17. Dezember 2019, 6:57 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Jeder sollte mal alleine reisen – findet unsere Autorin Anna Wengel. Doch wie genau funktioniert das und worauf sollte man dabei achten? Für TRAVELBOOOK hat sie 13 Tipps für das Alleinreisen aufgeschrieben.
Es gibt kaum eine bessere Schule, als alleine zu verreisen. Finde ich. Warum ich das so sehe und zehn Dinge, die ich dabei gelernt habe, habe ich hier für TRAVELBOOK aufgeschrieben. Nun ist es natürlich einfach zu sagen, dass jeder mal allein reisen sollte, wenn man es selbst schon öfter gemacht hat. Was ist aber, wenn man Angst vor dem Alleinsein hat? Davor, nicht allein zurechtzukommen. Davor, sich (zu) einsam zu fühlen. Davor, dass schlimme Dinge passieren. Ganz ehrlich, besonders den letzten Punkt hatte ich auch manchmal im Gepäck. Vielleicht auch deshalb gibt es ein paar Dinge, die ich raten kann, damit sich das Alleinreisen gut anfühlt.
Bewusst reisen
Der wichtigste Tipp, den ich geben kann – und der alle anderen fast überflüssig macht aufzuschreiben – ist, so bewusst wie nur möglich zu reisen. Ich meine damit Aufmerksamkeit nach innen und außen. Auf das eigene Bauchgefühl hören, also die kleine Stimme innen drin, die in jeder Situation genau weiß, was richtig ist. Sie ist vielleicht leiser als angstvolles Gedankenkarussell, aber sie hat immer recht. Sie zu hören kann gelernt werden – und dafür eignen sich Soloreisen ganz fabelhaft. Bewusstsein meine ich auch in Bezug auf das Umfeld. Nur wer aufmerksam ist, kann all die Schönheiten, Merkwürdigkeiten und kleinen Momente erfahren, die jedes Reiseziel zu bieten hat. Und natürlich fällt es leichter mitzubekommen, wenn etwas komisch oder gar gefährlich ist oder wird, wenn der Blick nicht etwa auf das Smartphone gerichtet ist.
Offenheit
Offenheit für neue Erfahrungen, Geschmäcker und Menschen ist einer der wichtigsten Genießer- und Lern-Tipps fürs Alleinreisen. Wer sich verschließt – ob aus Angst oder Argwohn – und immer nur nach Plan reist, verpasst viel. Zur Offenheit gehört auch, zwischendurch einfach nur zuzuhören. Ich möchte natürlich niemandem den Mund verbieten, rate aber trotzdem: Seien Sie still, lauschen Sie den Geräuschen um sich herum und hören Sie zu, wenn ein Fremder Ihnen seine Geschichte erzählt. Es lohnt sich. Weil es garantiert etwas Neues zu erfahren und zu lernen gibt.
Klein anfangen
Fühlt sich die Solo-Weltreise noch viel zu groß an, beginnen Sie doch einfach: mit einem Kurztrip in eine europäische Stadt. Meine erste kleine Alleinreise ging nach Rom – und hat mich alles ausprobieren lassen, was auch später auf mich zukam: allein essen, vor Ort zurechtfinden, allein in fremder Umgebung schlafen und so weiter, nur mit der Sicherheit, gar nicht so weit weg von zu Hause zu sein.
Ein Land wählen, das Sie wirklich bereisen wollen
Viele Reisende haben viele Länder auf Ihrer To-See-Liste und die Auswahl fällt schwer. Verunsichert Sie die Idee, allein zu reisen, suchen Sie sich für die erste Soloreise ein Land aus, dass Sie nicht nur spannend finden, sondern sich mit dessen Wahl Sie sich auch wohlfühlen. Dann geht es vielleicht erst nach Neuseeland und später nach Indien, für den Start ist das aber vermutlich die bessere Wahl. Denn wenn Sie schon mit Magenschmerzen ins Flugzeug steigen, bringt das niemandem was. An die eigenen Grenzen zu gehen und über den Tellerrand der Komfortzone zu gucken, halte ich auf jeden Fall für eine gute Idee. Paralysiert in Komplettüberforderung im Hotelzimmer zu sitzen muss aber vielleicht auch nicht sein.
Angst vor dem Alleinsein? Planen Sie einen Hobbytrip
Haben Sie speziell vor dem Alleinsein Angst, kann ich Ihnen mit voller Überzeugung sagen, dass das Alleinereisen und -sein ganz bestimmt das Beste ist, was Sie für sich und Ihre Beziehung zu sich selbst tun können. Damit das weniger beängstigend ist, planen Sie doch einfach eine Hobbyreise – also eine Reise, bei der Sie irgendeinem Hobby nachgehen wie Surfen, Wandern, Klettern oder ähnlichem. Oder Sie vertiefen Ihre Sprachkenntnisse bei einer Sprachreise.
