7. Juli 2014, 16:13 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Reporter einer US-amerikanischen TV-Show nahmen während einer Flugreise verschiedene Proben und schickten diese an ein Labor. Das Ergebnis war, Sie ahnen es, ekelerregend. Aber wer nun denkt, dass sich die meisten Keime auf der Bord-Toilette tummeln, liegt falsch. Die Bakterien lauern ganz woanders.
Auf einer Flugreise kommen wir mit allerlei Gegenständen in Berührung: zuerst am Flughafen, wo wir einchecken und das Sicherheitsgate passieren, dann im Flieger, wo wir auf Sitzen Platz nehmen, auf denen schon Tausende vor uns saßen, und Toiletten benutzen, in denen schon haufenweise Fäkalien landeten.
Alles kein Problem, könnte man meinen – schließlich wird ja überall regelmäßig geputzt. Dass genau das leider nicht immer der Fall ist, zeigt jetzt ein Test der US-Show Today, die bei NBC läuft. Deren Reporter sind, im wahrsten Sinne des Wortes, ausgeflogen, um die Hygiene an Flughäfen und in Fliegern zu testen.
9 von 13 Proben positiv getestet
Mit speziellen Wattestäbchen nahmen die Reporter Proben an mehreren Stationen, die Passagiere während einer Flugreise passieren. Anschließend schickten sie die Test-Kits an ein spezielles mikrobiologisches Testlabor – mit erschreckendem Ergebnis: 9 von insgesamt 13 Proben waren mit Bakterien verunreinigt.
Die höchste Konzentration von Keimen fand sich dort, wo man sie am wenigsten vermutet – auf den Klapptischen im Flugzeug. Besonders eklig: Die Mikrobiologen wiesen in der entnommenen Probe krankmachende Darmbakterien nach.
Nur, wie kommen die Bakterien auf die Tische? Eine mögliche Erklärung liefert die ehemalige Stewardess Hollis Gillespie. Sie habe schon beobachtet, wie Eltern ihre Babys auf den Klapptischen wickelten, berichtet sie den „Today“-Reportern. Aber auch schlicht durch ungewaschene Hände können die Bakterien auf den Tisch gekommen sein.
Eine besonders hohe Zahl an Keimen fanden die US-Reporter auch am Sicherheitsgurt und auf den Armlehnen im Flieger. Kontaminiert waren auch die Plastikschalen am Sicherheitsgate, in denen die Passagiere ihr Handgepäck zum Durchleuchten ablegen.
Dass sich am Flughafen und im Flugzeug eine hohe Zahl an Keimen findet, überrascht den deutschen Hygiene-Experten Dr. Ernst Tabori nicht. „Keime finden sich überall dort, wo viele Menschen auf engem Raum zusammenkommen“, erklärt der ärztliche Direktor des Deutschen Beratungszentrums für Hygiene in Freiburg.
Allerdings, und hier sieht er das größte Problem, müssten die Fluggesellschaften nach jedem Flug eine adäquate Reinigung durchführen. „Wenn zwischen zwei Flügen nicht ordentlich saubergemacht wird, besteht die Gefahr, dass krankmachende Keime von einem auf den nächsten Passagier übertragen werden.“
Keime überleben tagelang
Erst im Mai hatte eine US-Studie gezeigt, dass sich gefährliche Bakterien tagelang auf Oberflächen im Flugzeug festsetzen können. So war etwa das Darmbakterium E. coli bis zu vier Tage auf einer Armlehne nachzuweisen, wie Forscher bei der Jahreskonferenz der Amerikanischen Gesellschaft für Mikrobiologie in Boston erklärten. Der antibiotikaresistente Keim MRSA haftete sogar bis zu einer Woche an der Tasche auf der Rückseite eines Flugzeugsitzes.
Dass eine unzureichende Reinigung im Flieger zu vermehrten Ansteckungsfällen führen kann, mussten etwa die Mitarbeiter von Air New Zealand vor einigen Jahren erfahren: Ein offensichtlich mit Noroviren infizierter Fluggast hatte sich an Bord übergeben; der betroffene Bereich wurde danach nur oberflächlich gereinigt. Von 63 Flugbegleitern, die (noch Flüge später) in der gleichen Maschine arbeiteten, erkrankte fast die Hälfte am Norovirus. Wie viele Passagiere sich im Nachhinein noch ansteckten, ist nicht bekannt. Erst, als der Bodenbereich gründlich desinfiziert wurde, gelang es, das Virus unschädlich zu machen.
Eine gründliche Reinigung nach jedem Flug sollte also selbstverständlich sein. Dennoch könne auch der Einzelne nicht aus der Verantwortung genommen werden, sagt Hygiene-Experte Ernst Tabori. „Ganz wichtig: Wenn man im Flugzeug die Toilette benutzt, sollte man sich danach die Hände waschen. Zum einen um sich selbst zu schützen, denn es könnte ja sein, dass der Vorgänger in der Toilette krankmachende Keime hinterlassen hat. Durch Händewaschen schützt man aber auch andere, weil somit fremde oder eigene Keime gar nicht erst mit zum Sitz genommen werden.“
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Wie man sich schützen kann
An erster Stelle steht natürlich das Händewaschen – insbesondere, bevor man etwas isst. „Denn schon außerhalb des Flugzeugs hat man schon eine Fülle von Keimen akquiriert, denen man besser keinen Zugang zu unserem Innersten verschafft“, warnt Ernst Tabori. „Wasser und Seife reichen im Normalfall aus, um krankmachende Keime ausreichend zu reduzieren.“
Zusätzlich kann es hilfreich sein, desinfizierende Tücher bei sich zu haben und etwa Armlehne und Klapptisch im Flieger abzuwischen.