8. Februar 2024, 17:32 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Die Zeitzonen sorgen dafür, dass die ganze Welt im gleichen Tagesrhythmus leben kann und dabei dennoch eine einfache globale Kommunikation gewährleistet wird. Doch manche Länder und Regionen trotzen der Logik – ganz bewusst. TRAVELBOOK zeigt die kuriosesten Zeitzonen-Fakten.
Seit 1884 gibt die Greenwich Mean Time (GMT) den Welttakt vor. Der durch den Londoner Stadtteil verlaufende Nullmeridian ist Ausgangspunkt der 360 Längengrade, in die der Globus in östlicher Richtung eingeteilt wird. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Uhrzeit lokal am Stand der Sonne bestimmt, doch die industrielle Entwicklung mit Telegrafie und langen Eisenbahnstrecken machte die sukzessive Einführung der einheitlichen Zeiten nach Zeitzonen erforderlich. Im Laufe der Zeit ging man jedoch dazu über, die Weltzeiten statt in GMT in UTC (Universal Time Coordinated, zu dt.: koordinierte Weltzeit) anzugeben.
Es gilt: Eine Zeitzone umfasst – in der Regel – 15 Längengerade. So entsteht eine gleichmäßige, stundenweise Einteilung rund um den Globus. Zumindest theoretisch. Denn natürlich orientieren sich Ländergrenzen nicht an Meridianen, sodass jede Zeitzone ohnehin leichte Abweichungen Richtung Ost oder West der jeweiligen Längengerade aufzeigt. Mancherorts kommt es jedoch zu wirklich ungewöhnlichen Einteilungen.
Kuriose Zeitzonen in Riesenländern
Die größten Länder der Erde dehnen sich weit über den Globus aus und haben deswegen in der Regel mehrere Zeitzonen. Das gilt zum Beispiel für Russland mit elf Zeitzonen, Kanada mit sechs Zeitzonen oder die USA mit vier Zeitzonen zwischen West- und Ostküste. Das Land mit den meisten Zeitzonen weltweit ist jedoch Frankreich, welches dank seiner Überseegebiete ganze 12 Zeitzonen besitzt. In vielen US-Staaten gibt es keine einheitliche Zeit, da sie in gleich zwei Zeitzonen liegen. Das trifft vor allem für Staaten im Mittleren Westen zu – zum Beispiel auf South Dakota. Ein Blick auf Seiten wie „timeanddate.com“ zeigt hier: Ist es in der Hauptstadt Pierre bereits 12 Uhr mittags, schlägt es am westlich gelegenen Mount Rushmore erst 11 Uhr.
Die USA sind jedoch nicht das einzige Riesenland, das mit ungewöhnlichen Zeitzonen-Fakten aufwartet. Schräg wird es auch in Australien: Auf dem Kontinent gibt es, Außengebiete ausgenommen, drei Zeitzonen – zumindest im Winter. Denn im Sommer führen drei der sechs Staaten Sommerzeit ein: dann werden aus drei Zeitzonen fünf. Immerhin: Damit Reisende den Überblick behalten, hat das australische Fremdenverkehrsamt alle wichtigen Infos zusammengestellt.
Wesentlich einfacher ist die Zeitregelung im ebenfalls riesigen China. Denn das „Reich der Mitte“ erstreckt sich zwar rein theoretisch über fünf Zeitzonen, jedoch richtet sich das ganze Land nach „Peking Zeit“ – denn China hat offiziell nur eine Zeitzone. Die Gründe dafür sind hochpolitisch und auf den zentralistischen Alltagsanspruch der Regierung zurückzuführen. Wer die Grenze von China ins benachbarte Afghanistan überschreiten sollte, müsste seine Uhren theoretisch dreieinhalb Stunden zurückdrehen – das ist der größte Zeitsprung an einer Grenze weltweit.
Nicht alle Zeitzonen richten sich nach voller Stunde
Aber warum eigentlich dreieinhalb Stunden? Das liegt daran, dass Länder nicht nur frei entscheiden können, welche Zeitzonen sie nutzen wollen, sondern auch ihre mehr oder weniger eigenen Zeitzonen schaffen können. So haben sich einige Länder für einen halbstündigen Schritt im Zeitunterschied zur UTC entschieden. Dazu zählen neben Afghanistan auch Iran, Myanmar, Sri Lanka und der Riesenstaat Indien. Er ist der UTC fünfeinhalb Stunden voraus. Für eine noch ungewöhnlichere Zeit hat sich das benachbarte Nepal entschieden – und legt noch mal eine Viertelstunde drauf. Der Zeitunterschied liegt hier also bei UTC+5¾. Damit hat das Himalaya-Land eine der kleinsten und kuriosesten Zeitzonen überhaupt.
„Peking-Zeit“ China hat offiziell nur eine Zeitzone
Hätten Sie das gedacht? Das Land mit den meisten Zeitzonen weltweit
Diomedes-Inseln Diese Inseln liegen nebeneinander – und haben 21 Stunden Zeitunterschied
Datumsgrenze maximal gebogen – aus wirtschaftlichen Gründen
Abweichungen zu den eigentlichen Zeitzonen entlang der Längengerade sind also keine Seltenheit – besonders kurios wird es aber rund um die Datumsgrenzen inmitten des Pazifiks. Mitten im Nichts liegen viele kleine Inselgruppen – zum Beispiel Kiribati. Der Inselstaat liegt auf dem gleichen Längengrad wie Hawaii und damit geografisch östlich der Datumsgrenze auf dem 180. Längengrad. Trotzdem wagte das kleine Land bereits 1995 den „Sprung“ auf westliche Seite der Datumsgrenze; 2011 folgte ihm Samoa. Wie „National Geographic“ schreibt, hat dies gleich zwei Gründe: Da wären zum einen die engen wirtschaftlichen Beziehungen zum Handelspartner Australien – zum anderen natürlich aber auch die Hoffnung, zu Silvester Touristen anlocken zu können, die gerne als erste ins neue Jahr starten wollen.
Kiribati ist deswegen auch einer der beiden Orte auf der Welt, die den höchsten Zeitunterschied zueinander haben: Die zu Kiribati gehörenden Linieninseln (UTC+14) liegen 2000 Kilometer östlich der zu den USA gehörenden Baker Insel (UTC-12) – hier macht die Datumsgrenze Schlangenlinien und sorgt für einen Zeitunterschied von 26 Stunden zwischen beiden Orten. Das heißt auch: Weltweit können gleich drei unterschiedliche Kalendertage gleichzeitig existieren – wer das nicht glauben kann, sollte am Vormittag mal einen Blick auf die Weltzeituhr werfen. Das Ganze ist natürlich eher theoretischer Natur und praktisch kaum relevant, denn die Baker Insel ist ein winziges unbewohntes Atoll.