28. Oktober 2024, 17:08 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Mit ihrer einzigartigen Mischung aus atemberaubenden Landschaften und einer Vielfalt an Naturschönheiten wie Vulkanen und Gletschern ist Island das perfekte Ziel für einen Roadtrip. TRAVELBOOK-Autorin Alexandra Cavelius hat genau das gemacht und berichtet von ihren ganz persönlichen Highlights der Westfjorde in Island.
Weite, Ruhe und Naturgenuss pur! Die Westfjorde gehören nicht nur zum ältesten Teil Islands, sondern auch zum Ursprünglichsten. Entlang verästelter Meeresbuchten über teils schneebedeckte Geröllfelder bis hin zu rosa sowie goldenen Paradiesstränden schlängelt sich die Hauptroute für Bus und Auto. Zum Anhalten locken bunte Vogel- und Pflanzenwelt, dampfende Hotpots oder Cafés mit einmaliger Aussicht aufs Meer.
Aufgrund der zahlreichen landschaftlichen Attraktionen gilt für den Fahrer allerdings die strikte Devise: „Eyes on the road!“ (also: Augen auf die Straße). Die Versuchung wäre sonst zu groß, sich beispielsweise von schnaubenden Buckelwalen an der Küste, faulenzenden Robben auf den Klippen oder magisch anmutenden Wasserfällen ablenken zu lassen. Hinweis: Nur im Sommer, von Mai bis September, ist die Straße gut zu befahren. Ein kleiner Teil ist nicht so gut befestigt und Allrad-Antrieb ist auf jeden Fall empfehlenswert. Hat man all das bedacht kann es losgehen mit dem Roadtrip durch Island. Vielleicht können meine ganz persönlichen Highlights der Westfjorde Sie ja für Ihre nächste Reise inspirieren.
1. Ísafjörður – Hauptstadt der Fjorde
Malerisch umrahmt von hohen Bergen zeigt sich die kleine Hafenstadt Isarfjördur mit rund 2700 Einwohnern, in deren Fjord sogar mächtige Kreuzfahrtschiffe anlegen. Auf einer hufeisenförmigen Sandbank errichtet, in deren Mitte der Hafen liegt, finden Reisende im kulturellen Zentrum der Westfjorde unter anderem verschiedene Restaurants, hübsche Holzhäuser aus dem 18. Jahrhundert sowie ein Museum, das die interessante Geschichte von Menschen, Stadt und Fischindustrie aufzeigt. Wer Lust hat, bucht im Sommer eine Kajak- oder Radtour. Im Winter treffen sich in Ísafjörður auch Skifahrer und Tourengeher.
2. Rauðisandur Strand
Als „schönster Strand Islands“ wird der Rauðisandur Strand von vielen Bloggern gelobt. Man gelangt zu ihm am Ende einer langen Schotterstraße im Südwesten, die sich um enge Kurven schraubt und nicht zu enden scheint. Dort liegt unter einem einsam und verlassen der etwa zehn Kilometer lange und rötlich schimmernde Sandstrand. Er ist vor allem eine Überraschung, weil die meisten Strände Islands schwarz wie die Nacht sind, da sie aus erkalteter Lava bestehen. Abhängig vom Licht verändern sich an diesem Strand hingegen die rötlichen Farbnuancen beständig zwischen Rosa, Orange- und Gelbtönen. Dazwischen glitzert das Wasser wie Gold in kleinen Mulden, dahinter erstreckt sich das azurblaue Meer bis zum Horizont.
Und wie kommt man dort am besten hin? Am Südrand nehmen Sie die Abzweigung von der Straße 612 zur 614. Es folgt ein etwa 10 Kilometer langer kurviger und steiler Schotterweg. Unten am Berg angelangt führt die Abzweigung rechts nach etwa einem Kilometer zu einer kleinen Kirche sowie einem Café, Franska Kaffihusid, das im Juni 2024 leider geschlossen war. Für einen Spaziergang und ein Picknick am Strand empfiehlt sich, die Ebbe abzupassen und einen gut gefüllten Korb mit Leckereien und Getränken einzupacken, da es in der Nähe kein Restaurant gibt. Zum Strand führt nur der eine Weg, den man auch wieder zurückfahren muss.
