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Bis zu 12 Tage zusätzlicher Urlaub

Neue Bildungsurlaub-Plattform bei „DHDL“ vorgestellt – das steckt hinter dem Konzept

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Sabine Winkler
Freie Autorin

30. Mai 2023, 9:59 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Fast jeder deutsche Arbeitnehmer hat Anspruch darauf, aber nur wenige nutzen ihn: Bildungsurlaub. Die deutschen Gründer Lara Körber (36) und Anian Schmitt (36) möchten das ändern und den Menschen den Zugang zu Bildungsurlaub erleichtern. Am Montagabend (29. Mai) präsentierten Körber und Schmitt ihre Plattform Bildungsurlauber.de in der RTL-Sendung „Die Höhle der Löwen“ und bekamen dort auch einen Deal. TRAVELBOOK erklärt, wem Bildungsurlaub zusteht und wohin man reisen könnte.

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Für viele gehört der Urlaub zu den schönsten Wochen im Jahr. Doch je nach Arbeitsvertrag sind die freien Tage schnell verplant. Wäre es da nicht schön, sich ganz ohne Überstunden ein paar freie Tage extra zu verschaffen? Das ist in 14 von 16 Bundesländern möglich – mit Bildungsurlaub. 

Unter bestimmten Voraussetzungen kann man so im Schnitt zwischen fünf und zehn zusätzliche freie Tage gewinnen, die der persönlichen Weiterbildung dienen. Das Beste: Der Arbeitgeber muss Ihnen das ermöglichen. Wie genau, das weiß Lara Körber, Mitgründerin der Informationsplattform Bildungsurlauber.de, eine Plattform, die über den Rechtsanspruch informieren will und wie Körber es selbst beschreibt „eine Art Booking.com für Bildungsurlaub“ ist. In der am Montagabend ausgestrahlten Sendung von „DHDL“ war Körber zusammen mit ihrem Mitgründer Anian Schmitt zu Gast und warb um Unterstützung für ihre Plattform. Zwar konnten sie sich einen Deal mit zwei Löwen sichern, dieser platzte einem Bericht von „Stern“ allerdings im Nachhinein wieder und das Gründer-Duo betreibt das Unternehmen nun ohne Investoren weiter.

TRAVELBOOK hat mit Lara Körber gesprochen und erklärt, was genau Bildungsurlaub ist, wer davon profitieren kann und in welchem Umfang.

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Wer hat Anspruch auf Bildungsurlaub? 

Die Mehrheit der deutschen Angestellten wissen noch nicht einmal, dass ihnen der Extraurlaub zusteht – dabei ist das Interesse an beruflichen Weiterbildungen groß. Laut Angaben des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB)  können sich 77 Prozent aller Beschäftigten vorstellen, entsprechende Kurse oder Seminare zu besuchen.  

„Rund 27 Millionen Arbeitnehmer:innen in Deutschland haben gesetzlichen Anspruch auf Bildungsurlaub, aber nur zwei Prozent davon nutzen ihn“, verweist Körber auf die Statistik. Wer nicht in Bayern oder Sachsen angestellt ist, hat grundsätzlich einen gesetzlichen Anspruch auf Bildungsurlaub, manchmal auch Bildungsfreistellung genannt. Dass die Arbeitgeber in den beiden Freistaaten bislang leer ausgehen, liegt schlichtweg daran, dass es in den Bundesländern kein Gesetz gibt, das dies regelt. 

Trotzdem lohne es sich auch für sächsische sowie bayrische Angestellte nach Bildungsurlaub zu fragen, sagt Körber: „Viele Arbeitgeber:innen ermöglichen ihren Angestellten auch ohne Gesetzestext Bildungsurlaub wahrzunehmen, denn sie haben den Mehrwert von motivierten, wachstumsorientierten und gesunden Mitarbeitenden verstanden.“ 

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Der Wunsch nach einem Bildungsurlaub muss vorher mit dem Chef oder der Chefin abgesprochen werden

Aber Achtung: Neulinge in einer Firma können diesen Gesetzesanspruch nicht direkt nutzen, wie Körber sagt: „In den meisten Bundesländern ist es Bedingung, dass man mindestens sechs Monate bereits in dem Unternehmen gearbeitet hat.“ Bei allen, die in Teilzeit arbeiten, verringere sich entsprechend der Anspruch auf Bildungsurlaubstage. 

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Wie viel Bildungsurlaub steht einem Arbeitnehmer zu? 

Das ist, je nach Bundesland verschieden. Im Übereinkommen Nr. 140 der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) über den bezahlten Bildungsurlaub aus dem Jahr 1974 hatte sich die Bundesrepublik Deutschland völkerrechtlich verpflichtet, einen bezahlten Bildungsurlaub zum Zwecke der Berufsbildung, der allgemeinen und politischen Bildung sowie der gewerkschaftlichen Bildung einzuführen.  

