28. Mai 2024, 15:02 Uhr | Lesezeit: 2 Minuten
Perle des Baltikums wird Riga auch genannt. Doch neben der Jugendstilarchitektur gibt es in der Stadt noch Bauten aus der Zeit der sowjetischen Besatzung. Der russische Angriffskrieg in der Ukraine beschleunigt den Prozess, sich dieser Altlasten zu entledigen, wie Bürgermeister Vilnis Kiris im TRAVELBOOK-Interview erklärt.
Die Hauptstadt Lettlands steht vor einer langwierigen Herausforderung, die Überbleibsel der Sowjetära zu beseitigen und die städtische Landschaft zu modernisieren. „Ungefähr 60 Prozent des Wohnungssektors stammt aus der Zeit der sowjetischen Besatzung“, sagte Rigas Bürgermeister Vilnis Kirsis im Interview mit TRAVELBOOK. „Wir werden noch Jahrzehnte benötigen, um das zu korrigieren.“ Er erklärte, dass sich Riga beim Umgang mit den Sowjetbauten an Beispielen aus dem Osten Deutschlands orientiere, wo ähnliche Probleme bewältigt werden.
Die russische Invasion in der Ukraine hat auch Diskussionen über den Umgang mit vermeintlichen Sehenswürdigkeiten ausgelöst. So riss Riga 2022 das „Siegerdenkmal“ aus der Sowjetzeit ab. „Es ist wichtig, diese Verbindung zwischen der sowjetischen Vergangenheit und der heutigen Zeit auszulöschen“, betonte der Bürgermeister. Die Entfernung des Denkmals habe eine „tiefgehende Bedeutung für die Menschen in Lettland.“
„Der deutsche Markt hat weiterhin eine entscheidende Bedeutung“
Sowohl die Coronapandemie als auch der russische Angriffskrieg hatten und haben Auswirkungen auf den Tourismus in Lettland und der Hauptstadt Riga. „Der Einfluss ist spürbar, aber nicht genau zu beziffern“, sagte Kirsis zu TRAVELBOOK. Der Anteil russischer Touristen, der vor dem Krieg bei 14 Prozent lag, sei nun nahezu null. Dennoch konnte Riga im Jahr 2023 ein starkes Wachstum im Tourismussektor verzeichnen. Die Stadt zog 1,2 Millionen Besucher an, was einem Zuwachs von 22 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht.
Nach dem Wegfall des russischen Marktes konzentriere man sich jetzt auf die Entwicklung neuer Märkte wie Polen und Skandinavien. „Aber der deutsche Markt hat weiterhin eine entscheidende Bedeutung“, so Kirsis. „Vor der Pandemie war der deutsche Markt nach Russland der zweitwichtigste. Wenn es so weitergeht, könnten deutsche Touristen sogar noch in diesem Jahr die Nummer eins bei den Besucherzahlen werden.“
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Riga-Airport „nicht mehr der Knotenpunkt zwischen Ost- und Westeuropa“
Der Krieg in der Ukraine hat auch direkte Folgen für die Entwicklung des Rigaer Airports und seine Rolle in der Region: Man sei wegen der Sperrung des Luftraums für russische und belarussische Airlines „nicht mehr der Knotenpunkt zwischen Ost- und Westeuropa“, erklärte Vilnis Kirsis. „Dieses Modell funktioniert demnach nicht mehr. Wir müssen uns umorientieren, etwa in Richtung Skandinavien oder anderer Regionen.“ Insgesamt seien die Zahlen des Airports aber vielversprechend.