25. Oktober 2022, 13:01 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Flugzeugessen ist gemeinhin keine kulinarische Offenbarung. Doch um das Geschmackserlebnis zu verbessern, gibt es offenbar einen einfachen Trick. So legt ein Forscher der britischen Oxford-Universität nahe, beim Essen Noise-Cancelling-Kopfhörer aufzusetzen. TRAVELBOOK kennt die Hintergründe.
Nur die wenigsten Flugreisende verzehren die Gerichte, die vom Kabinenservice gereicht werden, mit großem Genuss. Das liegt nicht unbedingt an deren verwöhnten Gaumen, sondern hängt vor allem mit dem typischen Flugzeuglärm zusammen. Das wollen Forscher der kalifornischen Cornell University schon vor Jahren herausgefunden haben, TRAVELBOOK berichtete. Demnach beeinflussen die lauten Geräusche im Flieger die Geschmacksnerven. Doch dieses Problem lässt sich offenbar umgehen: mit Noise-Cancelling-Kopfhörern, also Köpfhörern mit Geräuschunterdrückungsfunktion.
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Noise-Cancelling-Kopfhörer für besseres Flugzeugessen?
Charles Spense von der University of Oxford spricht gegenüber dem „The Telegraph“ von der „wohl einfachsten Möglichkeit, sich Essen und Getränke im Flugzeug besser schmecken zu lassen“. Der auf angewandte Kognitionspsychologie, Verbraucherpsychologie und multisensorische Wahrnehmung spezialisierte Psychologe stützt seine These auf eine langjährige Zusammenarbeit mit dem Sterne-Restaurant The Fat Duck im britischen Bray. Dabei sei es früher mal darum gegangen, dass etwa Austern besser schmecken sollen, wenn der Verzehr von Ozeangeräuschen untermalt ist. In jüngeren Versuchen nun habe Spense demnach feststellen können, dass schrille Töne die Wahrnehmung von Süßem verstärken. Tiefere Töne dagegen, wie sie aufgrund von Maschinengeräuschen etwa im Flugzeug zu vernehmen sind, intensivierten die Geschmackswahrnehmung von Bitterem um immerhin 10 Prozent.
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»Kein riesiger Effekt
Vereinfacht gesagt also können Fluggäste durch das Aufsetzen von Noise-Cancelling-Kopfhörern die Lärmbelästigung reduzieren, und dadurch einen gewissen Effekt auf das Geschmackserlebnis von Flugzeugessen erfahren – jedoch keinen „riesigen“. Deshalb mahnt der Forscher, die Ergebnisse nicht überzubewerten.
Denn tatsächlich hänge das Geschmackserlebnis an Bord neben dem Fluglärm auch mit weiteren Faktoren zusammen. Hierzu zählen der niedrige Kabinendruck und die verringerte Luftfeuchtigkeit, welche die Schleimhäute in Mund und Nase angreifen können. Weiterhin glauben Experten an ein Anschwellen von Körpermembranen ab einer gewissen Flughöhe, wodurch die Geschmacksnerven weiterhin beeinflusst sein sollen.
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Nichts ist so individuell wie der Geschmack
Im Gespräch mit TRAVELBOOK gibt Ernährungswissenschaftler Uwe Knop zu bedenken, dass das Thema Geschmack ein sehr individuelles ist. Demzufolge sollte man Studien rund um Sinneseindrücke und deren Erkenntnisse wohl nicht zu ernst nehmen. Denn zwar geben die Angaben von Probanden einen Hinweis darauf, dass etwas beispielsweise bitterer oder süßer schmecken könnte. Wie der Geschmackstest bei Ihnen selbst ausfallen würde, steht dabei natürlich auf einem ganz anderen Blatt.
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Mit anderen Worten: Während dem einen das Flugzeugessen mit Noise-Cancelling-Kopfhören richtig gut schmeckt, findet der andere es vielleicht ungenießbar. In dem Zusammenhang geht sicherlich Probieren über Studieren.