmengen an Steuergeldern verbraucht.
Ein Dorn im Auge sind Maria Pons vor allem jene Besucher, die nur auf ein perfektes Foto für Instagram oder andere soziale Netzwerke aus sind. „Die Urlauber wechseln mitunter dreimal die Badehose, um in den Fotos den Anschein zu erwecken, möglichst oft in der Caló des Moro gewesen zu sein“, so Pons. An die Touristen gerichtet, forderte die Politikerin: „Lasst die Bucht doch einfach mal eine Saison in Ruhe. Sie braucht die Pause.“
Wie die „Mallorca Zeitung“ weiter schreibt, wollen Demonstranten am kommenden Sonntag (16. Juni) die Bucht besetzen, um so gegen den Massentourismus zu protestieren.
Immer mehr Proteste gegen Massentourismus
Im letzten Jahr kamen etwa 14 Millionen Urlauber nach Mallorca. Viele Einheimische finden, das sind zu viele. Auf einer Kundgebung Ende Mai mit mehr als 10.000 Teilnehmern wurde betont, dass die ständig wachsende Zahl an Besuchern und Ferienwohnungen für die Wohnungsnot, die „Zerstörung“ der Insel sowie die Zunahme von Staus, Verschmutzung und Kriminalität verantwortlich sei. Auch der Bürgermeister von Palma de Mallorca, Jaime Martínez, unterstützt den Wunsch der Einheimischen nach weniger Touristen. TRAVELBOOK hatte ihn bereits im März für ein persönliches Interview getroffen, bei welchem er von seinen Plänen für strengere Regeln auf der Insel erzählte. Diese könnten nun bald umgesetzt werden.
Neue Maßnahmen gegen Massentourismus auf Mallorca
Damit sich solche Bilder wie die der Caló des Moro Bucht nicht zu häufig wiederholen, möchte der Bürgermeister von Palma de Mallorca mit harten Regelungen gegen den Massentourismus auf der beliebten Insel vorgehen. Er präsentierte nun einen Maßnahmenkatalog, welcher laut „Spiegel“ folgende Regelungen beinhaltete:
- Einschränkungen bis hin zu Verboten von Partybooten,
- strengere Regeln für Kreuzfahrtschiffe, bis hin zu einem Verbot für große Kreuzfahrtschiffe,
- Gebühren für Kreuzfahrturlauber
- eine Begrenzung der Anzahl an Urlaubern, die in einer Gruppe durch die Stadt geführt werden dürfen,
- eine Beschränkung der Zufahrt von Mietwagen in die Innenstadt,
- ein absolutes Alkoholverbot auf den Straßen der gesamten Gemeinde, einschließlich der deutschen Urlauberhochburg Playa de Palma; ausgenommen Außenterrassen der Gastronomie,
- eine verstärkte Präsenz der Orts- und Nationalpolizei.
Viele der Vorschläge kann der Bürgermeister nicht alleine durchsetzen. Er braucht dafür die Zustimmung anderer Institutionen, wie zum Beispiel dem Inselrat, der Regierung der Balearen oder der spanischen Zentralregierung in Madrid. Schaut man jedoch auf die andauernden Proteste gegen Massentourismus auf Mallorca, besteht kein Zweifel, dass sich zumindest zahlreiche Einheimische die Durchsetzung der strengeren Maßnahmen wünschen würden.