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Im TRAVELBOOK-Interview

Wedding-Planerin verrät ihre besten Tipps für eine Hochzeit im Ausland 

Destination Wedding Heiraten im Ausland
Eine Hochzeit auf Santorini? Die braucht vor allem eins: viel Planung Foto: Getty Images
Sabine Winkler
Freie Autorin

22. Juni 2024, 7:31 Uhr | Lesezeit: 10 Minuten

Die eigene Hochzeit soll der schönste Tag im Leben werden – und immer mehr Paare entscheiden sich dafür, diesen Moment im Ausland zu feiern. Was Sie bei einer Hochzeit am Strand, unter Palmen oder in den toskanischen Weinbergen beachten sollten, hat TRAVELBOOK bei Wedding-Planerin Kim Dahlem-Lay nachgefragt. Sie hat unter anderem auch die Hochzeit von Sänger Nico Santos auf Mallorca geplant.  

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Die Malediven oder karibischen Inseln stehen schon lange auf den Wunschzetteln vieler frisch Vermählter für ihre Flitterwochen. Doch seit einigen Jahren packen Brautpaare ihre Koffer auch immer häufiger für die Hochzeit selbst. Destination Wedding nennt sich dieser Trend, der immer beliebter wird. Laut Statista-Angaben hat sich der Markt dafür weltweit allein im vergangenen Jahr etwa vervielfacht. Im Jahr 2023 machte die Branche einen Umsatz von über 30 Milliarden US-Dollar.  

Dass immer mehr Paare auf der Suche nach einer möglichst einmaligen und persönlichen Hochzeit fernab der Heimat sind, merkt auch Kim Dahlem-Lay. Die Wedding-Planerin sitzt in der Pfalz und zählt laut dem Magazin „Vogue“ zu den Top Ten Hochzeitsplanern in Deutschland. Was Sie über Destination-Weddings und das Heiraten im Ausland wissen müssen, verrät die Wedding-Planerin im Interview mit TRAVELBOOK. 

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Wedding-Planerin im Interview: „Wer sich für eine Destination Wedding entscheidet, macht das nicht nur für den einen Tag der Trauung“

TRAVELBOOK: Wie sind Sie dazu gekommen Wedding-Planerin zu werden? 

Kim Dahlem-Lay: „Es war purer Zufall, dass ich in der Branche gelandet bin! Ich war vorher an der Uni im Marketingbereich als wissenschaftliche Mitarbeiterin tätig und war da unter anderem auch für die Planung von Events verantwortlich. 2016 habe ich dann meine eigene Hochzeit geplant – voller Freude. Da ist mein Herz richtig aufgegangen und irgendwie bin ich da dann dort hängen geblieben. Aber nicht nur, weil es so viel Spaß gemacht hat. Sondern auch, weil es für alle Beteiligten sehr stressig war. Ich wollte anderen einfach ermöglichen, dass sie diesen besonderen Tag genießen können. Die Kontakte hatte ich ja schon!“

Haben Sie damals auch mit dem Gedanken gespielt, selbst eine „Destination Wedding“ zu haben? 

„Ich habe meine eigene Planung auch auf Instagram dokumentiert. Vom Antrag in Südafrika 2014 bis hin zur Umsetzung. Im Ausland geheiratet haben wir aber nicht, auch wenn wir das super gerne getan hätten! An eine Destination Wedding mit der Entfernung habe ich mich damals noch nicht ran getraut. Aber durch Instagram habe ich gemerkt, dass einfach ein Interesse an allem, was mit der Planung einer Hochzeit zu tun hat, besteht. Ich dachte: Alles oder Nichts – und habe meinen Traum verwirklicht.”

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Was glauben Sie, wieso entscheiden sich Paare, ihre Hochzeit eher im Ausland zu feiern? 

„Instagram beeinflusst die Leute schon sehr. Es ist Fluch und Segen zugleich. Es gibt so viele Ideen und Inspirationen – auch auf TikTok bekommt man viele Eindrücke und Destinationen auf dem Silbertablett serviert. Das kann allerdings auch frustrierend für die Paare sein, weil dann das, was sie sich eigentlich vorgestellt haben, mit ihrem Budget kaum umsetzbar ist. Aber auch – und das merke ich gerade bei meinen Kunden sehr stark – der Wunsch nach einer guten Zeit mit Freunden ist ein Motiv – eine Urlaubshochzeit.“

Das bedeutet? 

