24. Juli 2024, 6:39 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Die Giftstoffe im Mittelmeer nehmen zu und das hat auch Auswirkungen auf den Menschen. Ein neuer Bericht des World Wide Fund for Nature (WWF) zeigt die dramatischen Entwicklungen auf.
„87 Prozent des Mittelmeers sind verschmutzt“, so leitet der World Wide Fund for Nature, kurz WWF, seinen neuen Bericht ein. Das besonders bei Touristen beliebte Meer, das unter anderem an Urlaubsländer wie Spanien, Frankreich, Italien, Griechenland, Ägypten und Tunesien grenzt, ist voller Mikroplastik und anderer Schadstoffe. Und das hat Auswirkungen.
Mittelmeer mit Mikroplastik verschmutzt
Laut dem WWF-Bericht aus dem Juli 2024 hat die Konzentration von Mikroplastik im Mittelmeer inzwischen die „maximal tolerierbare Menge überschritten“. Es sei die „höchste, jemals in der Tiefe gemessene Konzentration an Mikroplastik“, schreibt die Umweltschutzorganisation. Mikroplastik enthält Chemikalien, die für die Umwelt giftig und für den Menschen gesundheitsschädigend sind.
Laut dem WWF kann Mikroplastik aufgrund seiner chemischen Komponenten bei Wasserlebewesen unter anderem zu Entwicklungs- und Fortpflanzungsstörungen führen. Sogar das Verhalten kann dadurch beeinflusst werden. Im schlimmsten Fall führt die Aufnahme zum Tod, was laut WWF zu einem „drastischen Rückgang einer ganzen Population“ führen könne. So würden ganze Lebensräume verändert und Ökosysteme zerstört werden, mahnt die Umweltorganisation an.
Schlimme Folgen für den Menschen
Ähnlich sieht es beim Menschen aus. Dieser nehme Mikroplastik aus der aquatischen Umwelt durch den Verzehr von Mikroorganismen sowie durch das Wasser (Trinkwasser und Flaschenwasser) auf. „Über 840 Mikroplastikpartikel können pro Jahr durch den Verzehr der drei wichtigsten kommerziellen Fischarten (Wolfsbarsch und zwei Makrelenarten) aufgenommen werden, [und] bis zu 11.000 durch den hohen Verzehr von Muscheln (z. B. Miesmuscheln, Venusmuscheln, etc.)“, schreibt der WWF. Weniger gefährlich scheint der Verzehr von Garnelen zu sein, den die Organisation auf 175 Mikroplastikpartikel pro Jahr beziffert. Die Zahlen beim Wasser sind hingegen alarmierend. Der WWF schreibt von bis zu 458.000 Partikeln beim Wasserhahn und mehr als drei Millionen bei Kunststoffflaschen. Rechne man die Belastungen durch Luft und weitere Lebensmittel hinzu, „können wir täglich mehr als 100.000 Mikroplastikpartikel aufnehmen“, heißt es in dem Bericht.
Das Mikroplastik gelange so in den Organismus, der jedoch nicht in der Lage sei, sie abzubauen. „Die Anhäufung von Fremdmaterial stellt einen kontinuierlichen Reiz dar“, schreibt der WWF und nennt etliche Gesundheitsschäden als Folgen. Dazu gehören unter anderem: Krebs, Probleme mit der Fortpflanzung, Entwicklung, Atmung und Verdauung, Fettleibigkeit sowie Diabetes. Neuere Studien hätten zudem entzündliche Erkrankungen, Darmerkrankungen und Stress auf zellulärer Ebene mit dem Vorhandensein von Mikroplastik in Verbindung gebracht. „Eine aktuelle italienische Studie zeigt erstmals einen Zusammenhang zwischen dem Vorhandensein von Mikroplastik in den atherosklerotischen Plaques, Fettablagerungen in den Arterien und einem höheren Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall“, heißt es seitens des WWFs. Darüber hinaus bestehe die Gefahr, dass als Folge der Mikroplastik-Aufnahme eine Antibiotika-Resistenz entstehe – laut WWF bereits jetzt eine der „größten Bedrohungen für die globale Gesundheit“.
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Anwohner und Touristen verschmutzen das Mittelmeer
Der Grund für die schlimme Wasserverschmutzung, die laut WWF pro Jahr zu rund 1,4 Millionen vorzeitigen Todesfällen führt, ist, wie so oft, der Mensch. Rund 150 Millionen Menschen leben an der Mittelmeerküste in 22 Ländern mit teils sehr verschiedenen Standards ins Sachen Umweltschutz. Laut einem Artikel bei „CNN“ gesellen sich jährlich rund 270 Millionen Touristen in der Mittelmeerregion dazu.
„Der schlimmste Übeltäter sei Ägypten, das für 0,25 Millionen Tonnen Plastik verantwortlich sei, die im Mittelmeer landen“, beruft sich die Nachrichtenseite auf eine weitere WWF-Erklärung. Auf Platz zwei der Umweltsünder stehe die Türkei mit 0,11 Millionen Tonnen und auf Platz drei Italien mit 0,04 Millionen Tonnen Plastik, die das Mittelmeer verschmutzen. Insgesamt kommt das Mittelmeer auf 1,9 Millionen Plastikfragmente pro Quadratmeter, wie der WWF erklärt.