26. September 2014, 12:01 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Ein Wochenende im Hotel und Sie sind geschieden: Was klingt wie ein schlechter Scherz, ist das (ernst gemeinte) Konzept von „Divorce Hotel“. Das holländische Unternehmen quartiert unglückliche Ehepaare 48 Stunden lang in einem Scheidungs-Hotel ein, in dem sie sich über Finanzen und Kinder einigen können. Bisher war das wohl unromantischste Wochenend-Arrangement nur in Holland buchbar, jetzt gibt es das Trennungs-Paket auch in den USA. Na dann: Schönes Wochenende!
Ein Pärchen-Wochenende im Hotel beinhaltet meist Wellness-Anwendungen zu zweit, lange Spaziergänge, ein romantisches Abendessen im Kerzenschein – normalerweise. Nicht aber, wenn Sie es in einem sogenannten „Divorce Hotel“ verbringen. Richtig gelesen, einem Scheidungshotel. Zwar handelt es sich dabei um kein eigens gebautes Haus, in das ausschließlich unglücklich Verheiratete einziehen dürfen. Vielmehr ist es ein Wochenend-Paket, das man buchen kann.
Freitags checken Sie als Ehepaar – vermutlich noch mit gleichem Nachnamen – ein, am Sonntag als geschiedene Leute wieder aus. Klingt unromantisch, und das ist es wahrscheinlich auch.
Die Idee dazu hatte Jim Halfens. Mit seinem Unternehmen wollte er scheidungswilligen Eheleuten dazu verhelfen, ihre Angelegenheiten innerhalb kürzester Zeit regeln zu können – in einem Hotel. Als frustrierend oder negativ würde er seinen Job nicht bezeichnen. Ganz im Gegenteil: „Ich liebe meine Arbeit, und für mich ist sie etwas ganz Besonderes: Mit meinem Konzept erspare ich Paaren jahrelange Streitereien“, sagt Halfens im Gespräch mit TRAVELBOOK.
„So positiv wie möglich“
Innerhalb der anberaumten 48-Stunden-Frist sollen sich die Paare zum Beispiel über Finanzen, Immobilien, mögliche Unterhaltszahlungen und den Umgang mit den gemeinsamen Kindern einig werden. Das Ganze soll so konstruktiv wie möglich ablaufen: „Lassen Sie uns behilflich sein und Sie dabei unterstützen, Ihre Scheidung so positive wie möglich zu gestalten“, heißt es auf der Unternehmens-Webseite. Mit Urlaub hat das natürlich wenig zu tun.
Kosten pro Wochenende: rund 5000 Euro. Darin enthalten ist nicht nur die Übernachtung, sondern auch die Betreuung durch professionelle Banker, Buchhalter und Mediatoren. Sie fungieren als Berater, Schlichter und wahrscheinlich auch als Mittel zum Zweck, einen möglichen Rosenkrieg zu verhindern.
In einem Bett müssen die scheidungswilligen Paare übrigens nicht schlafen. Jeder hat an dem Wochenende sein eigenes Zimmer. Wahrscheinlich wäre auch sonst die Gefahr zu groß, dass sich die Noch-Eheleute noch einmal so richtig fetzen.
Ob Jim Halfens noch an die Liebe glaubt? Ja! „Ich habe eine wunderbare Freundin und werde sie irgendwann heiraten. Doch auch wenn ich an die Liebe glaube, weiß ich, dass Beziehungen scheitern können. In diesem Fall soll es einfach möglich sein, auf friedlichem Wege das Ganze zu beenden“, sagt er.
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Hotels in Holland und den USA
Bislang gab es das Wochenend-Paket in sechs Hotels in den Niederlanden – buchbar für Holländer oder diejenigen, deren Ehe in Holland geschlossen wurde. Die Namen aller Häuser, in denen die Trennungs-Treffen genau stattfinden, verrät das Unternehmen nicht. Es gibt aber so etwas wie ein Flagship-Hotel, das Carlton Ambassador in Den Haag.
Ab Freitag gibt es das Scheidungs-Spektakel dann auch in den USA. Auch hier wird der Name des Hotels verraten, es ist das Gideon Putnam Resort & Spa in Saratoga Springs im US-Bundesstaat New York. Dort wird es künftig auch den US-Amerikanern möglich sein, sich in schöner Atmosphäre gütlich zu trennen.
In den USA dürfte das Konzept aufgehen: Denn dort werden Scheidungen inzwischen genauso aufwendig wie Geburtstage – oder ja, Hochzeiten – mit speziellen „Divorce Partys“ zelebriert. Und zwar genauso schräg, wie man sich das jetzt vorstellt: Ex-Ehefrauen zerstören zum Beispiel ihr Brautkleid, es gibt eine in der Mitte durchgeschnittene Torte, auf der ein Brautpaar steht, oder es tanzt ein Stripper, der dem Ex-Ehemann zum Verwechseln ähnlich sieht.
Ob es den Scheidungs-Urlaub eines Tages auch hierzulande geben wird, bleibt abzuwarten. Ein Blick auf die Statistik zeigt allerdings, dass allein im Jahr 2013 in Deutschland rund 169.800 Ehen geschieden wurden. An scheidungswilligen Paaren mangelt es also nicht.