Daraus ergibt sich für alle Bundesländern, in denen bislang das Gesetz eingeführt wurde, folgende Regelung: 

  • Baden-Württemberg: fünf Arbeitstage 
  • Berlin: zehn Arbeitstage in zwei Jahren 
  • Brandenburg: zehn Arbeitstage in zwei Jahren 
  • Bremen: zehn Arbeitstage in zwei Jahren 
  • Hamburg: zehn Arbeitstage in zwei Jahren 
  • Hessen: fünf Arbeitstage 
  • Mecklenburg-Vorpommern: fünf Arbeitstage 
  • Niedersachsen: fünf Arbeitstage / zehn Arbeitstage in zwei Jahren (wenn vorher angemeldet)
  • Nordrhein-Westfalen: fünf Arbeitstage / zehn Arbeitstage in zwei Jahren (wenn vorher angemeldet)
  • Rheinland-Pfalz: zehn Arbeitstage in zwei Jahren (wenn vorher angemeldet)
  • Saarland: 6 Arbeitstage / zwölf in zwei Jahren (wenn vorher angemeldet)
  • Sachsen-Anhalt: 5 Arbeitstage / zehn in zwei Jahren (wenn vorher angemeldet)
  • Schleswig-Holstein: 5 Arbeitstage / zehn in zwei Jahren (wenn vorher angemeldet)
  • Thüringen: 5 Arbeitstage / zehn in zwei Jahren (wenn vorher angemeldet)

So beantragen Sie Bildungsurlaub 

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Auch ein Yoga-Retreat kann den extra Urlaub rechtfertigen

Körber rät, sich vor der Beantragung über die konkreten Gesetze im eigenen Bundesland zu informieren. Das Angebot für die gewünschte Weiterbildung muss von einer Landesbehörde auch als ein Bildungsurlaub offiziell anerkannt sein. Einen Messebesuch kann man nicht einfach so als Bildungsurlaub einreichen – auch wenn es vielleicht zum Job passe. 

Liegen diese Informationen vor, rät Körber, sich genau zu überlegen, was man für sich persönlich brauche. Dabei können Fragen aufkommen, wie: „Bin ich grade neu in einer Führungsposition und brauche da vielleicht ein Führungskräfte-Training? Oder war es gerade im Job sehr stressig, und ich brauche ein Achtsamkeits- oder Stressbewältigungskurs?“ Thematisch ist Bildungsurlaub sehr vielseitig und muss nicht unbedingt etwas mit dem eigenen Job zu tun haben. 

Auch ein Spanisch- oder Italienisch-Sprachkurs könne ein geeigneter Bildungsurlaub sein. Viele Angebote finden auch im Ausland statt. Manche planen so ihren ’normalen‘ Urlaub darum herum. Also etwa fünf Tage Spanischkurs auf Ibiza und dann noch mal eine Woche Strandurlaub anhängen. 

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Hat man das passende Angebot für sich gefunden, muss der Urlaub mit einem Formular beim Arbeitgeber beantragt werden. Der Arbeitgeber hat dann je nach Bundesland zwischen zwei und vier Wochen Zeit, diesen zu bestätigen oder begründet abzulehnen. Im nächsten Schritt bucht man dann nach der Zusage des Chefs das Angebot beim entsprechenden Anbieter. Diese Genehmigungszeit sollte man also auch einplanen. Spontan in den Bildungsurlaub zu fliegen, ist eher nicht möglich. 

Eine Übersicht über und Infos zu allen Angeboten, die als Bildungsurlaub infrage kommen, finden Sie nicht nur auf der Plattform Bildungsurlauber.de, sondern auch auf den Weiterbildungsdatenbanken der Länder, die hier gesammelt werden. 

Mehr zum Thema

Das sollten Sie außerdem zum Thema Bildungsurlaub wissen 

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Wer sich lieber kreativ entfalten möchte, kann auch irgendwo auf der Welt einen Kunstkurs buchen

Zwar wird der Arbeitnehmer während des Bildungsurlaubs bezahlt. Die Kosten für die Anfahrt, Unterkunft, das Bildungsangebot und auch die Verpflegung muss aber selbst bezahlt werden. Sie werden nicht vom Staat oder der Firma, bei der man angestellt ist, übernommen. Der Chef darf sich übrigens nicht querstellen: „Es gibt nur wenige und gesetzlich reglementierte Gründe, warum der Chef oder die Chefin einem den Bildungsurlaub verweigern darf“, so Körber. Das sei etwa der Fall, wenn andere Kollegen bereits zuvor im selben Zeitraum Urlaub angemeldet haben oder aber eine wichtige Projektphase in der Firma anstehe, in der nicht auf den Arbeitnehmer verzichtet werden kann. Aber auch dann darf er ihn nicht ablehnen, sondern höchstens um eine Verschiebung bitten. 

Worüber Sie sich allerdings im Klaren sein sollten: Jeder Bildungsurlaub hat einen Stundenplan und ein didaktisches Konzept. Deswegen sei, so Körber, zum Beispiel auch ein Yogakurs unter Umständen ein Bildungsurlaub, weil er auf lange Sicht die Gesundheit der Arbeitnehmer stärke. Es gebe auch Architektur-Reisen nach Israel oder Sevilla.   

Manche Teilnehmer berichten aber auch, so Körber, dass ein Bildungsurlaub für sie erholsamer sei als normaler. „Man muss sich nebenher auch nicht ums Einkaufen, den Haushalt und Co. kümmern  – sondern kann sich in dieser Zeit ganz der eigenen Weiterentwicklung widmen und Kraft sammeln“, erzählt Körber. 

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