21. August 2024, 14:58 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Die Fälle des Mpox-Virus in der Demokratischen Republik Kongo und anderen afrikanischen Ländern nehmen zu. Doch auch in anderen Ländern überall auf der Welt sind bereits Fälle des tödlichen Virus aufgetreten. Wer besonders gefährdet ist und wie man sich vor einer Ansteckung schützen kann – ein Überblick.
Seit Beginn des Jahres starben mehr als 500 Menschen in Afrika an der Krankheit Mpox. Rund 19.000 erkrankten allein in diesem Jahr bereits an dem Virus. Besonders schlimm ist die Situation in der Demokratischen Republik Kongo. Und die Mpox-Ausbreitung ist nicht auf den afrikanischen Kontinent beschränkt: 26 Länder weltweit meldeten zuletzt Fälle. Schon 2022 gab es eine Infektionswelle, von der außerhalb Afrikas besonders die USA, aber auch Deutschland sowie etliche andere Länder überall auf der Welt betroffen waren. Und die Zahlen steigen. Doch was ist Mpox eigentlich? Wie wird es übertragen? Und wie kann man sich davor schützen? TRAVELBOOK gibt einen ersten Überblick.
Übersicht
Was ist Mpox und wie gefährlich ist es?
Mpox ist eine Infektionskrankheit, die das Mpox-Virus (MPXV) aus der Gattung Orthopoxvirus auslöst. Dabei wird zwischen zwei genetisch verschiedenen Gruppen, Kladen, unterschieden. Das schreibt das Auswärtige Amt (AA) auf seiner Mpox-Übersichtsseite.
In den meisten Fällen zeige sich Mpox als „milde fieberhafte Erkrankung mit pockenähnlichem Hautausschlag“, heißt es dort. Dieser juckende Ausschlag trete meist im Genitalbereich und Gesicht sowie an den Hand- und Fußflächen auf. Auch Schleimhautentzündungen in Mund und Rachen sowie genital und rektal kämen vor. Weitere mögliche Symptome sind Fieber, Kopf-, Muskel-, Hals- und Rückenschmerzen, Schüttelfrost und geschwollene Lymphknoten. In schweren Fällen kann das Virus zum Tod führen.
In den meisten Fällen verläuft die Krankheit milde und die Erkrankten erholen sich binnen mehrerer Wochen. Eine lebensbedrohliche Gefahr geht von Mpox hingegen für Kinder und Menschen mit einer Immunschwäche aus. So sind von den 384 Todesfällen durch Mpox in der Demokratischen Republik Kongo zwischen Januar und Mai 2024, laut WHO allein 321 Kinder im Alter von ein bis 15 Jahren gewesen. 240 der verstorbenen Kinder waren im Alter von eins bis fünf.
Übertragung
Die Viren können von Tieren sowie von Mensch zu Mensch übertragen werden. Besonders Nagetiere sind laut dem Auswärtigen Amt Virusträger, Affen und Menschen seien hingegen Fehlwirte. Übertragen wird Mpox durch engen Kontakt mit Infizierten, „aber auch der Kontakt mit Wunden, Körperflüssigkeiten, Atemtröpfchen oder mit kontaminiertem Material kann zu einer Infektion führen“, schreibt das AA.
Seit 2022 habe sich die sogenannte MPXV-Klade IIb weltweit verbreitet, die vor allem durch Sexualkontakte und offenbar besonders beim Sex zwischen Männern übertragen werde. Seit 2023 zirkuliere die Virusvariante Ib, die sich vor allem in der Demokratischen Republik Kongo sowie ihren Nachbarländern verbreite. Diese Variante ist laut AA durch „eine höhere Virulenz als auch durch klinisch schwerere Verläufe und erhöhte Sterblichkeit geprägt“.
Eine Erkrankung wird mittels PCR-Abstrich von Bläschen oder Hautkrusten festgestellt. Mittels des antiviralen Medikaments (Tecovirimat) werden vor allem die Risikogruppen behandelt.
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Vorkehrungen und Impfung
Das Auswärtige Amt rät, den „Umgang mit Erkrankten, deren Hautläsionen, Wunden, Körperflüssigkeiten und Atemtröpfchen“ generell zu vermeiden. Gleiches gelte für deren Gegenstände und Hygieneartikel und potenziell infizierte Tiere. Auch vom Verzehr von Bushmeat wird abgeraten. Das AA rät, Schutzmaßnahmen wie Händewaschen, Maskentragen und Abstand einzuhalten sowie beim Geschlechtsverkehr Kondome zu verwenden.
In der Europäischen Union gibt es bereits seit 2022 einen Pocken-Impfstoff (Imvanex/ Jynneos), der unter anderem gegen Mpox verwendet wird. Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt die Impfung laut des Robert-Koch-Instituts (RKI) nur bestimmten Personengruppen. Zum einen sind das asymptomatische Personen über 18 Jahren nach engerem Kontakt mit einer an Mpox erkrankten Person, etwa durch sexuelle oder auch familiäre Kontakte als Postexpositionsprophylaxe. Aber auch medizinisches Personal, das in Kontakt mit Erkrankten, ihrer Bettwäsche etc. oder auch Laborproben gekommen ist. Zum anderen wird Personen mit einem erhöhten Expositions- und Infektionsrisiko die Indikationsimpfung empfohlen. Zu dieser Personengruppe zählt die Stiko Männer über 18 Jahren, die Sex mit Männern und oft wechselnde Partner haben, ebenso wie infektionsgefährdetes Personal in Speziallaboratorien. „Eine Impfung anderer Bevölkerungsgruppen ist, basierend auf der aktuellen Risiko-Nutzen-Bewertung, nicht notwendig und nicht empfohlen“, heißt es beim RKI (unveränderter Stand seit dem 27.07.2022).