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3. Halbinsel Látrabjarg: Wunderbare Vogelwelt
Eines der größten Naturschauspiele am westlichsten Punkt Islands bietet der sogenannte Vogelfelsen von Látrabjarg. Tausende Möwen, Eissturmvögel und andere Seevögel kreisen schreiend im Wind, an einer teils 400 Meter hohen Steilklippe über ihren Brutplätzen. Von Mai bis Ende August kommt man auch den zutraulichen und putzigen Papageientauchern mit ihren roten Schnäbeln sehr nahe, da sie oben an den Klippen ihre Nester bauen und ihre Jungen versorgen. Zu einem längeren Spaziergang lädt der kilometerlange Trampelpfad ein, der die Klippen entlang führt und spektakuläre Ausblicke aufs Meer bietet. Achtung: Nie zu nah an den Rändern der Klippen laufen, an denen beständig Wind, Wetter und Erosion nagen.
Und wie kommt man dort am besten hin? Nach der Straße 62 wechselt man auf die Straße 612. Von dort geht es viele Kilometer auf einer Schotterpiste weiter, an goldenen Stränden entlang, bis zum großen Parkplatz in der Nähe vom Leuchtturm von Bjargtangar. Von dort aus geht es zu Fuß hinauf zur Steilklippe.
4. Dynjandi Wasserfall: Im Sprühnebel wandern
Als beeindruckendster Wasserfall auf den Westfjorden (und für manche sogar ganz Islands) gilt der Dynjandi am Ende der Bucht von Dynjandivogur. Über einer 100 Meter breiten Gesteinskante sammelt sich das Wasser aus Bergen und Tälern ringsum, um von dort in mehreren einzelnen Becken in die Tiefe hinab zu donnern. Auf einer kleinen Wanderung kann man seitlich bis weit nach oben und nah am Wasser den Ausblick nach allen Seiten in diesem spektakulären Naturschutzgebiet genießen.
Und wie kommt man dort am besten hin? Von Reykjavik liegt der Wasserfall etwa fünf Autostunden entfernt. Die Anfahrt erfolgt über die Straße 60, die den südlichen und den nördlichen Teil an der Westseite der Westfjorde verbindet. Die Straße nach Dynjandi ist – abhängig vom ersten Schneefall – ab Oktober geschlossen und ab April wieder geöffnet. Mitte Mai bis Ende August fährt unter anderen auch der Bus „Westfjords Adventures“ ab Patreksfjörður oder auch Ísafjörður. Vor Ort gibt es einen großen kostenlosen Parkplatz mit Toiletten.
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5. Hornstrandir: Wandern im abgelegenen Naturreservat in den Westfjorden Islands
Autos müssen draußen bleiben – Im nordwestlichsten und abgelegensten Teil des Fjords liegt auf Hornstrandir eines der letzten europäischen Wildnisgebiete mit unberührten Landschaften und dramatischen Bergpanoramen. Ein Blumen- und Tierparadies für Wander-und Naturfreunde. In dieser am dünnsten besiedelten Region Islands, in der es keine Weidetiere gibt, haben sich zwischen Tundra, Gletscher, Fjord und Hochland die arktische Pflanzen- und Tierwelt frei entfaltet. Neben der vielfältigen Vogelwelt, lassen sich sogar Polarfüchse beobachten. Da die sonst sehr scheuen Tiere in diesem Naturschutzgebiet mit Menschen nur wenig Erfahrung haben, zeigen sie sich manchmal geradezu neugierig, wenn Wanderer vorbeikommen. An der Küste lümmeln derweil Robben am Strand herum, während sich im Meer Buckelwale, Weißschnauzendelfine und gelegentlich sogar Orkas zeigen.
Und wie kommt man dort am besten hin? Wichtig ist hier erstmal: Autos müssen draußen bleiben. Nur mit dem Boot oder der Fähre (Ende Juni bis Mitte August) gelangt man nach Hornstrandir. Angeboten werden Exkursionen mit einem Schnellboot, geführte Wandertouren und Campingplätze. Aufgrund der Witterungsverhältnisse ist ab September eine Registrierung bei einem Parkaufseher nötig. Da es keine Versorgung unterwegs gibt, sind gute Ausrüstung und Vorbereitung ein absolutes Muss!