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Im knatternden Oldtimer-Seitenwagen

Die wohl schönste Art, Singapur zu entdecken

Singapur Oldtimer-Seitenwagen
TRAVELBOOK-Autor Michael Quandt (rechts) hat sichtlich Spaß bei der Tour mit dem Oldtimer-Seitenwagen durch Singapur Foto: Michael Quandt

4. Dezember 2024, 6:30 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Singapur, die Stadt der Löwen und Wolkenkratzer, ist bekannt für ihre atemberaubende Skyline und das pulsierende Leben in den Straßen. Den Mix aus Tradition und Moderne. „Grüne“ Wolkenkratzer und die strengsten Sauberkeitsregeln der Welt. Die meisten Touristen erkunden die Stadt mit dem Hop-On-Hop-Off-Bus oder machen eine Bootstour. Doch die wohl spannendste Art, diese faszinierende Metropole zu erkunden, ist eine Entdeckungsreise mit knatternden Oldtimer-Seitenwagen. TRAVELBOOK-Autor Michael Quandt hat es ausprobiert.

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Die ungewöhnliche Tour mit dem Oldtimer-Seitenwagen wird von Singapore Sidecars angeboten, gegründet von Simon Wong, einem gebürtigen Briten aus Hongkong. 2011 entdeckte er beim Spazierengehen in seiner Nachbarschaft einige wunderschön restaurierte Vespa-Motorräder. Nachdem er sie drei Tage lang bewundert hatte, fand er den Besitzer Johnny Chen, der für die Restaurierung dieser alten Schönheiten verantwortlich war.

Es war der Beginn einer engen Freundschaft, die 2015 einen Wendepunkt erreichte: In Gedenken an Wongs an Krebs verstorbene Frau parkten sie an einem autofreien Tag sieben Vespa-Seitenwagen auf der Orchard Road und sammelten Geld für die Krebsforschung.
Passanten wurden eingeladen, im Austausch für ein Foto zu spenden.

„Wir dachten, niemand würde kommen“, erinnert sich Wong. Doch es kamen viele: ältere chinesische Tanten, Touristen aus Neuseeland, einheimische Teenager und Geschäftsleute in Anzügen. Sie alle umschwärmten die Beiwagen für Selfies und Instagram-Fotos. Einige fragten nach dem Preis für eine Fahrt, andere nach einer Tour. So wurde die Idee für Singapore Sidecars geboren.

Flotte auf mehr als 20 angewachsen

Mit einer Flotte von inzwischen mehr als 20 Beiwagen und Motorrollern, gesteuert von 45 freiberuflichen Fahrern, bietet Wong seit 2017 historische Fahrten durch Singapur an. Einige der älteren Fahrzeuge stammen noch aus der Zeit vor der Unabhängigkeit Singapurs im Jahr 1965.

Meine Tour beginnt mitten in Kampong Glam, einem der ältesten Viertel der Stadt. Dort, wo einst Gewürzhändler und Seefahrer lebten, wartet Simon mit einem breiten Lächeln und hellblauem Seitenwagen. Vor der Fahrt erzählt mir Simon von seiner Frau. Die Krebs-Diagnose stellte damals alles infrage – Pläne, Träume, die gemeinsame Zukunft. Doch inmitten der Angst und Sorge suchten sie nach einem Weg, das Leben trotz allem zu feiern und voller Hoffnung in die Zukunft zu blicken. „Für uns wurde es wichtig, das Leben zu genießen und jede Sekunde wertzuschätzen“, sagt Simon. Die restaurierten Oldtimer-Seitenwagen sollen nicht nur Touristen in Singapur begeistern, sondern auch das Gefühl vermitteln, dass jeder Moment einzigartig ist.

Singapur Oldtimer-Seitenwagen
Touristen lieben es, sich mit den alten, bunten Vespas fotografieren zu lassen Foto: Michael Quandt

Im Oldtimer-Seitenwagen vorbei an Singapurs ikonischen Bauwerken

Dann drückt er mir mit einem Augenzwinkern einen Helm in die Hand. „Bereit für die Fahrt deines Lebens?“, fragt er, und schon knattert der Motor los. Wir rasen durch die Straßen und vorbei an Wahrzeichen wie dem Arts Center an der Marina Bay, dem ikonischen Hotel Marina Bay Sands, der National Gallery und dem Raffles Hotel. Ich war schon oft in Singapur und es ist ungewöhnlich, sie von einem so niedrigen Aussichtspunkt aus zu sehen.

Die Straßen Singapurs fliegen an mir vorbei, während ich im Seitenwagen sitze und den Fahrtwind spüre. Simon lenkt uns sicher durch enge Gassen und lebhafte Hauptstraßen, vorbei an der bunten Architektur von Chinatown, die an die frühen chinesischen Einwanderer erinnert. Überall funkeln die Farben und Simon erzählt mit Begeisterung Geschichten über Singapurs Vergangenheit. „Hier, wo jetzt Wolkenkratzer stehen, waren früher einfache Lagerhäuser der Hafenarbeiter“, ruft er über den Lärm des Motors hinweg.

Mehr als ein gewöhnliches Touristenangebot

In einem traditionellen Teeladen in der Arab Street trinken wir „teh tarik“ (gezogener Tee) mit viel Zitronensaft. So lecker, so erfrischend. Dann geht die Tour geht weiter nach Little India. Der Duft von Räucherstäbchen und frischen Gewürzen zieht durch die Luft, und bunte Fassaden mit verzierter Architektur zeugen von der Vielfalt Singapurs. Simon erzählt mir, wie seine Frau nach ihrer Diagnose in den traditionellen Tempeln des Viertels Kraft suchte. Diese Orte geben der Tour einen tiefen, persönlichen Wert und machen mir deutlich, dass Singapore Sidecars mehr ist als ein gewöhnliches Touristenangebot.

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Eine Fahrt im Sidecar macht nicht nur mich glücklich: An jeder Straßenecke und an roten Ampeln lächeln und winken mir einheimische Singapurianer zu. „Foto, lah“, sagen sie, bevor sie Selfies mit meinem Beiwagen machen.

Nach zwei Stunden verabschiedet mich Simon mit einem festen Händedruck. „Das Leben ist zu kurz, um es nicht zu feiern“, sagt er. Ein letzter Blick auf den hellblauen Oldtimer, und ich weiß, dass diese Fahrt unvergesslich bleibt – eine Reise durch Singapur und eine Hommage an das Leben selbst.

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Infos zum Anbieter Singapore Sidecars

Verschiedene ein- bis dreistündige Touren können online gebucht werden. Eine Stunde kostet 198 Singapore Dollar, umgerechnet ca. 138 Euro pro Person.

Themen Asien Singapur
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