
19. März 2025, 6:39 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten
Einer der schönsten und zugleich faszinierendsten Orte auf Bali liegt im grünen Herzen der Insel. Wo die Erde besonders fruchtbar und Wasserquellen zahlreich sind, betreiben die Menschen auf den Reisterrassen von Jatiluwih noch eine Landwirtschaft wie einst ihre Vorväter. Dies verdankt sich hauptsächlich einem ausgeklügelten Bewässerungssystem, das bereits seit dem 9. Jahrhundert existiert und heute sogar als UNESCO-Welterbe anerkannt ist. Unser Autor hat hier einen magischen Nachmittag erlebt.
Übersicht
Ein herrlich milder, früher Nachmittag auf Bali, ich setze wie hypnotisiert einen Fuß vor den anderen, ganz langsam, und staune. Der Blick geht in eine scheinbar unendliche grüne Weite von Feldern, der Natur abgetrotzt aus dem dichten Dschungel ringsherum. Am Horizont ziehen dicke Wolken und bleiben manchmal an den zahlreichen Vulkankegeln hängen. Dank dieser ist die Erde hier so fruchtbar wie nirgends sonst auf der Insel. Alle paar Minuten kreischt irgendwo ein Vogel, im Hintergrund sind die wenigen anderen Besucher nur als kleine Farbklekse wahrnehmbar. Ansonsten ist es um mich herum unglaublich still. Doch, da ist ein Geräusch, das mich auf Schritt und Tritt auf meiner Wanderung durch die Reisterrassen von Jatiluwih begleitet wie ein Mantra. Das Rauschen des Wassers.
Dank unserem Fahrer Adi bin ich an einem der faszinierendsten Orte von Bali angekommen. Nicht nur sind die Reisterrassen von Jatiluwih ein ursprüngliches, etwa 600 Hektar großes Areal, in dem man einmalig schöne, mitunter stundenlange Spaziergänge machen kann. Sie zeugen auch von einer erstaunlichen Errungenschaft, die zurück geht auf das 9. Jahrhundert und dank derer der Reis hier immer noch ohne jeglichen Kunstdünger und Pestizide angebaut werden kann. Das sogenannte Subak-System, ein Name, der in etwa mit „Bewässerungsgemeinschaft“ übersetzte werden könnte. Dieses geht wiederum zurück auf eine uralte Philosophie namens Tri Hita Karana, die vor etwa 2000 Jahren entstand.
Seit über tausend Jahren unverändert

Wie ich vor Ort lerne, beschreibt sie die Heilige Dreifaltigkeit der spirituellen Welt mit jener der Natur und der Menschen. Auf Bali gibt es heute laut der UNESCO immer noch etwa 1200 dieser Subaks. Dabei handelt es sich um Wasserkollektive, die zwischen 50 und 400 Mitgliedern haben. Die Reisterrassen von Jatiluwih, benannt nach dem gleichnamigen Dorf, sind die größten ihrer Art auf der gesamten Insel. Das Wasser, das sie nutzen, fließt dabei aus Flüssen und Quellen in den höher gelegenen Regionen über ein ausgeklügeltes System an Kanälen und Tunneln in die tieferen Bereiche. Die Gemeinde kann es so je nach Bedarf immer genau dorthin leiten, wo es gerade am dringendsten benötigt wird. Über diesen Prozess wird stets demokratisch abgestimmt.
Auch interessant: Die besten Tipps für die hippe Beachtown Canggu auf Bali
Regelmäßige Rituale für fruchtbare Ernten
Zentrale Schnittstellen bzw. Ursprünge dieser Subaks sind dabei die zahlreichen Wassertempel auf Bali. Sie sind an bestimmten Stellen errichtet, weil das Wasser entweder hier entspringt, oder auf dem Weg zu den Menschen die Anlagen passieren muss. Dort führen Pemangku genannte Priester regelmäßig Rituale durch, welche die Götter milde stimmen und für eine reiche Reis-Ernte sorgen sollen. Der Kratersee Lake Batur gilt bei den Balinesen als Ursprung jeder Quelle und jedes Flusses auf der Insel, weswegen er als besonders heilig verehrt wird. Auch der Königliche Wassertempel Pura Taman Ayun hat unter den zahlreichen Anlagen auf der Insel eine übergeordnete Bedeutung. Seit nunmehr über tausend Jahren funktionieren die Subaks unverändert, und schenken den Menschen auf Bali regelmäßig hohe Erträge. So auch auf den Reisterrassen von Jatiluwih.
Die Terrassen zu Fuß oder mit dem Rad erkunden

