14. Juni 2024, 16:44 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Wer für den Urlaub einen Mietwagen buchen möchte, steht bei vielen Fragen vor der Qual der Wahl: Welcher Anbieter soll es sein, welche Versicherungen brauche ich wirklich, welche Tankregelung ist die beste? Und wie erkenne ich überhaupt einen seriösen Mietwagenanbieter? TRAVELBOOK-Redakteurin Angelika Pickardt hat mit einem Experten über all diese Fragen gesprochen und wertvolle Tipps erhalten, damit die Buchung nicht zum Reinfall wird.
Vergleichs- und Buchungsportale machen es Urlaubern heutzutage leicht, den passenden Mietwagen für die Reise zu finden. Trotzdem gilt es, sich genau über die Mietbedingungen zu informieren und den richtigen Versicherungsschutz auszuwählen, bevor man sich für ein Angebot entscheidet. Und auch vor Ort warten einige Fallstricke, die man jedoch mit guter Vorbereitung umgehen kann. TRAVELBOOK hat mit Frieder Bechtel von billiger-mietwagen.de gesprochen und wertvolle Tipps für die Mietwagenbuchung bekommen.
Übersicht
- Mietwagen buchen – wichtige Tipps
- Woran erkenne ich einen seriösen Mietwagenanbieter?
- Welche Versicherungen brauche ich beim Mietwagen wirklich?
- Mietwagen-Anbieter vor Ort will zusätzliche Versicherung aufschwatzen – Tipps, wie man sich verhält
- Wie entwickeln sich die Preise für Mietwagen in diesem Jahr?
- Was tun, wenn mein gebuchtes Fahrzeug nicht verfügbar ist?
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Mietwagen buchen – wichtige Tipps
Woran erkenne ich einen seriösen Mietwagenanbieter?
Einen seriösen Mietwagenanbieter erkennt man laut Frieder Bechtel zum einen an einem guten Versicherungsschutz. So sollte ein Schutz ohne Selbstbeteiligung oder mit Erstattung der Selbstbeteiligung wählbar sein. „Des Weiteren sollte ein seriöser Mietwagenanbieter eine Tankregelung anbieten, bei der man das Auto voll getankt übernimmt und auch vollgetankt wieder zurückgibt. Diese Tankregelung empfehlen wir generell, denn so bezahlt man nur den Treibstoff, den man auch verbraucht hat.“
Ein weiterer wichtiger Punkt, der Hinweise auf die Qualität eines Mietwagenanbieters geben kann: die Bewertung durch Kunden. Je mehr positive Bewertungen, umso besser der Anbieter. Und noch einen Tipp hat Frieder Bechtel: „Bei bekannten internationalen Marken wie Avis, Europcar, Hertz, Enterprise oder Alamo läuft man vor Ort viel weniger Gefahr, noch unnötige Versicherungen aufgeschwatzt zu bekommen als etwa bei kleineren Anbietern wie Goldcar oder Record.“ Von den beiden letztgenannten in Spanien ansässigen Unternehmen rät Bechtel aufgrund einer erhöhten Beschwerderate generell ab.
Das bestätigen die Bewertungen der genannten Mietwagen-Anbieter im Internet. Über Goldcar beschweren sich zahlreiche Kunden etwa auf dem Portal Testberichte.de, nennen die Geschäftspraktiken der Firma eine „skrupellose Abzocke“. „Eine unverschämte Handhabung eines Mietvertrages, die man nur als Halsabschneiderei bezeichnen kann“, schreibt ein wütender Kunde. Auch Record kommt nicht besser weg, wird unter anderem als „unseriös“ und „katastrophal“ bezeichnet. Beide Mietwagen-Firmen erhalten bei Testberichte.de nur einen von fünf möglichen Sternen.
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Welche Versicherungen brauche ich beim Mietwagen wirklich?