Projekte mitnehmen
Und auch wer keine Angst vor dem Alleinsein hat, hat vielleicht mitunter Momente, in denen er nicht weiß, was er tun soll. Denn immer nur laufen, Dinge angucken und neues entdecken kann anstrengend sein. Und immer nur am Strand liegen kann langweilig werden. Nehmen Sie sich für diese Momente irgendwas mit. Ich habe mich immer gefreut, dass ich bei meinen Alleinereisen sehr viel lesen und schreiben konnte, einfach, weil ich so viel Zeit und Ruhe hatte. Welches Zeitvertreib-Projekt das Richtige für Sie ist, wissen Sie natürlich am besten selbst.
Vielleicht ein bisschen mehr informieren
Ich habe das ehrlich gesagt nie gemacht, also mich über die eventuell drohenden Gefahren informiert. Einerseits weil ich an meine Intuition glaube, da die mich nie im Stich lässt, wenn ich auf sie höre. Andererseits auch, weil das Wissen um mögliche Gefahr auch unnötig Angst machen kann. Aber: Andere fühlen sich vielleicht sicherer, wenn sie gut informiert sind. Gerade am Anfang des Alleinreisens ist es vielleicht sinnvoll, sich ein bisschen mehr zu informieren und zu schauen, dass man sicher unterwegs ist. Wer bereits viel gereist ist, bekommt das ohnehin schnell mit beziehungsweise hört es unterwegs sowieso.
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Über den Transport informieren
Ausnahme: Transport. Das ist ein Punkt, der gerade für Frauen wichtig werden kann. In Indien mit männlichen Reisefreunden unterwegs habe ich mich sicher gefühlt. Allein wäre ich dort ganz klar nicht Bus gefahren. Medienberichte sind das eine, die tatsächliche Atmosphäre das andere und für mich klar entscheidender. Ähnlich war es in Sri Lanka: Ich habe mich komplett sicher gefühlt, den mehrstündigen Bus habe ich aber gemieden, weil mir immer wieder weibliche Reisebekannte erzählten, wie sie dort (und nur dort) aufdringlich angebaggert bis hin zu begrabscht wurden. Musste ich nicht haben – und bin einfach fröhlich Zug gefahren.
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Ankunft planen
Spontan reisen und nichts planen ist wunderbar, einen Planungs-Tipp gebe ich aber: Organisieren Sie Ihre Ankunft. Nach einem mitunter langen Flug fühlt es sich einfach besser an, erst einmal irgendwo anzukommen, sich zu akklimatisieren und zurechtzufinden. Dafür ist es hilfreich, die erste Nacht bereits gebucht zu haben und zu wissen, wie man dorthin gelangt. Außerdem ist es schön, tagsüber anzukommen. So sehen Sie direkt, wo Sie sind.
Wohlfühl-Unterkünfte buchen
Nach einem langen und aufregenden Tag möchten Sie sich vielleicht einfach nur ins Bett kuscheln und schlafen. Doof nur, wenn das Zimmer eklig ist oder die Umgebung so unsicher oder menschenleer, dass Sie nachts Angst bekommen. Suchen Sie sich auf der Soloreise unbedingt Unterkünfte, die sich gut anfühlen – auch wenn die vielleicht ein bisschen teurer sind. Wer das Geld nicht ausgeben möchte und sich das Zimmer gern mit anderen teilt, findet an vielen Orten auch Hostels. Da lernt man dann auch schnell Leute kennen.
Regelmäßig zu Hause melden
Grund 1: Mutti macht sich Sorgen. Und alle anderen auch. Grund 2: Zur eigenen Sicherheit. Natürlich gehen wir davon aus, dass nichts Schlimmes passiert. Aber für den Fall dass, weiß zumindest jemand wo Sie sind und kann reagieren.
Leicht packen
Wer allein reist, trägt sein Gepäck in der Regel selbst. Und je länger die Fußwege, desto glücklicher werden Sie über jedes Kilo weniger sein. Auf Flugreisen können Sie außerdem Geld sparen, wenn Sie nur mit Handgepäck fliegen.
TRAVELBOOK erklärt Was ist eigentlich ein „Hotel Garni“?
Meinung Warum JEDER mal alleine reisen sollte
Funktionieren sie wirklich? Mit Video! 3 Hotelzimmer-Hacks im TRAVELBOOK-Check
Reisepass digital speichern
Es kann immer mal passieren, dass Sie ihn verlieren oder bestohlen werden. Fotografieren Sie Ihren Reisepass vor der Reise und speichern Sie die Bilder an einem Ort ab, auf den Sie immer zugreifen können (Cloud, E-Mails oder ähnliches).