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10. Januar 2025, 16:38 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Bereits mehrere Tote und unzählige zerstörte Häuser – das Feuer in Los Angeles dürfte vielen Menschen Sorgen bereiten, die eine Reise dorthin planen oder bereits vor Ort sind. Aber kann der Urlaub aus Angst vor Bränden storniert oder abgebrochen werden? Ein Reiserechtler gibt eine Einordnung.
Anlässlich der aktuellen Bilder aus Los Angeles ist die Angst vor Bränden verständlich, gerade in Kalifornien, wo durch regelmäßige Dürre das Risiko für Waldbrände immer größer wird. Aktuell gehen nahezu apokalyptische Bilder des verheerenden Flammen-Infernos um die Welt. Wer eine Reise nach Los Angeles geplant hat, fragt sich vielleicht, ob er sie mit Blick auf diese Situation stornieren kann. Reiserechtler Paul Degott ordnet ein, was in so einem Fall gilt.
Angst vor Bränden – Stornierung vor Abreise?
Gleich vorweg: Angst vor Bränden allein ist kein berechtigter Grund für den Rücktritt von einer gebuchten Pauschalreise. In so einem Fall müssten Reisende die entsprechenden Stornierungsgebühren zahlen, die im Reisevertrag festgeschrieben sind. Degott stellt klar: Nur wenn erkennbar sei, dass die Reise beziehungsweise der Hotelaufenthalt vor Ort wegen der Waldbrände nicht „urlaubsmäßig“ durchgeführt werden könne, dürfte sich ein entsprechendes Rücktrittsrecht begründen lassen. Dann bekäme man bei Stornierung den vollen Reisepreis zurück, ohne Gebühren. Oft sagen Veranstalter Reisen in solchen Fällen aber auch schon von selbst ab.
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Individualreisende haben es hingegen deutlich schwerer. Sie müssen sich im Zweifel mit dem Hotel oder dem Vermieter der Ferienwohnung vor Ort auseinandersetzen, sofern sie bei der Buchung keine flexiblen Stornierungsmöglichkeiten ausgewählt haben. Laut Verbraucherzentrale NRW gilt das Recht des Landes, in dem die Unterkunft liegt. Bei gebuchten Flügen müssen sich Individualreisende direkt an die Airline wenden. Doch selbst dann, wenn das Hotel wegen eines Waldbrandes nicht mehr zur Verfügung steht, kann sich die Airline trotzdem darauf berufen, dass ihre Leistung – der Flug – angeboten und durchgeführt werden kann. Dann können Kunden nur auf Kulanz hoffen.
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Was für Urlauber vor Ort bei einem Brand gilt
Wer vor Ort ist und – wie es in Los Angeles derzeit vielen Touristen passiert – von Bränden unmittelbar betroffen ist, kann bei einer Pauschalreise auf den Veranstalter bauen. Dieser ist in der Pflicht, Ersatzunterkünfte zu organisieren und beim Umbuchen der Rückflüge zu helfen – und die Kosten dafür zu tragen. Endet der Urlaub deshalb frühzeitig, muss laut Degott auch der Reisepreis anteilig zurückgezahlt werden. Reisepreisminderungen sind auch dann denkbar, wenn der Urlaub durch die Auswirkungen eines Waldbrandes erheblich gestört wird. Das gilt etwa bei Qualm oder Ascheregen, oder wenn im Rahmen der Pauschalreise geplante Ausflüge ausfallen.
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Individualreisende sind auch an dieser Stelle schlechter dran. Sie müssen sich im Zweifel selbst um eine Ersatzunterkunft und Rückflüge kümmern. Reicht das Geld dafür nicht, ist es eine Option, sich an die Deutsche Botschaft oder Deutsche Vertretung im Land zu wenden und um finanzielle Hilfe zu bitten. Aber: Diese muss später zurückgezahlt werden. Was vor solchen finanziellen Folgen schützen kann, ist eine Reiseabbruchversicherung – sofern Waldbrände beziehungsweise Feuer bei den versicherten Gefahren in der Police aufgelistet sind. Das sollten Urlauber vor dem Abschluss prüfen – sonst zahlt die Versicherung im Fall der Fälle womöglich nicht.
Mit Material von dpa