22. August 2024, 12:47 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Mit der Sommerhitze steigt auch hierzulande die Infektionsgefahr aufgrund von Vibrionen – eine Ansteckung mit dem Bakterium kann schlimmstenfalls tödlich enden, wie zwei aktuelle Fälle zeigen. TRAVELBOOK erklärt, wo Sie mit Vibrionen rechnen müssen, wie Sie eine Infektion erkennen und wie sie behandelt wird.
Der Sommer ist in vollem Gange, die Strände sind voll. Mit den hohen Temperaturen steigt allerdings auch hierzulande an der Nord- und Ostsee das Risiko einer Infektion mit Vibrionen. Das sind Bakterien, die sich ab Temperaturen von über 20 Grad stark vermehren und schwere Wundinfektionen oder Magen-Darm-Erkrankungen auslösen können, wie das Robert Koch-Institut (RKI) informiert.
Wie das Landesamt für Gesundheit und Soziales (LAGuS) in Rostock mitteilte, kam es in der vergangenen Woche erstmals in dieser Saison zu zwei Todesfällen im Zusammenhang mit Vibrionen. Demnach starb ein 81-jähriger Urlauber an den Folgen der Infektion, die er sich beim Baden in der Ostsee zugezogen hatte. „Der Verstorbene hatte verschiedene chronische Erkrankungen und offene Wunden“, schreibt das LaGuS. Bei dem zweiten Todesfall handelt es sich den Angaben zufolge um einen 59-jährigen Mann aus Mecklenburg-Vorpommern. In seinem Blut seien Vibrionen nachgewiesen worden und die Todesursache sei schließlich eine Blutvergiftung gewesen.
Woran Sie eine Vibrionen-Infektion erkennen und warum Sie auch mit einer kleinen Verletzung nicht baden gehen sollten – TRAVELBOOK gibt den Überblick.
Wo Vibrionen lauern
Vibrionen kommen laut RKI „weltweit sowohl in Süß- als auch Salzwasser vor, beispielsweise in Flussmündungen/Buchten, Bodden/Lagunen, Brackwasser und auch in Binnenseen“ vor. Besonders in stehenden, flachen und sich daher rasch erwärmenden Bereichen sei die Infektionsgefahr höher.
Auch aus Schweden, Finnland, Dänemark, Norwegen, den Niederlanden sowie von den Kanal-Inseln und der polnischen Küste seien Infektionen bekannt. Berichte über Vibrionen gäbe es zudem auch aus den USA, Israel, Spanien, Griechenland, Tunesien und der Türkei. Entscheidend für die Verbreitung der Vibrionen sei der Wasser-Salzgehalt – dieser sei bei der Ostsee mit durchschnittlich 0,8 Prozent besonders günstig für die Bakterien.
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Klimawandel erhöht Infektionsgefahr
Eine im Juni 2023 erschienene RKI-Studie zeigt, dass der fortschreitende Klimawandel das Potenzial für eine zunehmende menschliche Gesundheitsgefährdung durch wasserbürtige Infektionen und Intoxikationen birgt. Weiter heißt es, dass Nicht-Cholera-Vibrionen natürlicherweise im Meerwasser vorkommen, sich aber in flachem Wasser bei erhöhter Temperatur erheblich vermehren können.
Eine Infektion ist beispielsweise dann möglich, wenn eine nicht (vollständig) verheilte Wunde in Kontakt mit Erreger-verseuchtem Meerwasser kommt. Dadurch können sich eitrige Entzündungen bilden, die „dringend chirurgisch behandelt werden müssen.” Über den Verzehr von rohen oder unzureichend gegarten Meeresfrüchten und Fisch kann man sich darüber hinaus eine Magen-Darm-Infektion mit Vibrionen zuziehen.
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Die Krankheit kann tödlich verlaufen
Das RKI warnt anlässlich einer möglichen Wundinfektion: „Ein frühes Symptom ist ein lokaler Schmerz, der angesichts der sichtbaren Wunde überproportional stark erscheint. Zudem können Fieber, Schüttelfrost und Sepsis auftreten. Chirurgische Behandlungen bis hin zur Amputation von Gliedmaßen können die Folge sein. Schwere Erkrankungen können tödlich verlaufen.“
Bezüglich einer möglichen Magen-Darm-Erkrankung heißt es: „Bei gastroenteritischen Infektionen treten krampfartige abdominale Schmerzen, Erbrechen, Übelkeit und wässriger Durchfall auf. Meist ist der Verlauf insgesamt mild. Bei schweren Verläufen kann es ebenfalls zu einer Sepsis kommen. Wird die Sepsis nicht rechtzeitig erkannt und antibiotisch behandelt, kann dies zum Mehrfachorganversagen und/oder einem septischen Kreislaufschock führen und tödlich enden.“ Theoretisch sei auch eine Infektion über die Ohren möglich. Eine erfolgreiche Behandlung mit Antibiotika sei aber bei rechtzeitiger Erkennung möglich.
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In Deutschland nur wenige Fälle pro Jahr
Insgesamt sind die registrierten Fälle jedoch gering, vermutlich aber auch unterregistriert. Das RKI verzeichnete von 2002 bis 2019 für ganz Deutschland jährlich bis zu 20 Vibrionen-Infektionen – fast alle an der Ostsee. 2024 sind laut LAGuS bislang insgesamt fünf Vibrionen-Infektionen gemeldet worden.
Gefährdet sind laut dem Institut vor allem ältere Menschen mit Vorerkrankungen wie Diabetes, Lebererkrankungen oder Krebs, bei der Ohrinfektion besonders Kinder. Die bekannt gewordenen Erkrankungen traten in der Regel von Juni bis September auf.
Dem RKI zufolge wird die Ostsee weiterhin besonders betroffen sein: „Eine Zunahme von Infektionen durch Nicht-Cholera-Vibrionen vor allem in den Küstengewässern der Ostsee ist mit fortschreitendem Klimawandel zu erwarten.“