21. Oktober 2024, 6:10 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Lanzarote mit seinen hübschen Dörfern, den traditionellen weißen Häuschen und der spektakulären Vulkanlandschaft ist eine wilde Schönheit unter den Kanareninseln. Sie wurde geprägt von dem bekanntesten Inselsohn und Allroundkünstler Cesar Manrique, der lange dafür sorgte, dass die Insel in großen Teilen vom Massentourismus verschont blieb und ihren Charme bewahren konnte. TRAVELBOOK hat die besten Tipps für einen Urlaub auf Lanzarote.
Auf der Insel Lanzarote darf nur ein einziges Haus höher als eine ausgewachsene Palme sein. Und das ist ein Hochhaus in der Hauptstadt Arrecife, das schon gebaut war, als diese Regelung durchgesetzt wurde. Der Mann, der hinter dieser Idee stand und überhaupt sehr viel für Lanzarote getan hat, heißt César Manrique. Der Künstler erreichte mit der Höhenvorgabe, dass auf Lanzarote keine gewaltigen Hotelburgen entstanden. Nach Manriques Unfalltod im Jahre 1992 hat sich das leider ein wenig geändert, aber die Kanareninsel ist immer noch eher ein Ziel abseits des Massentourismus. Ein weiterer Grund, sie zu besuchen: Lanzarote ging aus der Untersuchung als derzeit günstigste in Europa für eine Herbstflucht hervor.
Übersicht
Traumstrände und weiße Häuser auf Lanzarote
Natürlich gibt es auf Lanzarote auch Strände, an denen sehr viel los ist. Costa Teguise, Puerto del Carmen und die romantischen weißsandigen Papagayo-Strände bei Playa Blanca sind zumindest im Sommer dicht von Sonnenanbetern bevölkert. Aber die Insel hat sich einen eigenen Charme erhalten. Die meisten Häuser sind weiß gestrichen, Fensterläden, Türen und Gartenzäune leuchten in Fischerorten blau und in landwirtschaftlichen Gegenden grün, manchmal auch umgekehrt.
Wer Lanzarote besucht, der kommt aber nicht nur wegen der Strände. Die nordöstlichste Insel der Kanaren, deren nächste Nachbarin Fuerteventura ist und die von La Gomera immerhin 366 Kilometer entfernt liegt, wurde aus gutem Grund 1993 als erste komplette Insel von der Unesco zum Biosphärenreservat erklärt. Denn die Natur ist eindrucksvoll, und das liegt zum großen Teil an der vulkanischen Vergangenheit. Im Laufe der Zeit entstanden das Famara-Massiv, die Sandwüste El Jable, die Feuerberge und das Timanfaya-Gebiet, das heute Nationalpark ist. 1824 begrub ein Vulkanausbruch mehrere Dörfer und viel Ackerland unter sich.
Nicht nur die Vulkane, auch Menschen haben Lanzarote geprägt. Es war die erste Insel der Kanaren, die besiedelt wurde. Die Phönizier kamen schon um 1100 v. Chr., und es gibt Schriften griechischer Philosophen, die von einem Land der Fruchtbarkeit schwärmten. Ob damit tatsächlich Lanzarote gemeint ist, bleibt unklar, aber unwahrscheinlich ist es nicht.
Auch interessant: Welche der 8 kanarischen Inseln passt am besten zu mir?
Schroffe Natur und Wein auf Lanzarote
Wie ein Paradies sieht Lanzarote auf den ersten Blick nicht aus. Die Landschaft ist schroff und aufgrund der wenigen Niederschläge trocken. Hier gedeihen nur Pflanzen, die Wasser speichern können und zudem mit Salz fertig werden. 570 Arten gibt es, davon 13, die es nur auf dieser einen Insel gibt. Auch Flechten, Farne und die Kanarische Kiefer halten das Klima gut aus.
