20. März 2024, 15:24 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Gleich zwei beliebte spanische Ferienorte sorgen gerade für Schlagzeilen: Mit fragwürdigen Protestaktionen machen sie deutlich, dass Touristen hier nicht mehr willkommen sind. TRAVELBOOK hat die Infos.
Direkt nach dem eigenen Land ist Spanien laut DRV das liebste Urlaubsreiseziel der Deutschen. Das gilt nicht nur für das „17. Bundesland“ Mallorca, sondern für zahlreiche weitere Regionen des vielseitigen Landes im Süden Europas. Doch nicht nur aus Deutschland, sondern auch aus vielen anderen, vornehmlich europäischen Ländern, ist der Ansturm auf die spanischen Urlaubs-Hot-Spots stets groß.
Vielerorts ist vom sogenannten Overtourism die Rede – TRAVELBOOK sprach erst kürzlich im Interview mit dem Bürgermeister von Palma de Mallorca über unter anderem genau dieses Thema. Verschiedenen Medienberichten zufolge zeigten sich nun an gleich zwei spanischen Ferienorten die Einwohner in den vergangenen Tagen mit Protest besonders wehrhaft gegen die Touristen und ihr Verhalten.
Kanarische Inseln: Abhängig vom Tourismus, aber kurz vor dem Kollaps
Bereits Anfang März berichteten deutschsprachige Medien wie „Watson“ mit Berufung auf einen Bericht der „Canarian Weekly“ von besonderen Vorkommnissen im Örtchen Palm-Mar auf Teneriffa: Wie die Bilder von „Canarian Weekly“ zeigen, wurden hier unterschiedlichste Graffiti-Parolen an verschiedenen Orten der Stadt gesprüht. Die Botschaften unter anderem: „Tourist go home“, „My mysery is your paradise“ oder „Destroying biodiversity“.
Auch wenn der Tourismus die mit Abstand wichtigste Einnahmequelle der Kanaren ist (laut „Spiegel“ hängen 80 Prozent des Wirtschaftsvolumens direkt oder indirekt am Tourismus), überraschen die wütenden Aussagen der Einheimischen wenig. Wie der britische „Mirror“ berichtet, warnen Fachleute aufgrund der steigenden Tourismuszahlen vor einem „systemischen Kollaps“ der Kanaren. Zudem berichteten lokale Medien erst kürzlich über einen Wassernotstand auf Teneriffa.
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Ebenfalls Protest im spanischen Ferienort Málaga: „Geh verdammt nochmal nach Hause“
Nun machen auch die Einwohner von Andalusiens Ferien-Metropole Málaga mit einer ähnlich provokanten Aktion auf Missstände aufmerksam. Diese richtet sich, wie es scheint, unter anderem gezielt gegen die Umwandlung von Wohnraum in renditestarke private Ferienwohnungen. Wie aus einem Bericht von „Euronews“ hervorgeht, finden sich an zahlreichen Hauswänden und -türen in der Stadt Sticker, die klare Botschaften enthalten. Übersetzt aus dem Spanischen sagen diese etwa „Dies war früher mein Zuhause“ oder „Das hier war einmal das Stadtzentrum“.
Andere Sticker lesen sich den diversen Posts in den sozialen Medien nach zu urteilen weniger argumentativ, sondern schlicht wütend – darunter zum Beispiel „Es stinkt nach Touristen“ oder „Geh verdammt nochmal nach Hause“. Wie die Zeitung „Diario Sur“ berichtet, wurde die Stickeraktion von Barbetreiber Dani Drunko initiiert. Dieser sei eigenen Angaben zufolge selbst Opfer der Spekulation mit privaten Ferienwohnungen geworden, als sein Vermieter ihn vor die Tür gesetzt habe, um seine Wohnung in ein ebensolches Objekt umzuwandeln.
Dass die Einheimischen in den betroffenen spanischen Ferienorten mit dem Protest ihrem Ärger und ihrer Verzweiflung Luft machen wollen, ist angesichts ihrer Lage sicherlich für viele verständlich. Ob die Aktionen wirklich für eine Besserung der Umstände sorgen werden, bleibt jedoch fraglich.