Für eine Erkundung dieses einmaligen UNESCO-Welterbes, denn das sind sie bereits seit 2012, gibt es mehrere unterschiedlich lange Wege. Auf ihnen bewegt man sich entlang der Reisterrassen von Jatiluwih auf schmalen, mitunter steilen Pfaden, die einen mitten hinein führen in das grüne Herz dieser Wunder-Landschaft. Und tatsächlich, überall fließen hier kleine und größere Rinnsale stetig und fröhlich gluckernd über die Felder, die teilweise knöcheltief unter Wasser stehen. Genau diese Bedingungen braucht der Reis zum Wachsen. Und während meine Freundin und ich mehr fotografieren als eigentlich laufen, können wir sogar dabei zusehen, wie zahlreiche Arbeiter die jungen Setzlinge in den Boden bringen.
Der längste Rundweg dauert vier Stunden
In einer atemberaubenden Geschwindigkeiten pflanzen sie Reihe um Reihe kleiner Triebe, von denen jeder irgendwann einmal eine ausgewachsene Pflanze sein wird. Innerhalb von nicht einmal zehn Minuten haben zwei Menschen ein kleines Feld befüllt, den ganzen Tag tief über den lehmigen, mit Wasser gesättigten Boden gebeugt. Wie lange es dauern mag, bis einmal die gesamten Reisterrassen von Jatiluwih bepflanzt sind, vermag man sich nicht wirklich vorzustellen. Das hügelige Areal ist jedenfalls so weitläufig, dass der längste Rundweg hier zu Fuß gute vier Stunden dauern kann. Manche Besucher mieten sich daher sogar lieber Fahrräder, um die Landschaft zu erkunden.
Ruhe und Entspannung
Wir haben das Glück, in der Nebensaison zu den Reisterrassen von Jatiluwih gekommen zu sein. Denn normalerweise, so unser Fahrer Adi, platzt dieser Ort ob seiner Schönheit aus allen Nähten. Bei unserem Besuch treffen wir dagegen nur selten auf andere Touristen, können die immer wieder unglaublichen Anblicke ganz für uns und in eigenem Tempo genießen. Mit jedem Schritt eröffnen sich andere, schöne Perspektiven und natürlich Fotomotive, so dass unsere Handykameras gar nicht mehr stillstehen. Zugleich senkt sich ob der Stille und der Urtümlichkeit der Natur eine wunderbare Ruhe und Entspannung wie eine warme Decke über Körper und Geist.
Auch interessant: »Darum war mein Besuch im Dorf der Delfine auf Bali so unvergesslich
Verschiedene Stände bieten Stärkungen an
Die Reisterrassen von Jatiluwih sind so weitläufig, dass man unterwegs immer wieder kleine Stände findet, an denen man sich stärken kann. Wir genießen mit bestem Blick auf die Landschaft eine frische Kokosnuss für umgerechnet gut 50 Cent, dazu ein improvisiertes Gespräch mit Händen und Füßen mit den beiden sympathischen Verkäuferinnen. Irgendwann kehren wir eigentlich nur zurück, weil wir unseren Fahrer nicht unnötig lange warten lassen möchten. Die 50.000 Rupien Eintritt, also gut 2,80 Euro, die wir als Touristen für den Einritt bezahlen mussten, haben sich auf jeden Fall mehr als gelohnt.

Übersicht Bali – die schönsten Reiseziele und besten Tipps

TRAVELBOOK-Autor vor Ort Warum sich ein Trip nach Bedugul auf Bali in der Nebensaison lohnt

Indonesien Die besten Tipps für einen Urlaub auf Bali
Tegallalang ist eine Touristenfalle

Während eines Urlaubs auf Bali kann man übrigens nicht nur die Reisterrassen von Jatiluwih besuchen, sondern auch noch andere ihrer Art. Die vielleicht bekanntesten und vor allem bei jungen Reisende beliebtesten dürften die Reisfelder von Tegallalang in der Nähe von Ubud sein. Während Sie in Jatiluwih jedoch noch ein Stück echtes Bali zu sehen bekommen, sind die letztgenannten eigentlich eine ziemliche Touristenfalle. Landschaftlich ebenfalls sehr schön, wird die Harmonie hier aber allein schon durch die schieren Massen zerstört, die sich selbst in der Nebensaison über den Ort ergießen.
Das Gelände wirkt dann auch eher wie ein balinesisches Disneyland. Man kann mit verschiedenen Ziplines fahren, an den berühmten Bali Swings, also Schaukeln, für besonders Instagram-taugliche Bilder sogar beeindruckend wallende Kleider für einen kurzen Fotoshoot mieten. Dafür stehen dann manche Menschen offenbar auch gerne eine halbe Stunde an. All diese Attraktionen zentrieren sich um den Eingang, man wird regelrecht abgefangen. Auch von Tegallalang brachte ich schließlich tolle Naturbilder mit heim, das lässt sich nicht bestreiten. Doch wer lieber einen authentischen Einblick in ein echtes UNESCO-Welterbe erleben möchte, wo Menschen noch Landwirtschaft betreiben wie vor mehr als tausend Jahren schon, sollte unbedingt die Reisterrassen von Jatiluwih besuchen.
Auch interessant: Warum sich ein Trip nach Bedugul auf Bali in der Nebensaison lohnt

Die Jatiluwih-Reisterassen waren das Highlight meiner Bali-Reise
Mein Bali-Urlaub war vor allem von einem geprägt: vielen Menschen. Besonders in den beliebten Hotspots wie Canggu war man stets einer von vielen, und der gesamte Ort schien darauf ausgelegt, die Wünsche der Touristen bestmöglich zu erfüllen. Zwischen all den Frühstückscafés, Boutiquen und Yoga-Studios blieb jedoch wenig von der atemberaubenden Natur spürbar, die Bali eigentlich auszeichnet.
Umso beeindruckender waren die Jatiluwih Reisterrassen – für mich das absolute Highlight unserer Reise. Zum ersten Mal waren wir fast allein, was vielleicht auch daran lag, dass wir in der Nebensaison unterwegs waren. Die Felder erstreckten sich endlos, ein Meer aus leuchtendem Grün, an dem man sich kaum satt sehen konnte. Es war einer der wenigen Orte, die noch weitgehend unberührt vom Massentourismus wirkten – und genau das machte ihn so besonders.
Mein Tipp: Bucht euren Fahrer am besten direkt für die Rückfahrt mit, denn ab einer gewissen Uhrzeit kann es schwierig werden, jemanden zu finden, der euch wieder abholt.