Dass trotzdem Wein gedeiht, liegt am Durchhaltevermögen der Menschen, die die Reben auf Vulkanasche ziehen – durch flache Gruben und Steinmauern vor Wind geschützt. Die Asche wärmt sich tagsüber auf und zieht nachts Feuchtigkeit aus der Luft. Sehen kann man das zum Beispiel im Weinbaugebiet La Geria, wo unter anderem die Malvasia-Traube heranwächst. In Bodegas am Rand der Straße kann man den Wein kosten.
Timanfaya-Nationalpark
Eine der wichtigen Sehenswürdigkeiten Lanzarotes ist der Nationalpark Timanfaya im Süden der Insel. Dabei war es eine sechs Jahre andauernde Katastrophe, die Lanzarote prägte. Der Nationalpark, der heute seine erhabene Schönheit in Tausenden Perspektiven zeigt, bedeutete für die Bewohner der Insel in den 30er-Jahren des 18. Jahrhunderts ungeheures Elend. Nach und nach spie das Erdinnere seine glühende Lava über Lanzarote und bedeckte schließlich ein Fünftel der Insel. Am Ende waren 15 Dörfer verschwunden.
Noch heute ist das Gebiet im wahrsten Sinne des Wortes heiß. Mit dem Auto darf man den Nationalpark nicht befahren, man kann ihn aber im Rahmen einer Bustour erkunden. Sehen kann man Dampf-Fontänen, die sehr eindrucksvoll sind. Hierfür sollte man sich vorab anmelden. An der Nationalparkgrenze wird eine Eintrittsgebühr von 12 Euro pro Person fällig. Darin enthalten ist der Preis für eine Busrundfahrt durch die Feuerberge, die alle halbe Stunde am Islote de Hilario beginnt.
Für geführte Wandertouren sollte man sich möglichst frühzeitig anmelden. Im Kerngebiet des Nationalparks gibt es keine Möglichkeit, auf eigene Faust loszugehen. Am Rande gibt es einige Routen, die man jedoch nur nach guter Vorbereitung angehen sollte. Grund für die Restriktionen ist allerdings weniger der Naturschutz, als vielmehr der Schutz der Wanderer vor der Natur.
Essen im Vulkan-Restaurant
Dass es hier im Erdreich immer noch sehr heiß ist, kann man auch im Restaurant El Diablo erleben, das seinen Lavagrill nur durch die Erdwärme beheizt. Zudem wurde es vom Inselkünstler Cesar Manrique geplant und bietet traumhafte Ausblicke auf die Vulkanlandschaft.
Warme Kleidung sollte man trotzdem dabeihaben, denn im Nationalpark ist es aufgrund der Winde oft kühl. Im Besucherzentrum Mancha Blanca erfährt man Spannendes über den Vulkanismus.
Werke von César Manrique
Besuchen sollte man auch den Jardin de Cactus, in dem man 1420 unterschiedliche Kakteenarten sehen kann. Der Garten ist eines der letzten Werke von César Manrique, der 1992 starb. Mindestens genauso interessant sind Manriques „Cuevas de los Verdes“ im Norden der Insel, das längste vulkanische Gangsystem der Welt. Sechs Kilometer lang ist es und von Manrique eindrucksvoll mit Musik und Beleuchtung ausgestattet. Der Künstler gestaltete auch die „Jameos del Agua“ ganz in der Nähe. Der 100 Meter hohe und 30 Meter hohe Lava-Hohlraum beherbergt einen unterirdischen See, ein Restaurant und einen Konzertsaal.
Wer mehr über Manrique erfahren möchte, sollte die Fundacón César Manrique in Taro de Tahiche besuchen. Eingerichtet ist es im Haus des Künstlers, das er in fünf vulkanischen Gasblasen eingerichtet hat – das Gebäude ist komplett in die Natur integriert.
Seit dem Tod Manriques durch einen Autounfall ist das Haus das kulturelle Zentrum Lanzarotes. Sehen kann man nicht nur das Werk Manriques, sondern auch Kunst von Picasso, Miró und anderen weltberühmten Künstlern. Eines ist sicher: Wer das Wohnhaus Manriques besucht hat, der fängt sofort an, sein eigenes Traumhaus in der Vulkanwelt zu planen.