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Tropisches Paradies

Nusa Lembongan ist Balis wilde kleine Schwester

Nusa Lembongan
Nusa Lembongan ist eine Trauminsel, nur etwa eine halbe Stunde mit dem Schnellboot von Bali entfernt. Hier verbrachte unser Autor die schönsten Tage seiner dreiwöchigen Reise. Foto: Getty Images
Robin Hartmann Autorenkopf
Freier Autor

6. April 2025, 8:48 Uhr | Lesezeit: 12 Minuten

Nur etwa eine halbe Stunde mit dem Schnellboot von Bali entfernt liegt die kleine Trauminsel Nusa Lembongan. Obwohl so nahe am Puls des Tourismus-Hotspots, fühlt man sich hier mitunter wie in einer anderen, märchenhaften Welt. Auf einer dreiwöchigen Reise nach Bali verbrachte unser Autor die schönsten und entspanntesten Tage auf dieser Insel.. Was es auf Nusa Lembongan zu entdecken gibt, verrät er Ihnen hier.

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Endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, drosselt unser von dem Hafen Sanur auf Bali kommendes Schnellboot seine brüllenden, PS-starken Motoren, und das flaue Gefühl im Magen lässt langsam nach. In der Kajüte ist es eng, bis auf den letzten Platz besetzt, und alle wollen jetzt nur noch eines: An Land gehen, Nusa Lembomgan entdecken. Die kleine, wilde Nachbarinsel von Bali. Und die kommt langsam in Sicht, begrüßt uns mit einem wahren Postkarten-Panorama. Palmen, weißer Strand, unzählige bunte Hütten, dazu mitten in der Regenzeit ein Wetter wie gemalt. Und schon liegen wir vor Anker, plumpsen die Ersten auf etwas wackligen Beinen an Land. Unser Hafen heißt übrigens Mushroom Beach, als wären wir mitten in einem abenteuerlichem Level des Videospiels „Mario Kart“.

Ich weiß, es hört sich absolut verrückt an, doch die schönsten Tage eines dreiwöchigen Urlaubs mit meiner Freundin auf Bali verbrachte ich gar nicht auf Bali selbst. Sondern eben auf Nusa Lembogan. Wo fast keine Autos fahren, und im Vergleich zum Mutterschiff auch nur sehr wenige Motorroller. In kürzester Zeit sind verschiedene Traumstrände entspannt zu Fuß erreicht, und das gletschereisblaue Meer ist immer nur einen Steinwurf entfernt. Wo sich ein noch ziemlich ursprüngliches Paradies finden lässt, das gerade erst vom Tourismus wachgeküsst wird. Oder K.O. geschlagen, je nachdem, wie man die Sache persönlich auslegen möchte. Wo das Leben und seine Geschwindigkeit scheinbar noch nach ganz anderen Uhren abzulaufen scheint. Nämlich überhaupt keinen. Zeit war nur ein relatives, abstraktes Konstrukt in diesem Garten Eden. Sicher ist nur, am Ende ist es immer zu wenig.

Kaum Taxis auf der Insel

Nusa Lembongan
Das Meer vor Nusa Lembongan hat eine Farbe wie ausgedacht. Im Hintergrund ist der Mount Agung zu erkennen, der höchste Berg auf Bali. Foto: Getty Images

Doch all das sollten wir erst noch ganz langsam entdecken, die Ankunft selbst war für uns erst einmal etwas stressig. Denn im Gegensatz zu Bali warteten nicht an jeder Ecke zahllose Taxifahrer, um uns in unser Hotel zu bringen. Und die wenigen, die es gab, hatten bereits in Windeseile zahlungskräftige Kundschaft aufgetan. Trotz der Tatsache, dass auf einer vermeintlich abgelegenen Insel wie Nusa Lembongan ein solcher Dienst, wie auch vieles andere, natürlich etwas mehr kostet. Das gilt auch für die Lebensmittel, in vielen Restaurants aber erfreulicherweise nicht für die Speisekarte. Der Strand leerte sich also, zurück blieben wir, etwas ratlos, aber mit mittlerweile großem Appetit. Und so war vor allem ich etwas verstimmt, als wir in unserem schönen Beach-Ressort „Paus Putih“ ankamen.

