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15. Juli 2016, 9:26 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Auch wer keine prall gefüllte Urlaubskasse hat, kann auf Reisen gehen – Ratenzahlungen machen es möglich. Seit vielen Jahren bieten Veranstalter finanzierte Urlaubsreisen an, von denen Experten allerdings abraten. Warum.
Handys, Kleidung, Möbel, Autos oder auch Urlaubsreisen: Heutzutage kann man fast alles auf Pump finanzieren. Doch letzteres ist laut Experten keine gute Idee, da Kunden am Ende meist drauf zahlen. „Grundsätzlich sollte man Leuten davon abraten. Der Urlaub ist irgendwann weg, und man zahlt immer noch ab“, sagt Sigrid Herbst von der FMH-Finanzberatung.
Das haben wohl auch die Verbraucher erkannt, und so führen die Angebote bei den Veranstaltern ein Nischendasein. „Der Anteil derjenigen, die Ratenzahlung nutzen, ist seit Jahren gering“, berichtet Jana Luthe, Sprecherin bei Thomas Cook. Genaue Zahlen will der Veranstalter nicht nennen.
Die Finanzierung wird bei Thomas Cook mit einer Laufzeit von sechs, neun oder zwölf Monaten angeboten. Wichtig dabei ist, dass sich der Kunde schnell für die Ratenzahlung entscheiden muss, nämlich innerhalb von drei Tagen nach der Buchung. Denn später werden Stornokosten fällig, falls der Kreditgeber die Finanzierung ablehnt. Wie bei anderen Krediten wird nämlich auch hier die Bonität der Kunden überprüft, zum Beispiel über Anfragen bei der Schufa oder anderen Auskunfteien. Kunden mit negativen Einträgen haben dann schlechte Karten.
Das sogenannte Ferienratenprogramm gibt es auch bei Tui, die es unter dem Namen FlexiFinanz anbieten, DER-Touristik hat die Ratenzahlung nicht im Programm.
Kostenpunkt: Zinsen
„Generell ist der Urlaub auf Pump teurer, als wenn man ihn bar bezahlt“, betont Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Denn zusätzlich zum normalen Reisepreis kommen wie bei jedem Kredit Zinsen hinzu. Bei Thomas Cook sind das aktuell 11,17 Prozent, bei Tui 10,5 Prozent effektiver Jahreszins. Insgesamt muss eine Reise auf Pump also gut überlegt sein. „Es kommt auf den Bedarf und die Möglichkeiten an“, sagt Verbraucherschützer Nauhauser. Nur wer sich die Ratenzahlungen sicher leisten kann, sollte überhaupt darüber nachdenken.
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Kredit bei der Bank aufnehmen
Statt eine Reise-Finanzierung über den Veranstalter zu wählen, kann es günstiger sein, direkt einen Kredit bei einer Bank aufzunehmen. „Den kann man momentan für drei, vier Prozent bekommen“, sagt Finanzberaterin Herbst. Im Gegensatz zu den meist zweistelligen Jahreszinsen der Reiseveranstalter ist das deutlich billiger. Wer sich schließlich für die Ratenzahlung entscheidet, sollte die Laufzeit nach Möglichkeit kurz wählen. Die monatlichen Raten sind dann zwar höher, insgesamt ist der Kredit aber billiger, je kürzer die Laufzeit ist.
Oft wird der Kreditvertrag direkt mit einem Finanzpartner des Touristikveranstalters abgeschlossen, bei Tui etwa mit der Commerzbank. Ausbleibende Zahlungen sind also kein Druckmittel gegenüber dem Veranstalter, sondern ziehen höchstens ein Mahnverfahren seitens des Kreditgebers nach sich. „Im schlimmsten Fall droht ein negativer Schufa-Eintrag, das kann richtig ärgerlich sein“, mahnt Nauhauser.