Neben der Impfung sei es „vor allem wichtig, Fälle und deren Kontaktpersonen frühzeitig zu identifizieren, Isolations- und Quarantänemaßnahmen einzuleiten, mögliche Verdachtsfälle zeitnah diagnostisch abzuklären sowie die betroffenen Risikogruppen aufzuklären und über Schutzmaßnahmen zu informieren“, schreibt das RKI in einer anderen Mitteilung.
Geschichte
Laut des RKIs sind die MPX-Viren in West- und Zentralafrika bei Nagetieren verbreitet. Im Jahr 1970 wurden sie erstmal beim Menschen festgestellt, einem neun Monate alten Jungen in der Demokratischen Republik Kongo. Seitdem habe es Fälle von Mpox beim Menschen besonders in west- und zentralafrikanischen Staaten gegeben, darunter Nigeria, Kamerun, der Demokratischen Republik Kongo und der Republik Kongo. Neu hinzugekommen seien ostafrikanische Staaten wie Burundi, Ruanda, Uganda und Kenia. Im Jahr 2003 wurde erstmals ein Mpox-Fall außerhalb Afrikas festgestellt. Der Mpox-Fall in den USA soll durch infizierte Nagetiere aus Ghana ausgelöst worden sein, wo sich der Virus weiter ausbreitete. Bis 2022 gab es außerhalb des afrikanischen Kontinents jedoch nur einzelne nachgewiesene Fälle mit dem Virus.
„Seit Mai 2022 wurden in verschiedenen Ländern außerhalb Afrikas Fälle ohne Reiseanamnese in bekannte Endemiegebiete registriert, darunter auch in Deutschland“, schreibt das RKI. Es folgte eine große Infektionswelle. In 2023 und bislang auch 2024 habe es in Deutschland zumindest vergleichsweise jedoch wenig Infektionsfälle gegeben. Diese habe vor allem Männer, die Sex mit Männern hätten, betroffen und wurden der Klade IIb zugeordnet. Seit 2023 habe es in Afrika und insbesondere in der Demokratischen Republik Kongo außerdem einen Anstieg von Mpox-Fällen der Klade I gegeben.
Früher „Monkeypox“, also „Affenpocken“. genannt, wird die Erkrankung seit November 2022 offiziell von der WHO als „Mpox“ bezeichnet. Hintergrund ist nicht die Übertragung durch Affen, sondern, dass das Mpox-Virus erstmals 1958 bei Laboraffen in Dänemark nachgewiesen worden war, heißt es bei „Welt“.
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Wie hoch ist das Risiko weltweit aktuell?
Am 14. August 2024 rief die Weltgesundheitsorganisation (WHO) aufgrund der ansteigenden Mpox-Fälle in der Demokratischen Republik Kongo sowie einer zunehmenden Zahl anderer afrikanischer Länder die „gesundheitliche Notlage internationaler Reichweite“ (Public health emergency of international concern, PHEIC) aus. Der WHO-Generaldirektor Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus sagte dazu: „Das Auftreten einer neuen Mpox-Gruppe, ihre schnelle Ausbreitung im Osten der Demokratischen Republik Kongo und die Meldung von Fällen in mehreren Nachbarländern sind sehr besorgniserregend.“ Laut der WHO stieg die Zahl der gemeldeten Fälle in der Demokratischen Republik Kongo bereits im letzten Jahr deutlich an. Die aktuellen Zahlen übersteigen die Gesamtzahl aus 2023 jedoch bereits jetzt: mehr als 15.600 Fälle und 537 Todesfälle (Stand: 14. August 2024).
Laut des Auswärtigen Amts besteht jedoch „außerhalb der betroffenen Länder (…) ein geringes Risiko der Verbreitung.“ Etwas ausführlicher beschreibt es die WHO in ihrer globalen Mpox-Risikobewertung aus dem Juli 2024: Das Risiko in Ländern, die vor 2022 bis 2024 nicht von Mpox betroffen gewesen seien, sei gering. Länder, die historisch mit Mpox zu tun hätten, ebenso wie ihre Nachbarländer, hätten ein moderates Risiko. Ebenso wird das „globale Gesamtrisiko für schwule Männer, bisexuelle Männer, andere Männer, die Sex mit Männern haben, transsexuelle und geschlechtsdiverse Menschen sowie Sexarbeiterinnen als moderat eingeschätzt“. Moderat sei auch das Risiko für die allgemeine Bevölkerung in der afrikanischen WHO-Region. Dahingegen werde das Risiko für die allgemeine Bevölkerung in der Demokratischen Republik Kongo als hoch eingeschätzt.