6. Juni 2024, 17:37 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Die Dichte an Secondhand-Läden ist in New York immens: Doch das Stöbern lohnt sich nur in bestimmten Fällen, findet TRAVELBOOK-Autorin Katharina Kunath. Sie ist selbst weltweit gerne in Vintage-Geschäften unterwegs – und war in „Big Apple“ eher ernüchtert.
Eine Liste mit 55 Orten schickte mir meine beste Freundin, die selbst eine Zeit in New York gewohnt hat, vor meinem Trip in die US-amerikanische Metropole. Alles Vintage-Läden – quer über Manhattan und Brooklyn verteilt. Das kann nur gut werden, dachte ich. Ich, die schon in Ljubljana, Prag, Mailand und Vancouver durch Vintage-Läden gestöbert hat. Die in einem winzigen Secondhand-Shop in Bratislava die perfekte Handtasche fand und in Verona Seidenhemden für wenige Euro.
Übersicht
Meine Erwartungen an das Shopping-Erlebnis in New York waren somit ziemlich hoch. Schließlich ist nicht nur meine Freundin begeistert, auch online wird von den vielfältigen „Thrifting“-Möglichkeiten geschwärmt: Hier ist nämlich nicht nur die Dichte an Vintage-Läden hoch, viele sind dazu auch noch weltweit bekannt. Bewaffnet mit meiner Liste fing ich also an, Laden nach Laden abzuklappern – und war schnell enttäuscht. Nicht, weil es zu wenig gab, sondern zu viel – und weil ich die falschen Erwartungen hatte.
Enormer Unterschied zwischen „Vintage“ und „Secondhand“
Ich liebe Vintage-Shopping in Läden, in denen ich durch ganz unterschiedliche Klamotten stöbern kann, sowohl was den Stil angeht, als auch den Preis. Wenn ich in einem Geschäft sowohl ein T-Shirt für drei Euro als auch eine Designerjeans für 100 Euro finden kann. Wenn Sporthose neben Rüschen-Top hängt und Blazer neben Lederjacke. In New York habe ich die Erfahrung gemacht, dass es meist ein Entweder-oder ist: Entweder, es werden sehr hochpreisige, nahezu neuwertige Designer-Klamotten und Accessoires verkauft, die perfekt ausgeleuchtet präsentiert werden. Oder man kämpft sich durch Lagerhalle an alten, ausgeleierten Band-T-Shirts und Polyester-Kleidern aus dem letzten Jahrhundert. Alles fühlt sich entweder sehr vorsortiert oder nach komplettem Chaos an. Darauf sollte man vorbereitet sein.
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Keine Schnäppchen – die Preise haben es in sich
Generell sind die Preise für Vintage-Klamotten in New York meiner Erfahrung nach sehr hoch: Echtlederjacken oder Collegejacken können je nach Zustand zwischen 300 und 400 US-Dollar kosten. Auch 35 bis 60 US-Dollar für ein Band-T-Shirt sind keine Ausnahme. Vintage-Geschäfte, die sich thematisch auf ein spezielles Jahrzehnt oder bestimmte Designer spezialisiert haben, lassen sich diese Spezialisierung natürlich auch teuer bezahlen. Wer nach Schnäppchen sucht, wird also schnell enttäuscht. Mein Tipp: Geschäfte, die etwas abgelegener liegen und dadurch weniger bekannt sind, sind häufig etwas preiswerter. Das Gleiche gilt für Geschäfte, die erst neu eröffnet haben und dadurch noch unbekannter sind. Wer etwas länger in der Stadt ist, kann außerdem nach Kilo-Sales und besonderen Rabattaktionen Ausschau halten.
Auf Flohmärkten verkaufen meist professionelle Händler
Besonders auf die Flohmärkte in New York habe ich mich gefreut. Vielleicht war ich etwas naiv, aber ich dachte, es läuft ähnlich wie in Deutschland und man kommt hier gut mit ein paar Locals ins Gespräch, verhandelt ein bisschen und die Leute sind glücklich, wenn sie ihre Sachen loswerden. Stattdessen verkaufen auf New Yorks bekannten Flohmärkten hauptsächlich professionalisierte Händler, die Preise sind oft fix. Schade, denn oft ist es ja gerade die Geschichte hinter dem abgetragenen Ledergürtel oder dem bunten Perlenarmband, die den Stücken ihren Charme einhaucht.
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Wer nicht genug Zeit einplant, hat schon verloren
Vintage-Shoppen unter Zeitdruck macht keinen Spaß. Und bei der großen Auswahl an Shops in New York und der schieren Größe einiger der Läden sollte man unbedingt genug Zeit einplanen. Wer nur ein paar Tage in New York verbringt und viel auf der Bucket List hat, für den lohnt sich Vintage Shoppen wahrscheinlich eher nicht. Ich habe mich beispielsweise ziemlich schnell dazu entschieden, dass ich nicht einmal ein Drittel meiner 55 angedachten Vintage-Läden besuchen werde – einfach, weil New York noch so viel mehr zu bieten hat und ich meine kurze Zeit bestmöglich nutzen wollte.
Was bei einem kurzen Aufenthalt Sinn ergibt: Legen Sie sich eine Google Maps mit Orten an, die Sie unbedingt besuchen wollen und speichern Sie dort auch die Vintage-Läden ein, die Sie nicht missen wollen. So lässt sich unterwegs checken, ob sich gerade ein Laden in der Nähe befindet – das spart unnötige Fahrzeit.
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Es hilft zu wissen, was man sucht
Wer eine ungefähre Vorstellung hat, was er sucht (etwa ein Kleidungsstück aus einem bestimmten Jahrzehnt oder von einer bestimmten Marke), kann sich im Vorhinein online informieren, in welche Läden ein Besuch wirklich Sinn ergibt. Wer dann nur ein paar ausgewählte Läden besucht, erspart sich zum einen die Überforderung, möglichst viele Läden abklappern zu wollen – und kann zudem das angebotene Sortiment auch wirklich wertschätzen.