30. Juli 2024, 15:02 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Der Vorsatz, endlich abzunehmen, ist das eine. Im nächsten buchstäblichen Schritt müssten dann Taten folgen – doch hier hat der innere Schweinehund bekanntlich ein Wörtchen mitzureden. In dieser Hinsicht kann sich Luciano Fregonese, Bürgermeister der norditalienischen Gemeinde Valdobbiadene, durchaus glücklich schätzen. Denn ihm machen jede Woche zahlreiche Bürger Feuer unterm Hintern; und außerdem hat er eine malerische Kulisse für körperliche Betätigung im Freien vor der Nase. Mehr über diese charmante Geschichte bei TRAVELBOOK.
Luciano Fregonese ist heute 47 Jahre alt und schon lange im Dienst der Gemeinde Valdobbiadene. Der gelernte Ingenieur war bereits von 2006 bis 2012 Präsident beziehungsweise Vizepräsident des Ortes, wie man auf der Website der Stiftung Fondazione Fabbri nachlesen kann. 2014 wurde er erstmals zum Bürgermeister gewählt. Damals war er nicht nur zehn Jahre jünger, sondern auch deutlich schlanker, wie er italienischen Medien gesteht. „Ich habe mich vernachlässigt und zugenommen“, so Fregonese etwa zur Regionalzeitung „Il Gazzettino“. Er will nun abnehmen, und damit wird er von seinen Bürgern nicht allein gelassen.
Übersicht
Warum der Bürgermeister von Valdobbiadene zugenommen hat
Das mit der Gewichtszunahme kam natürlich nicht über Nacht. Das Amt des Bürgermeisters beinhaltet einige bürokratische To-dos, die im Sitzen erledigt werden, und daneben immer wieder offizielle Veranstaltungen. Auf solchen ist nicht nur die figurfreundlichste Verpflegung gewährleistet.
Schaut man sich auf dem Instagram-Account von Luciano Fregonese um, stellt man eine Entwicklung fest. Das freundliche Gesicht wurde mit der Zeit immer ein wenig rundlicher. Tut seiner Sympathie und Kompetenz natürlich keinen Abbruch – der erst im Juni frisch wiedergewählte Bürgermeister erhielt bei der diesjährigen Wahl überzeugende zwei Drittel der abgegebenen Stimmen. Was man ebenso auf den Fotos sieht, ist häufig ein Glas Prosecco in Fregoneses Hand.
Vielleicht hat es ja bereits beim Namen „Valdobbiadene“ bei Ihnen geklingelt: Der auch über Italiens Grenzen hinaus bekannte und beliebte Prosecco di Conegliano Valdobbiadene wird aus Trauben gewonnen, die in den Weinbergen der gleichnamigen Gemeinde wachsen.
Bürgermeister der Prosecco-Region ist Genießer – und will es auch bleiben
Nun ist es kein Geheimnis, dass der Konsum alkoholischer Getränke nicht gerade einer schlanken Linie förderlich sind. Und Fregonese macht keinen Hehl daraus, neben dem berühmten Valdobbiadener Schaumwein auch anderen Wein gern zu trinken. Übertrieben habe er es damit aber nie, versicherte er im Interview mit der italienischen „Vanity Fair“. „Wein ist sicherlich nicht die Ursache für meine Gewichtszunahme, außerdem hat Prosecco Superiore Doc nicht so viele Kalorien, also habe ich meine Gewohnheiten diesbezüglich nicht geändert.“
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Aber an seinem Gewicht will er schon etwas ändern. Zumal er langsam die Folgen seines Übergewichts zu spüren bekommt, in Form von Beschwerden wie Schlafapnoe und Gelenkproblemen. Tatsächlich sei Fregonese, bevor er Bürgermeister wurde, sehr sportlich gewesen. Umso mehr dürfte es ihn getroffen haben, als er, wie er ebenfalls berichtet, in den sozialen Medien als „Fettwanst“ beleidigt wurde. Höchste Zeit, zu handeln. Und zum Glück lässt sich auch ohne radikale Genusseinbußen gut am Körpergewicht schrauben: durch mehr Bewegung.
Spaziergänge, um dem Bürgermeister beim Abnehmen zu helfen
Die Idee zu den Spaziergängen sei von Freunden und Familienmitgliedern gekommen. Die, die Bürgerschaft miteinzubeziehen, von ihm selbst. Bereits die Premiere sei ein Erfolg gewesen, so Luciano Fregonese zu „Vanity Fair“, und damals waren nur rund 50 Erwachsene und Kinder mitgelaufen. Inzwischen sind es mitunter mehr als 200 Teilnehmer. Längst hat der Bürgermeister die organisierten Märsche zu einem festen Donnerstags-Termin gemacht, mit stets einer etwas abgewandelten Route, über die er Interessierte via Facebook informiert.
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Viele Anreize zur Teilnahme
Um Teilnehmer anzulocken, hat der Politiker seine Spaziergänge zunächst als Bürgersprechstunde angepriesen. Auf einer Strecke von bis zu sechs Kilometern dauern sie bei gemäßigtem Lauftempo im Mittel etwa eineinhalb Stunden – einige Zeit also, um dem Bürgermeister Fragen und Anträge zu stellten. Doch tatsächlich seien es allenfalls 10 Prozent der Spaziergänger, die in entsprechender Absicht erscheinen. Die anderen begleiten ihn aus gesellschaftlichen Gründen, so Luciano Fregonese zu „Vanity Fair“. Viele nähmen ihren Hund mit und fänden es wohl ganz angenehm, ohne Leistungsdruck in einer Gruppe zu spazieren.
Man könnte sich auch wahrlich Schlimmeres vorstellen. Die Route startet meist in der Altstadt auf der historischen Piazza Guglielmo Marconi und verläuft dann, die verwinkelten Gassen der Gemeinde passierend, durch die satten Weinberge von Valdobbiadene.