Ein kleiner Imbiss mit Blick auf das traumhaft blaue Meer, schon war die Laune wieder besser. Und wurde noch gesteigert durch die Gesellschaft des englischen Pärchens Mark und Martin, in der Folge nur noch M&M genannt. Unsere Holzhütte klein, aber fein, keinerlei Luxus zwar, aber ein großes, gemütliches Bett und ein sauberes Badezimmer. Umgerechnet knapp 47 Euro für uns beide, 800.000 Indonesische Rupien, da konnte man nicht meckern. Zumal wir einfach ohne jegliche Reservierung dort aufgetaucht waren, in der Annahme, wir wären ja quasi die Entdecker von Nusa Lembongan. Ein Glück, dass wir auf Reisen scheinbar gepachtet haben, das man in der Hauptsaison aber wohl besser nicht auf die Probe stellen sollte.

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Ein echter „Wow“-Ort

Und dann ging es, gemeinsam mit M&M, auch schon ans Entdecken. Immer an der Küste entlang, bahnten wir uns unseren Weg am Meer schon bald über einen schmalen, abenteuerlichen Dschungelpfad. Und gelangten, nachdem wir unter einem umgestürzten Baum durchge-limbot waren, zu dem ersten von unzähligen „Wow“-Orten auf der Insel. Einer kleinen, hufeisenförmigen Bucht namens Coconut Bay, mitunter wegen seiner Abgelegenheit auch als „Secret Beach“ bezeichnet. Zwei kleine Restaurants mit Café, eine Surfschule, trotz der traumhaften Schönheit nur sehr wenige Menschen. Wir wussten es noch nicht, aber hier würden wir die meiste Zeit und auch die sorglosesten Stunden auf Nusa Lembogan verbringen. Es fühlte sich aber sofort wie ein Ort an, den man nie wieder verlassen möchte.

Hier trafen wir dann auch „Captain Yin Yang“, der eigentlich Komang heißt. Vater von vier Kindern, volltätowiert, Typ Surfer. Er machte uns für den nächsten Morgen einen Schnorchel-Trip mit seinem modernen Boot schmackhaft, der am Ende zu den schönsten Erlebnissen unserer gesamten Reise zählen sollte. Erstmal badeten wir aber entspannt in der wunderbar seichten Brandung, sahen Menschen jeden Alters beim Wellenreiten zu, tranken Eiskaffee, sonnten uns auf unseren Handtüchern. Am frühen Abend spazierten wir dann weiter an der Küste entlang, jetzt auf einer sehr eleganten Promenade, vorbei an noblen Restaurants, Spas und auch zahlreichen Baustellen, die jetzt schon von der Zukunft von Nusa Lembongan kündeten.

Ein unvergesslicher Schnorchel-Trip

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Ein Mantarochen im Meer in der Manta Bay vor Nusa Penida. Von Nusa Lembongan kann man Schnorcheltouren hierher unternehmen. Foto: Getty Images/Westend61

Wir aßen dann schließlich in dem sehr hippen „La Bianca“ zu den Klängen von Lounge-Musik und der Brandung mit Blick auf den Sonnenuntergang ausgezeichnet Fisch. Für den Rückweg zum Hotel engagierten wir ein älteres Paar, das uns mit ihren Motorrollern chauffierte. Und das war dann auch das erste richtige Abenteuer. Denn die Straßen auf Nusa Lembongan muten mitunter an, als wären sie nicht gebaut worden, sondern eher zufällig durch die tektonische Verschiebung der Erdplatten entstanden. Ganze Teams von Arbeitern sind täglich unterwegs, um sie, mit Sicheln ausgerüstet, vom alles verschlingenden Bewuchs des Dschungels möglichst freizuhalten. Und so hielt ich mich während der Fahrt sehr fest und war aufgeregt und dankbar, als diese überstanden war.

