8. Juni 2016, 11:39 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Früher ging es beim Camping darum, der Natur möglichst nah zu sein und günstig zu urlauben. Dazu will „Glamping“ so gar nicht passen. Wie der Luxus-Camping-Trend in Deutschland angenommen wird.
Beim Thema Camping scheiden sich die Geister – und das manchmal sogar in einem Haushalt, was die Urlaubsplanung entsprechend schwierig gestaltet. Manche lieben das Gefühl des Improvisierten und Abenteuers, andere wiederum verbinden mit dem Campen vor allem schmutzige Toiletten, ungemütliche Nächte und viel Kälte, Regen oder Hitze.
Doch es tut sich einiges in dem Bereich: Was früher als Billigurlaub für Spontanreisende galt, ist heute eine hart umkämpfte Branche.
„Glamping“, ein Wortmix aus Glamour und Camping, ist in Europa seit einigen Jahren im Trend. Die Deutschen tun sich allerdings noch schwer damit und finden nur zögerlich Gefallen daran. „Camping ist immer noch mit vielen Klischees verbunden: Mücken, versiffte Duschen und jede Menge Bier“, sagt Jeroen Callewaert von der Plattform Vacansoleil. Europaweit bietet das Portal rund 450 Glamping-Plätze an, in Deutschland sind es bislang lediglich 13.
Glamping ist in Deutschland noch ein Nischenprodukt
Die Betreiber der Campingplätze halten sich bei Investitionen in Golfplätze, 24-Stunden-Service oder Pool-Anlagen noch zurück. Viele Campingplätze hätten noch keine Glamping-Standards, meint Callewaert. „Ein Pool ist zum Beispiel in unserem Angebot Pflicht. Glamping ist in Deutschland immer noch ein Nischenprodukt.“
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Dabei ist das Interesse an Camping hoch. Tendenz: steigend. Normale Campingplätze erreichen beinahe jedes Jahr neue Bestwerte. Insgesamt verzeichneten die Betreiber nach Angaben des Bundesverbandes der Campingwirtschaft 2015 mehr als 29 Millionen Übernachtungen, das waren 4,8 Prozent mehr als 2014. Und acht Prozent aller Deutschen geben laut dem Statistischen Bundesamt an, im Sommer das Zelt dem Hotel-Pool zu bevorzugen – am liebsten in Bayern, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen.
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Nur wenige Campingplätze haben WLAN
Trotz der vielversprechenden Zahlen, tut sich beim Komfortniveau nur wenig. Luxus und Hotelservice sind nur an wenigen Plätzen in Deutschland Standard. Die Campingbetreiber hätten besonders in den vergangenen fünf Jahren an der Qualität ihrer Plätze gearbeitet, sagt Viktoria Groß vom Deutschen Camping Club (DCC), der rund 110.000 Campingtouristen zu seinen Mitgliedern zählt. Nur an ausgewählten Campingplätzen gibt es WLAN, Flachbildschirme oder Gourmetköche, die am Lagerfeuer Mehr-Gänge-Menüs zubereiten.
Gründe für das Umdenken seien lange Schlechtwetter-Perioden in Südeuropa oder Terrorgefahr an beliebten Reisezielen, sagt Groß. Vielen wollten deshalb nicht mehr lange um Voraus buchen, sondern lieber von heute auf morgen etwa mit ihren Wohnmobilen losziehen.
Trotzdem wollen etliche Camping-Urlauber nicht auf den Komfort der Hotels verzichten. Darauf setzen auch die Betreiber und Outdoor-Hersteller mit immer ausgefalleneren Angeboten: Fest installierte Holzhäuser in Fassform oder riesige Luxus-Wohnmobile mit eingebautem Whirlpool am Dach sind gefragt. „Campen und nebenan der eigene Golfplatz oder auch ein eigener Spa-Bereich – dabei hätte man vor ein paar Jahren noch den Kopf geschüttelt“, sagt Groß.
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Deutsche würden für mehr Komfort durchaus mehr zahlen
Dafür seien die Deutschen auch bereit, einiges auszugeben. Ließ ein Urlauber laut einer Studie noch vor zehn Jahren durchschnittlich knapp 27 Euro am Tag auf dem Campingplatz, waren es 2010 schon knapp 46 Euro. Heute sind es bis zu 70 Euro, schätzt Groß. Bei Anbietern wie Vacansoleil ist es sogar das Doppelte. Im Schnitt gibt eine Glamping-Familie rund 1500 Euro für eine Woche in einem 80 Quadratmeter großen Safarizelt aus.
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Deutsche noch „zu naturverbunden“
Zur wichtigsten Zielgruppe zählen die Familien – doch auch Skeptiker würden immer mehr Gefallen am Glamping finden. „Durch das Glamping kommen Menschen mit Camping in Berührung, die sonst damit nichts anfangen konnten“, erklärt Groß. „Die meisten wollen es einfach mal ausprobieren, langfristig aber sind die Deutschen noch weit entfernt, ‚Glamper‘ zu sein. Dafür sind sie zu naturverbunden.“