„Wer sich für eine Destination Wedding entscheidet, macht das nicht nur für den einen Tag der Trauung. Man plant mit 50 bis 80 Gästen oder weniger und dann möchte man auch eine Location für drei Tage haben, bei der alle nah beisammen sein können. In Deutschland sind mehrtägige Hochzeiten noch die Ausnahme, aber im Ausland ist das mit einem Rahmenprogramm wie einer Weinverköstigung in der Toskana oder einem Kochkurs durchaus üblich. Auf Mallorca hatten wir etwa einmal eine Hochzeit, wo es davor einen ganzen Tag Prä-Party gab. Man ist mit Jachten raus aufs Meer gefahren, hatte eine gute Zeit und hat abends zusammen eine Paella gegessen. Das Erlebnis und die Lebensqualität stehen für viele im Vordergrund. Für die meisten spielen persönliche Erinnerungen eine Rolle, andere suchen das Besondere.“


Wedding-Planerin Kim Dahlem-Lay bei einer von ihr organisierten Hochzeit auf den Malediven
Wedding-Planerin Kim Dahlem-Lay bei einer von ihr organisierten Hochzeit auf den Malediven Foto: Andreas Nusch

Heiraten im Ausland: „Man sollte auch realistisch bei den Kosten sein“

Wo fand Ihre erste Hochzeit im Ausland statt, die Sie geplant haben? 

„Das war ein Paar aus Frankfurt, das mittlerweile in London lebt. Die Planung begann noch vor der Pandemie 2020 – die Hochzeit sollte eigentlich in der Pfalz stattfinden, der Toskana Deutschlands quasi – auf einem Weingut mit Zypressen, sehr mediterran. Doch dann kam Corona und wir mussten umplanen. Die Gästezahl wurde drastisch reduziert. Da kamen sie auf mich zu und meinten, dass eine Trauung im Ausland auch eine Option wäre und sie den Comer See in Italien ganz toll fänden. Das habe ich dann umgesetzt 2021 – mit einer schönen Location.“

Was muss man bei der Planung einer Hochzeit im Ausland im Gegensatz zu Deutschland beachten? 

„Grundsätzlich sollte man realistisch herangehen. Welche Regionen kommen in Frage, haben wir eine persönliche Verbindung dazu, was erwartet uns da? Man sollte sich mit der Sprache, der Kultur, aber auch der Infrastruktur vor Ort auseinandersetzen. Auch die Anzahl der Gäste ist ein wichtiger Punkt. Davon hängen das Budget und auch die Location ab. Man sollte auch realistisch bei den Kosten sein. Ich bekomme Anfragen, eine Destination-Wedding für 30.000 Euro für 60 Gäste an drei Tagen zu planen. Das ist ohne Frage viel Geld, aber lässt sich im Ausland mit der Anzahl an Gästen in unserem Stil nicht umsetzen.“

Mit welchen Kosten müssen Paare im Durchschnitt bei einer Trauung im Ausland rechnen?

„Wer eine schöne dreitägige Hochzeit mit maximal 80 Gästen feiern möchte, sollte circa 80.000 Euro plus einplanen. Da sind allerdings keine Flugkosten und die Unterbringung der Eingeladenen eingerechnet. Aber auch da muss man sehr genau planen – eine siebenköpfige Band, Feuerwerk und Champagner-Empfang sind da eher nicht drin. Man kann im Schnitt mit ungefähr 1.000 bis 1.500 Euro pro Kopf recht gut kalkulieren. Das wird im Hinblick auf die Jahre 2025, 2026 vermutlich nicht weniger.“ 

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„Es gibt genug Paare, die dort unbedingt heiraten wollen“

Finden häufig kirchliche Trauungen statt?

„In der Regel handelt es sich eher um freie Trauungen, um Behördengänge muss man sich also selten bis nicht kümmern. So ist man auch ortsunabhängiger und kann flexibler planen. Man gibt ja schon so viel Geld für die Location aus, da sollte man dort auch so viel Zeit wie möglich verbringen und nicht noch stundenlang durch die Region fahren.“

Gibt es No-Gos in bestimmten Ländern? 

„In einigen Ländern werden die Sperrstunden sehr streng ausgelegt – wenn man dort lange in den Abend hinein feiern möchte, kann das schon schwer werden. In Italien, Spanien, besonders auf Mallorca achten viele Locations sehr darauf. Da kann man draußen etwa nur bis 22 Uhr Musik spielen; beispielsweise in bestimmten Locations am Comer See indoor nur bis Mitternacht. Gerade dort sind sie sehr strikt – das ist in Deutschland eher unüblich. Aber die Locations können sich das auch erlauben – es gibt genug Paare, die dort unbedingt heiraten wollen und die Kompromisse eingehen.“ 

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Diese Orte sind laut Expertin für eine Destination Wedding besonders beliebt 

Welche Ziele sind denn besonders beliebt? Sind das auch die Orte, die für die Flitterwochen beliebt sind? 