Nach einem eher kargen Frühstück im Hotel machten wir uns dann mit M&M am nächsten Morgen auf den Weg zurück zur Coconut Bay, wo „Captain Yin Yang“ schon auf uns wartete. Im Gegensatz zu manchen doch eher archaisch anmutenden Barken auf Nusa Lembogan ist sein Boot ein moderner Fiberglas-Bolide mit 300 PS. Gerade einmal 350.000 Indonesische Rupien, also gut 20 Euro, kostet bei ihm die etwa dreistündige Tour, wobei drei verschiedene Schnorchel-Spots angesteuert werden. An Bord gibt es sowohl genügend Rettungswesten als auch ein gut ausgestattetes Erste-Hilfe-Set und genug im Preis inbegriffenes Wasser. Der Clou aber: Der Kapitän arbeitet nicht alleine, sondern mit drei Kollegen, die die Gäste während des gesamten Trips bei ihren Abenteuern im Wasser filmen und fotografieren. Und gleich der erste Spot sollte Bilder liefern, die zuhause für weit offene Münder sorgten.

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Majestätische Rochen und verschmutztes Meer

Es ging zu einem Ort namens Manta Bay, benannt nach den Rochen, die dort regelmäßig auftauchen. Und tatsächlich, bei unserer Ankunft waren auch schon mehrere der Riesen vor Ort, und wir tauchten ein in ihre magische Unterwasser-Welt. Das Gefühl, wenn ein solcher sanfter Gigant lautlos wie ein Engel an einem vorbei schwebt, so nah, dass man meint, ihn berühren zu können, lässt sich kaum in Worte fassen. Wir hatten das Glück, dass gleich mehrere Manta-Rochen ihre schwerelose Flugshow für uns absolvierten. Minuten vergingen wie Sekunden, immer wieder wendeten die Tiere und glitten aufs Neue vorbei. So, als würden sie ihren Auftritt vor dem begeisterten Publikum selbst so richtig genießen. Vor uns hätten genauso gut auch Außerirdische stehen können, und ich wäre nicht weniger verzaubert gewesen.

Eines, und das kann ich nicht verhehlen, trübte die Stimmung aber ganz erheblich. Und das ist der unfassbar viele Müll, der hier im Meer herum treibt. Ich muss wirklich sagen, dass ich noch nie in meinem Leben irgendwo auf der Welt so stark verschmutztes Wasser gesehen habe. Ein tieftrauriges Zeugnis dessen, was der Mensch seinem Planeten antut. In der Folge sammelten wir dann auch beim Schnorcheln immer wieder Abfall ein, bis sich an Bord mehrere Kilo davon befunden haben müssen. Das beeinträchtigte dann auch die weiteren Erlebnisse, und obwohl wir sogar noch Schildkröten beobachten durften, blieb bei Allen neben der Begeisterung auch ein flaues Gefühl zurück. Plötzlich konnte man sich problemlos vorstellen, warum Wissenschaftler warnen, in den Ozeanen könnte es schon sehr bald mehr Plastik als Biomasse geben.

Per Brücke auf die Nachbarinsel

Nusa Lembongan
Diese Brücke verbindet seit 2017 Nusa Lembongan mit seiner Nachbarinsel Nusa Ceningan. Man kann sie nur zu Fuß oder per Motorroller überqueren. Foto: Getty Images

Zurück an Land entdeckten wir dann eine wahre Insel-Perle von Nusa Lembongan, das kleine, überaus gemütliche Café „Tales“. Neben den üblichen Heißgetränken bietet dieses nicht nur ein ausgezeichnetes Frühstück, sondern auch eine internationale Auswahl gebrauchter Bücher zum kaufen und/oder tauschen. In tiefen, mit grünem Samt bezogenen Sesseln, die auch in einem englischen Country Club stehen könnten, sitzt man, ob nun bei ausgewählter Lektüre oder gar einem der diversen Brettspiele, sehr bequem. Einen Nachmittag, an dem ein wahrer Tropensturm mit Starkregen über die Insel hereinbrach, verbrachten wir entspannt und bei mehreren Kaffee hier. Nur die schmalzig-süßliche Mischung an modernen Pop-Songs war gewöhnungsbedürftig, aber derselbe Mix wird scheinbar meiner Erfahrung nach überall, auch auf Bali gespielt.

Wer ein echtes Abenteuer erleben möchte, der kann, ob nun zu Fuß oder mit dem Roller-Taxi, die sogenannte „Gelbe Brücke“ besuchen. Und die ist etwas ganz Besonderes, denn sie verbindet Nusa Lembongan mit der noch kleineren und urtümlicheren Nachbarinsel Nusa Ceningan. Obwohl erst 2017 eröffnet, ist sie aufgrund der Meeresluft und dauerhaft hohen Luftfeuchtigkeit derart verrostet, als handele es sich um ein antikes Relikt. Nur laufend oder mit dem Scooter kann man sie überqueren, für Autos ist sie zu schmal. Da mussten wir natürlich rüber, und liefen auf der anderen Seite sofort dem Guide Judi in die Arme. Für gerade einmal 400.000 Rupien (gut 23 Euro) bot er sich uns für den Rest des Tages als privater Chauffeur an, und dank ihm lernten wir Nusa Ceningan etwas kennen und sehr lieben.

