5. September 2024, 17:16 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Bereits im Mai 2023 wurde der neue kanadische Reisepass vorgestellt. Seitdem ist das Netz voll mit Bildern von dem ungewöhnlich schönen Dokument. So sieht man zum Beispiel unter UV-Licht Bilder mit Bezug zur kanadischen Natur. Fälschungssicherer denn je ist er obendrein. Und enthält sogar eine Hommage an das britische Königshaus. Trotzdem waren die Reaktionen nicht nur positiv.
Nicht wenige deutsche Urlauber dürften wohl vor Neid erblassen, wenn sie den bereits im Mai 2023 vorgestellten kanadischen Reisepass sehen. Denn während unser Dokument gelinde gesagt etwas nüchtern daherkommt, wirkt der kanadische Reisepass wie ein modernes kleines Märchenbuch. Besonders unter UV-Licht, wenn die verschiedenen Bilder auf seinen Seiten, die eine Hommage an die kanadische Natur sind, in den buntesten Farben zu leuchten beginnen. Zudem ist der neue Ausweis so fälschungssicher wie nie. Und dennoch hagelte es bei seiner Vorstellung förmlich Kritik.
Am 10. Mai 2023 stellte Sean Fraser, Minister für Infrastruktur und kommunale Angelegenheiten, das Dokument erstmals öffentlich vor. In einem offiziellen Statement, das auf der Website der kanadischen Regierung nachzulesen ist, sagte er damals stolz: „Der neue kanadische Reisepass ist mehr als nur ein bloßes Dokument. Er repräsentiert unsere nationale Identität und unsere Werte. Er erinnert an die Schönheit und Vielfältigkeit von Kanada, und reflektiert unsere Anstrengungen, Menschen aus aller Welt willkommen zu heißen.“
Hommage an die Ewige Queen
Schon das Deckblatt mit gelben und roten Ahornblättern sowie dem offiziellen Wappen der verstorbenen englischen Königin Elizabeth II. ist eine Augenweide. Eigentlich wollte man damit dem neuen König Charles III. huldigen, doch dieser ließ sein eigenes Wappen laut „Yahoo“ nicht mehr rechtzeitig genehmigen. So zeigt der neue kanadische Reisepass nun eben das Emblem seiner Mutter, die mehr als 70 Jahre lang britische Monarchin war. Das heutige Kanada wurde 1867 aus den vier ehemaligen britischen Kolonien Quebec, Nova Scotia, Ontario und New Brunswick gegründet.
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Der neue kanadische Reisepass ist zudem so fälschungssicher wie nie. Dafür sorgt unter anderem eine neue Technik, bei der wichtige Daten mit Laser in das Dokument eingraviert werden. Zuvor druckte man diese klassisch mit Tinte. Am auffälligsten aber sind zweifellos die wunderschön gestaltete Seiten des Dokuments, die Szenen aus der kanadischen Natur rund um das Jahr zeigen. So ist im Frühling etwa eine Bärenmutter mit ihren Jungen zu sehen. Im Sommer zeigen sie einen Mann beim fröhlichen Bad, und im Herbst Kinder mit Kürbissen. Hält man diese Bilder unter UV-Licht, dann fangen sie in magischen Farben an zu leuchten.
Noch sicherer
Laut der Website „Passport Index“ liegt der neue kanadische Reisepass auf Platz Acht der potentesten Dokumente dieser Art weltweit. 125 Länder der Erde kann man damit aktuell visafrei besuchen. In 47 weiteren kann man bei der Ankunft eine solche Einreisegenehmigung erhalten. Nur in 26 Staaten müssen Kanadier ein solches Visum vorab beantragen. Der neue Ausweis enthält unter anderem einen elektronischen Chip mit allen relevanten Daten seines Trägers, und soll somit noch schwieriger zu fälschen bzw. zu manipulieren sein.
Dennoch erhielt der kanadische Reisepass 2.0 nach seiner Vorstellung nicht nur positives Feedback. Im Gegenteil wurde er sogar von mehreren Gruppen heftig kritisiert. So störten sich zum Beispiel Veteranen des Ersten Weltkrieges daran. Diese monierten, dass das vorher im Dokument enthaltene Bild des sogenannten Vimy-Denkmals in Frankreich entfernt wurde, welches an die gefallenen Landsleute erinnert. Die Königliche Kanadische Legion sagte dazu: „Wir sind von der Entscheidung enttäuscht, ein Bild zu entfernen, welches an die Opfer im Kampf für genau die Freiheit erinnert, die der Pass verspricht.“
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Landesweite Empörung
Andere Stimmen kritisieren das Verschwinden des Volkshelden Terry Fox aus dem Dokument. Fox, selbst an Krebs erkrankt, war vom 12. April bis zum 1. September 1980 insgesamt 128 Marathon-Distanzen durch sein Heimatland gelaufen, um auf die Krankheit aufmerksam zu machen, sammelte dabei Millionen von Spenden. Zu diesem Zeitpunkt hatte man ihm bereits ein Bein amputiert. Fox starb am 28. Juni 1981 mit gerade einmal 22 Jahren. Der Bürgermeister seiner Heimatstadt Port Coquitlam sagte laut „CTV News“ dazu: „Wir brauchen mehr Terry Fox, nicht weniger.“ Die politische Opposition spottete gar: „Sie haben jemanden, der durch sein halbes Land gelaufen ist, um gegen Krebs zu kämpfen, durch einen Mann beim Laub harken ersetzt. Kann unser Premierminister sich gedanklich noch weiter von seinem Volk entfernen?!“
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Minister Sean Fraser antwortete darauf, die Entscheidungen für das Design seien eng mit verschiedenen Regierungsstellen abgestimmt worden. Die ebenfalls in den Prozess involvierte Ministerin Karina Gould sagte, der neue kanadische Reisepass fange sehr gut den Geist dessen ein, was Kanadier ausmache. Und selbst die Meckerer werden wohl neidlos zugeben müssen: Zumindest rein optisch ist der neue kanadische Ausweis ein absoluter Volltreffer. Vielleicht lassen sich ja irgendwann sogar einmal Politiker hierzulande davon inspirieren.