26. April 2024, 12:38 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Dubrovnik ist eine der schönsten Städte der Welt, das wird mir von allen Seiten gesagt. Es scheint fast Pflichtprogramm zu sein, die mittelalterliche Hafenstadt einmal zu bereisen. Doch obwohl Freunde und Kolleginnen regelmäßig schwärmen, ist mir mit den Jahren die Lust auf eine Reise dorthin gehörig vergangen. Tatsächlich ist es mittlerweile sogar so weit gekommen, dass ich nicht verstehe, wie man aktuell überhaupt nach Dubrovnik fahren kann – und für diese Meinung habe ich Gründe.
Eine zauberhafte, mittelalterliche Stadt, umgeben von hohen Mauern, doch direkt am Meer. Eine jahrhundertelange Geschichte, der man sich im mediterranen Klima widmen kann und zahlreiche Drehorte, die es zu entdecken gilt. Ja, ich gebe zu: Auch ich würde eigentlich gerne mal die berühmte „Perle an der Adria“ erkunden, also nach Dubrovnik fahren. Nicht nur, weil ich großer Fan von „Game of Thrones“ bin. Sondern auch, weil mir seit Jahren gesagt wird, wie bezaubernd diese Stadt ist. Doch das Problem liegt eben auch darin, dass sich alle einig sind, wie toll die Stadt ist. Genau deswegen ist sie es nun nicht mehr – und ich habe aufgrund des Overtourism aktuell absolut kein Interesse mehr, nach Dubrovnik zu reisen.
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Eine völlig überfüllte Stadt? Darauf habe ich im Urlaub gar keine Lust
Im Schnitt kommen in einem normalen Reisejahr mehr Urlauber als Einwohner nach Dubrovnik – und zwar deutlich mehr. Alleine die Zahl der Kreuzfahrt-Touristen übersteigt die der gerade einmal knapp 43.000 Einwohner. Wenn diese die gigantischen Schiffe verlassen und die Stadt auf Landgang erkunden, wurde mir gesagt, könne man mitunter kaum durch die Gassen gehen, weil diese regelrecht verstopft sind. Dass so viele Urlauber kommen, schlägt sich übrigens auch auf die Preise nieder. Die sind, wie mir von Urlaubern gesagt wurde, deutlich höher als an vielen anderen Orten. Klar, man möchte natürlich von den Urlauber-Massen profitieren. Für mich aber ist es lediglich ein Grund, die Stadt eher zu meiden – wobei die tausenden anderen Urlauber fairerweise den größeren Anteil an der Entscheidung ausmachen.
Zwar gibt es die Möglichkeit, alle Sehenswürdigkeiten zu den Stoßzeiten zu meiden. Dafür muss man allerdings entweder früh raus, bevor die Kreuzfahrtschiffe anlegen oder spät, wenn sie wieder ablegen. Aber möchte ich mir diesen Stress wirklich in meinem Urlaub antun? Die Antwort für mich heißt: nein. Eine Kollegin, die selbst großer Dubrovnik-Fan ist, empfiehlt, einfach als Tagestouristin zu kommen. Doch auch das löst ja nicht das eigentliche Problem. Das ist nämlich, dass man mich als Urlauberin auch gar nicht in der Stadt haben möchte!
Ich fühle mich nicht erwünscht in Dubrovnik – also reise ich nicht hin
Zwar lebt Dubrovnik vom Tourismus – doch der hat in den letzten Jahren einfach zu sehr überhandgenommen. So stand beispielsweise sogar der Status als Unesco-Welterbe bereits auf dem Spiel. Maßnahmen, um dem Overtourism entgegenzusteuern, gibt es mittlerweile einige: Kreuzfahrtschiffe werden schon länger reglementiert, neuerdings gibt es große Diskussionen um Rollkoffer in der Altstadt. Hintergrund ist, dass die Bevölkerung den andauernden Lärm auf dem Kopfsteinpflaster nicht mehr ertragen möchte. Das verstehe ich! Und ich gehe sogar so weit: Mir ginge es genauso!