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Ruinen mit Ausblick und Traumstrände

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Der Manahan Beach ist einer der schönsten Orte auf der kleinen Insel Nusa Ceningan Foto: Getty Images

Zunächst fuhr er mit uns zu einer wahren Skurrilität, dem „Sky View Club“ auf dem höchsten Punkt der Insel. Der Wagen ächzte die schmalen Pfade quasi im Schritttempo aufwärts, und was dann schließlich vor uns lag, sollte wohl eine Art Ressort sein, erinnerte aber eher an eine versunkene Dschungel-Ruine. Aus den selben Gründen wie die „Gelbe Brücke“ wirkte der erst 2018 eröffnete Club unglaublich heruntergekommen, was bei dem absolut sensationellen Ausblick von hier eine wahre Schande war. Eigentlich, so dachten wir, müssten sich hier Influencer in kilometerlangen Schlangen drängeln, um die Sicht auf das Meer, Bali und seine Vulkane zu genießen. Stattdessen waren wir mutterseelenallein und genossen einen frischen Melonensaft zu unserem Panorama.

Der nächste Stopp war die „Blaue Lagune“. Eine Bucht, in der sich das Meer mit unvorstellbarer Gewalt gegen die Steilküste warf. Direkt gegenüber eine Treppe, die zum Traumstrand Manahan Beach führte. Der Ozean brandete hier ideal zum Baden ans Land, und bei einem Spaziergang am Strand konnte man herrlich bunte Muscheln und Korallen entdecken. Achtung, liebe Sammler: Informieren Sie sich bitte vorab über die balinesischen Ausfuhrbestimmungen, um ein unangenehmes Erlebnis bei der Heimreise zu vermeiden. Den Cinemascope-Sonnenuntergang bestaunten wir dann auf einer Klippe bei einem weiteren verlassenen Ressort in Gesellschaft zweier einheimischer Mädels. Diese hatten nicht nur einen entzückenden Welpen dabei, sondern boten uns auch wie selbstverständlich von ihrem mitgebrachten Abendessen an.

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Zurück auf Nusa Lembongan, natürlich per Scooter-Taxi, trieb uns der Appetit dann in die riesige Anlage „Le Nusa Beach Club“ am anfangs erwähnten Mushroom Beach. Die Preise hier waren verdächtig niedrig, das Essen aber letztlich absolut hervorragend. Im zentraler im Dorf gelegenen „L Good“ speist man auch günstig, aber nicht so gut, dafür gibt es hier jeden Abend Live-Musik. Auch auf Balis kleiner Nachbarinsel müssen Sie auf Street Food wie leckere Bakso-Suppe nicht verzichten, wenn Sie zwischendurch die Lust auf einen Imbiss überkommt. Letzteres ist eine kräftige Brühe mit Reis, Tofu und Fleischbällchen, mein erklärtes Lieblingsessen während des Urlaubs. Und dazu meistens noch nicht einmal zwei Euro „teuer“.

Die restlichen Tage, die mit Abstand heißesten auf Nusa Lembogan, verflogen dann nur so an unserer Coconut Bay. Die Sonne briet unsere Haut auf Backhähnchen-Stufe, und meine Freundin nahm bei „Captain Yin Yangs“ Bruder Madi zwei morgendliche Surf-Lektionen. Während ich einfach nur faul und zufrieden da lag, gelang es ihr am Ende sogar, auf dem Brett stehend ein paar Wellen zu bezwingen. Das Meer sah aus wie gephotoshopt, die Palmen wiegten sich in sanftem Wind, und bei einem weiteren der unzähligen Eiskaffees waren wir uns einig. Wir kommen auf jeden Fall wieder zurück nach Bali. Aber das nächste Mal fahren wir dann gleich weiter nach Nusa Lembongan.

Themen Asien Bali Indonesien

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