„Das differenziert sich schon. Bei meinen Kunden steht Europa stark im Fokus und da vor allem Italien. Es ist eben auch ein super vielseitiges Land. Der Comer See hat ein wenig James-Bond-Vibe und hat viele historische Villen direkt am Wasser. Wer es eher grüner und vielleicht auch ein wenig authentischer mag, ist in der Toskana sehr gut aufgehoben. Auch das Thema Wein wird da sehr zelebriert. Es ist auch sehr romantisch. Die Amalfi-Küste und Capri versprühen einen Sommerflair und sind auch sehr beliebt als Destination.  Stark im Kommen ist aber auch Apulien. Dort ist es sehr mediterran und sehr hell von der Architektur, hier steht auch die Kulinarik stark im Vordergrund – plus: das Meer erstreckt sich direkt vor der Haustür. Mallorca und die Balearen sind ein Alltime-Favorit. Südfrankreich wird bei den deutschen Paaren auch aktuell immer beliebter mit der Provence, den Lavendelfeldern oder eher schick an der Cote d’Azur.“

Und das am weitesten entfernte Ziel?

„Vor zwei Jahren haben wir auch mal eine Hochzeit auf den Malediven – also einem eher klassischen Flitterwochenziel – umsetzen dürfen. Dafür haben wir eine ganze kleine Privatinsel für 80 Gäste gemietet, die Feierlichkeiten gingen über fünf Tage. Das ist aber wirklich selten.“

Gibt es auch noch eher unbekannte Locations? 

„Mein Geheimtipp mit viel Potential ist gerade Montenegro. Dort bekommt man für ein schmales Budget viel geboten. Das Preis-Leistungsverhältnis ist top. Es ist sehr ähnlich zu Kroatien und hat auch viel Historisches, es gibt Weingüter, Olivenfarmen. Die meisten wollen eben doch im Sommer heiraten und da sind die südeuropäischen Ziele natürlich beliebter. Hochzeiten in europäischen Metropolen wie London oder Paris sind seltener – auch weil sich dort ein Rahmenprogramm vielleicht eher schwieriger umsetzen lässt.“

Haben Sie persönlich eine Lieblingslocation? 

„Ich persönlich liebe auch Italien – ich fühle mich da einfach sehr wohl und fast wie zuhause. Sowohl als Planer als auch privat. Die Kulinarik, die Sprache, die Gastfreundschaft – da stimmt der Vibe für mich. Aus Planungssicht ist Mallorca ein Traum, weil es dort einfach auch sehr viele professionelle Partner aus Deutschland gibt, die dort vor Ort zuverlässig arbeiten und leben. Die Malediven sind natürlich einzigartig – die Zusammenarbeit mit dem Team war extrem professionell und herzlich, das Ambiente paradiesisch!“

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»Morgens auf den Malediven aufzuwachen ist einfach unvergesslich 

Sie haben schon viele spektakuläre Hochzeiten organisiert, auch von Promis. Was war denn für Sie selbst ein Erlebnis, was da besonders in Erinnerung geblieben ist? 

„Naja, also grundsätzlich ist die absolute Bodenständigkeit, Wertschätzung und Herzlichkeit dieser Kunden toll. Man kriegt einfach das absolute Vertrauen entgegengebracht. Mit den meisten stehe ich auch jetzt noch im Kontakt – man ist als Planer eben sehr nah dran an den Menschen – auch ungeschminkt. Dabei war es auch bei den Gästen egal, ob das jetzt bekannte oder unbekannte Menschen waren. Es kommt auf die Dynamik der gesamten Gesellschaft an! Zugleich bekommt man durch solche Hochzeiten auch viele einmalige Möglichkeiten. Morgens auf den Malediven aufzuwachen und seinen Planer-Alltag mit einem gesunden Frühstück, umgeben von türkisblauem Wasser, beginnen zu dürfen … das ist einfach unvergesslich! Man fiebert mit und wächst mit jedem Paar zusammen. Die Trauung ist für mich eigentlich immer der emotionalste Moment“

Was würden Sie Paaren raten, die sich noch nicht sicher sind, ob sie im Ausland heiraten sollen? 

„Ich finde es wichtig, dass man sich auch darüber bewusst ist, welche Familienmitglieder nicht mitreisen können. Wenn es einem etwa wichtig ist, dass die Oma dabei ist, die aber keine langen Flugreisen mehr auf sich nehmen kann oder möchte, dann ist es vielleicht doch eher passend, ein schönes Konzept in Deutschland umzusetzen, statt in die Toskana zu fahren. Da gibt es immer Alternativen. Oder man weicht auf die nähergelegenen Nachbarländer aus. Wir hatten vor kurzem eine wunderschöne Hochzeitsfeier in Belgien auf einem Chateau. Die beiden wollten eigentlich gar nicht ins Ausland, bei der Location-Suche haben wir aber in Deutschland nicht das Passende gefunden. Das Chateau war dann nur drei Stunden Fahrzeit entfernt, alle Gäste konnten mit dem Auto anreisen. Es gab vorher eine kleine Party in einer Bar und es hatte fast schon einen französischen Charme, war aber vom Preis-Leistungsverhältnis her top. Auch die Niederlande sind eine Top Alternative.“  

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