Ich bin ja schon in Berlin genervt, wenn mir Urlauber den Weg zur U-Bahn verstellen, weil sie ein schönes Foto machen wollen oder wenn ich aufgrund der Menschenmassen vor dem Kölner Dom kaum in die Innenstadt komme. Wie geht es dann erst den Menschen in Dubrovnik? Natürlich ist man hier deutlich abhängiger vom Tourismus als in den von mir erwähnten deutschen Großstädten. Insofern wird auch eher ein kontrollierter Tourismus als ein generelles Verbot gefordert. Aber möchte ich irgendwo hinreisen, wo ich eigentlich gar nicht erwünscht bin? Wo ich eine von Tausenden bin? Wo die Anwohner vermutlich glücklicher wären, wenn ich mir diesen einen Trip erspart hätte? Die Antwort für mich ist: Nein. Deswegen möchte ich aktuell nicht nach Dubrovnik reisen. Und ich glaube, wenn das mehr Menschen so sehen würden, wäre der wunderschönen Stadt auf lange Sicht auch mehr geholfen.
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Vielleicht schaffe ich es irgendwann doch in die wunderschöne Küstenstadt
Den Traum, irgendwann mal einen schönen Urlaub in Dubrovnik zu verbringen, habe ich übrigens nicht begraben. Im Gegenteil: Ich habe die große Hoffnung, dass sich, wie bei fast allem, irgendwann der Hype legt. Und wenn es so weit ist, werde ich mit Freude alle „Game of Thrones“-Drehorte abgehen, auch zur Mittagszeit ohne Gedrängel durch die Stadt schlendern und mit entspannten Einheimischen plaudern – die sich wirklich freuen, dass ich da bin.
Apropos: Dubrovnik ist übrigens nicht das einzige schöne Fleckchen in Kroatien und es gibt diverse Orte, an denen deutsche Urlauber meiner Meinung nach aktuell besser aufgehoben sind. Empfehlenswert sind, so berichten es mir Kolleginnen, etwa die Stadt Split an der dalmatinischen Küste oder die Küstenstadt Pula an der Spitze der Halbinsel Istrien, die ebenfalls über eine lange Geschichte und traumhafte Altstadt verfügt.
Das sagt der Tourismusverband von Dubrovnik
„Die Stadt Dubrovnik hat 2017 das Projekt ‚Respect the City‘ ins Leben gerufen, um den Übertourismus in der Altstadt zu bekämpfen. Erste Maßnahmen zielten darauf ab, die Zahl der Besucher durch bessere Kommunikation mit Tourismusakteuren zu regulieren. In Zusammenarbeit mit der CLIA, dem größten internationalen Verband der Kreuzfahrtindustrie, wurden Leitlinien zur Begrenzung der gleichzeitigen Ankünfte auf maximal zwei Kreuzfahrtschiffe bzw. 4.500 Besucher eingeführt, wobei die Mindestaufenthaltsdauer 8 Stunden beträgt. Öffentliche Räume wurden durch die Entfernung von touristischen Informationsständen, Restauranttischen und Ausflugsverkäufern entlastet. Zudem wurden Smart-City-Lösungen wie das ‚Dubrovnik Visitor‘-System zur Vorhersage der Besucherzahlen, ein Bus-Webshop zur Buchung von Ankunfts- und Abfahrtszeiten von Tagesausflugsbussen sowie der ‚Dubrovnik Pass‘, der ab 2025 den Besuchszeitpunkt vorgibt, implementiert. Ab 2025 wird auch eine Zone mit besonderem Verkehrsregime eingeführt, um die Fahrzeuganzahl um die Altstadt zu reduzieren. Wissenschaftliche Studien bestätigten positive Trends in der Besucherzahlverteilung, was die Zufriedenheit der Bürger erhöhte und die Lebensqualität in der Stadt verbesserte.“