14. März 2024, 11:39 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Die Berliner Technoszene wurde gemeinsam mit fünf weiteren Traditionen vor Kurzem mit aufgenommen in die Liste des immateriellen Kulturerbes in Deutschland. Diese zielt darauf ab, kreative, inklusive und innovative Kulturformen zu würdigen. Neben dem Techno finden sich jetzt unter anderem auch Bergsteigen in Sachsen und die Finsterwalder Sangestradition auf der Liste des Unesco-Kulturerbes.
Gemeinsam mit der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien entschied die Kulturministerkonferenz der Bundesländer, dass sechs neue Einträge in die Liste des immateriellen Unesco-Kulturerbes von Deutschland mit aufgenommen werden sollen. Laut einer Pressemitteilung der deutschen Unesco-Kommission zeugen damit nun insgesamt 150 Einträge von der „Vielfalt des kulturellen Lebens in Deutschland“ – unter anderem auch die Berliner Technokultur.
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Berliner Technokultur bald staatlich subventioniert?
Die Unesco-Kommission definiert die Technokultur als eine Subkultur um den Musikstil Techno, welche seit Mitte der 1980er Jahre weite Teile von Berlin prägt. Sie umfasst demnach Musik, Tanzveranstaltungen und Mode. Techno ist durch elektronische Töne in rhythmisch monotoner Struktur gekennzeichnet. Typischerweise führen DJs durch synchronisierte Übergänge von einem Stück zum nächsten. Diese Kultur etablierte sich als Gegenentwurf zu traditionellen Musikhörgewohnheiten und wurde zum Soundtrack der Aufbruchsstimmung nach der Wende in Deutschland. Die Anhänger der Technokultur eignen sich Wissen und Fähigkeiten weitgehend autodidaktisch an. Daher geschieht dies zum Beispiel durch direkten Kontakt, Events und Medien wie Vlogs, Blogs und Online-Plattformen.
Laut „Spiegel Online“ hatte die gemeinnützige GmbH „Rave the Planet“ die Aufnahme der Technokultur in das Unesco-Welterbe vorangetrieben. Zur Unterstützung der Initiative habe die Organisation bereits 2022 und 2023 Techno-Paraden in Berlin veranstaltet. Auf der offiziellen Webseite von „Rave the Planet“ heißt es, dass man sich mit der Aufnahme der Technokultur in das bundesweite Verzeichnis des Unesco-Kulturerbes Anerkennung erhofft. Die Gesellschaft solle dafür sensibilisiert werden, diese „Kultur zu schützen und zu erhalten“. Zudem erhofft man sich, dass die Hürden und Auflagen bei der Neueröffnung und beim Erhalt von Clubs reduziert werden. Man hofft auch darauf, dass der Zugang zu staatlichen Subventionen und gemeinnützigen Förderungen erleichtert wird.
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5 weitere neue Kulturpraktiken im Unesco-Welterbe
In der langen Liste an Kulturpraktiken aus Deutschland ist die Hauptstadt-Musikszene wohl die jüngste. Zudem wurden auch folgende Bräuche und Traditionen in die Liste aufgenommen:
Finsterwalder Sangestradition
Die Finsterwalder Sangestradition entwickelte sich gemäß der deutschen Unesco-Kommission aus einem drei- bis vierstimmigen A-cappella-Gesang, der auf das 1899 entstandene Couplet des Komponisten Wilhelm Wolff „Wir sind die Sänger von Finsterwalde“ zurückgeht. Diese Tradition prägt die Identität der brandenburgischen Stadt und wird durch Chöre und Musikgruppen kontinuierlich weiterentwickelt.
Bergsteigen in Sachsen
Das Bergsteigen in Sachsen erfordert laut Unesco-Kommission spezifische Klettertechniken und Kenntnisse über die geologischen Gegebenheiten. Ein wichtiger Teil dieser Praxis ist der Aufenthalt auf dem Gipfel, speziell auf Berghütten und „Boofen“. Das sind spezielle Freiübernachtungsstellen, die traditionell von Kletternden genutzt würden. Die „Boofen“ würden ein soziales Miteinander und den Austausch von Erlebnissen ermöglichen.
Kirchseeoner Perchtenlauf
Der „Kirchseeoner Perchtenlauf“ ist eine traditionelle Veranstaltung in Kirchseeon, Bayern, bei der Menschen in Perchtenkostümen an einem Umzug teilnehmen. Die Perchten, dargestellt als dunkle Gestalten mit furchteinflößenden Masken, ziehen mit Glockenläuten und rasselnden Ketten durch die Straßen. Diese Veranstaltung findet oft um die Zeit von Weihnachten und dem Jahreswechsel herum statt und dient dazu, böse Geister zu vertreiben und die Gemeinschaft zu schützen
Viez
„Viez“ ist laut der Unesco-Kommission eine traditionelle Getränkespezialität aus dem moselfränkischen Raum. Es handelt sich um einen Wein aus kultivierten Apfel-, Birnen- und Quittensorten, den vor allem Produzenten in der Region um Trier herstellen. Die Herstellung von Viez hat eine lange Geschichte und ist eng mit der regionalen Kultur verbunden. Viez wird oft zu verschiedenen Anlässen getrunken und ist ein wichtiger Bestandteil der lokalen Identität und Tradition in Rheinland-Pfalz.
Schwärmer Weißstickerei
Auch die „Schwälmer Weißstickerei“ ist eine traditionelle Handwerkstechnik, die man nicht nur in der Region Schwalm in Hessen, sondern noch darüber hinaus anwendet. Bei dieser Technik stickt man mit weißem Garn verschiedene Motive auf dicht gewebtem Leinen. Typische Motive der Hessenstickerei sind Blumenmuster, Ranken und geometrische Formen.