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Erklärung der Wissenschaftler

Warum uns der Rückweg immer kürzer vorkommt

Wissenschaftler haben herausgefunden, warum uns der Rückweg beim Autofahren kürzer vorkommt als der Hinweg
Wissenschaftler haben herausgefunden, warum uns der Rückweg kürzer vorkommt als der Hinweg Foto: Getty Images
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TRAVELBOOK Redaktion

24. August 2024, 8:01 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Gleiche Strecke, gleiche Zeit: Und trotzdem kommt Ihnen der Rückweg kürzer als der Hinweg vor? Ein Phänomen, das viele kennen, und das sogar einen Namen hat: „Rückreise Effekt“. Was der Grund für die verquere Wahrnehmung ist, hat ein japanisches Forscher-Team herausgefunden.

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Kennen Sie das auch? Der Weg zum Ziel kommt Ihnen endlos vor, wo hingegen der Rückweg viel kürzer zu sein scheint. Ein Beispiel: Sie sitzen im Auto auf dem Weg zur Ostsee. Voraussichtliche Fahrzeit von Berlin nach Travemünde: Drei Stunden und 15 Minuten. Doch die Zeit will einfach nicht vergehen und die Fahrt nimmt gefühlt einfach kein Ende. Obwohl Fahrtzeit und Strecke auf der Rückfahrt ungefähr gleich sind, kommt Ihnen der Rückweg wesentlich kürzer vor. Ein Phänomen, das man nicht nur vom Autofahren kennt, sondern das auch auf einem Spaziergang, einer Radtour oder einer Reise mit dem Flieger oder dem Zug vorkommen kann. Dabei spielt es keine Rolle, ob Ihr Ziel der lang ersehnte Urlaub ist, oder es nur um das Wirtshaus auf halber Strecke der Wanderung geht.

Studie zum Rückreise-Effekt

Doch woran liegt es, dass wir zeitgleiche Strecken unterschiedlich lang empfinden? Dieser Frage gehen Wissenschaftler schon seit Jahren nach. Die Ergebnisse zum sogenannten „return trip effect“ (deutsch: Rückreise-Effekt) veröffentlichte ein japanisches Forscher-Team der Universität Kyōto 2015 in der Online-Fachzeitschrift der „Public Library of Science“, Plos One.

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Das Ergebnis: Der Grund für die verschobene Wahrnehmung liegt nach Ansicht der Wissenschaftler an unseren Erinnerungen: Auf dem Rückweg können wir uns demnach nur schwer daran erinnern, wie lang wir die Hinreise tatsächlich empfunden haben. „Der Rückreise-Effekt hängt nicht von der reinen Zeitmessung ab“, erklärte der Wissenschaftler Ryosuke Ozawa der Los Angeles Times, „er entsteht vielmehr dadurch, dass wir das Zeitempfinden aufgrund unserer Erinnerung beurteilen.“

Gefühl für die Zeit

Auf dieses Ergebnis kamen die Forscher anhand eines Experiments: Für die Studie ließen sie 20 gesunde Männer zwischen 20 und 30 Jahren drei zwanzigminütige Filme schauen. Darin war der Weg eines Spaziergängers zu sehen, der die Strecke mit einer Kamera vor der Brust filmte. Dabei ging er drei verschiedene Wege: Zwei Strecken waren identisch, der Läufer ging sie einmal hin und einmal zurück. Der dritte Film zeigte einen Rundgang, was bedeutet, dass er keine Stelle zwei Mal auf seinem Lauf passierte.

Während die Männer den Film schauten, schielten sie ab und zu auf einen vorab ausgehändigten Stadtplan, auf dem der Weg eingezeichnet war. So sollte das Gefühl transportiert werden, den Weg selbst zu laufen – und zwar zum ersten Mal. Außerdem sollten die Männer während des Films immer dann ein Zeichen geben, wenn sie glaubten, drei Minuten seien vorbei. Damit sich diese Einschätzung auch tatsächlich auf ihre Wahrnehmung stützte, durften sie nicht auf das Handy schauen oder eine Uhr tragen. Auch wurden sie gebeten, nicht im Kopf die Sekunden mitzuzählen.

Das Ergebnis: Nur bei gleicher Strecke, nicht aber beim Rundweg, hatten die Männer das Gefühl, der Rückweg sei kürzer. Das lag daran, dass sie bei der gleichen Strecke überhaupt einen Rückweg erkannten.

Frau guckt aus dem Auto auf den Strand
Auf dem Hinweg fiebern wir dem Ziel entgegen – und es will und will nicht näher kommen. Dieser enttäuschte Optimismus könnte laut Forschern ebenfalls ein Grund dafür sein, warum uns der Hinweg länger als der Rückweg vorkommt. Foto: Getty Images
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Erwartungen statt Erinnerungen

Einen ähnlichen Ansatz verfolgt der Psychologe Niels van de Ven, der sich schon 2011 mit dem Rückreise-Effekt beschäftigte. Er stützt sich in seiner These auf die Erwartungen, nicht auf die Erinnerungen. So geht er davon aus, dass wir auf dem Hinweg erwarten, schnell da zu sein und uns diese Strecke somit ewig vorkommt. Auf dem Rückweg hingegen erwarten wir einen langen Weg, und erleben dann meist das Gegenteil, weil wir auf das Schlimmste gefasst sind.

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Der Los Angeles Times erklärt es van de Ven so: „Menschen sind oft zu optimistisch auf dem Hinweg, sodass sich der Hinweg ziemlich lang anfühlt. Wenn wir zurückkehren, denken wir ‚Es wird wieder so lange dauern‘ weshalb es sich dann nicht ganz so schlimm anfühlt.“ Bedeutet: Wenn wir den Hinweg als besonders lang und lästig empfinden, erwarten wir das gleiche vom Rückweg. Treten dann aber wider Erwarten keine Komplikationen auf, fühlt sich der Rückweg viel kürzer an.

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