Auch bei den Versicherungen für einen Mietwagen gibt es viele Optionen. Bechtel hat folgende Tipps: „Wir empfehlen auf jeden Fall, die Selbstbeteiligung zu versichern, also den Anteil, den der Mieter zahlen muss, wenn er einen Schaden verursacht“, sagt Bechtel. „Die Selbstbeteiligung bewegt sich meist zwischen 1000 und 2000 Euro. Da gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder ich buche den Wagen direkt online ohne Selbstbeteiligung, das kostet ein paar Euro pro Tag mehr und ist viel günstiger, als wenn ich das erst am Schalter buche, dort zahlt man zwischen 16 und 20 Euro extra.“
Wem dieser Aufpreis zu teuer sei, der könne auch die Option „Erstattung der Selbstbeteiligung“ wählen. „Hier muss ich im unwahrscheinlichen Schadenfall in Vorleistung gehen, dann wird die Selbstbeteiligung von meiner Kreditkarte abgebucht. Zurück in Deutschland kann man sich diesen Betrag dann beim deutschen Anbieter, über den man gebucht hat, zurückerstatten lassen.“
Ebenfalls empfehlenswert ist laut Bechtel der Glas- und Reifenschutz, denn dieser koste nur 50 Cent bis 2 Euro am Tag extra und bewahrt womöglich am Ende des Urlaubs vor unnötigen Diskussionen mit dem Vermieter. Generell empfiehlt Bechtel, den Versicherungsschutz bereits online dazuzubuchen, weil es am Schalter grundsätzlich teurer sei. Die spezielle „Mallorca Police“, eine Art Haftpflichtversicherung für Schäden an fremden Autos oder Eigentum, kann man übrigens getrost beiseite lassen, sagt der Experte. „Durch die EU-Gesetzgebung sind in Spanien schon mindestens 7 Millionen Euro Schutz vorgeschrieben, das hat jeder Mietwagen.“
Mietwagen-Anbieter vor Ort will zusätzliche Versicherung aufschwatzen – Tipps, wie man sich verhält
Unsere TRAVELBOOK-Redakteurin hat es auf Mallorca selbst schon erlebt: Man will den Mietwagen abholen, für den man bereits vorab online eine Vollkasko-Versicherung abgeschlossen hat, und plötzlich heißt es, man brauche noch eine weitere Versicherung. Wenn man diese nicht abschließe, bekomme man das Fahrzeug nicht ausgehändigt. Viele lassen sich darauf ein, um weiteren Diskussionen aus dem Weg zu gehen – doch hier müsse man unbedingt hartnäckig bleiben, rät Frieder Bechtel. „Wir empfehlen immer, die Unterlagen zum gebuchten Mietwagen während des Hinflugs nochmal genau durchzulesen, sodass man weiß, welche Versicherungen man gebucht hat und ob man damit zufrieden ist.“ Dann sei es wichtig, mit einer entsprechenden Haltung an den Schalter heranzutreten und den Mitarbeitern klarzumachen, dass man alle Versicherungen habe, keine weitere brauche und sich aller Risiken bewusst sei.
Wenn der Vermieter aber ein Erpressungsszenario versuche und die Aushändigung des Schlüssels verweigere, solle man sich wie folgt verhalten: „Dann bittet man den Mitarbeiter am Schalter, das schriftlich auf dem Voucher zu notieren, in englischer Sprache, also die Aussage, dass er den Schlüssel nur aushändigt, wenn ich eine Versicherung abschließe. Mit Name und Unterschrift. Die Chancen stehen dann gut, dass man in Deutschland beim Anbieter, über den man gebucht hat, das Ganze reklamieren kann und das Geld für die zusätzliche Versicherung zurückbekommt.“
Wie entwickeln sich die Preise für Mietwagen in diesem Jahr?
Glaubt man den Anbietern, dann gehen sie im Vergleich zum Vorjahr nach unten. Beim Portal billiger-mietwagen.de sind die Mietwagenpreise für die Sommerferien 2024 laut eigenen Daten im Vergleich zu den Sommerferien 2023 im Schnitt um 19 Prozent gesunken.
Der Automobilclub von Deutschland (AvD) formuliert zurückhaltender: Die Verfügbarkeit von Mietwagen sei Marktdaten zufolge angewachsen. Dadurch begrenze sich der Preisanstieg der vergangenen beiden Jahren. Anders gesagt: Mehr Mietwagen sind verfügbar, das Angebot ist größer – was gut für die Preise ist, denn die Vermieter wollen ihre Wagen ja auf den Straßen haben.
Was tun, wenn mein gebuchtes Fahrzeug nicht verfügbar ist?
„Bei einer Vorausbuchung, die mit einem Reisegutschein garantiert ist, habe ich ein Recht auf die gebuchte Fahrzeugkategorie, also nicht auf das abgebildete Foto“, sagt Frieder Bechtel. „Der Wagen muss aber von der Größe und Beschaffenheit, also ob Kombi, Cabrio, SUV, Neunsitzer etc., so sein, wie gebucht. Wenn es seitens des Vermieters heißt, das Fahrzeug ist nicht da, dann liegt es in seiner Verantwortung, ein solches Fahrzeug zu beschaffen.“ Das könne auch heißen, dass man als Mieter zum Nachbaranbieter geht und sich dort spontan einen Wagen mietet, womöglich dann zum zehnfachen Preis, und sich diesen dann erstatten lässt. „So eine Buchung mit Voucher ist verbindlich und man sollte darauf bestehen und sich nicht abspeisen lassen.“