19. Februar 2016, 16:15 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
In Zeiten von Vergleichsportalen vermuten viele Reisende gar nicht, dass man Flugtickets sogar noch unter den dort aufgelisteten Preisen haben kann. Manche nutzen dabei den ein oder anderen Trick, um die vermeintlichen Bestpreise zu unterbieten. TRAVELBOOK stellt diese regelmäßig vor. Dieses Mal: der Währungstrick.
Einen Flug im Internet zu buchen gehört für viele inzwischen längst zur Routine. Man gibt seinen voraussichtlichen Abflug- und Ankunftsort sowie die Hin- und Rückflugdaten ein, und schon spuckt die Flugsuchmaschine oder die Website einer Airline eine Liste mit den möglichen Flügen aus, der vermeintlich niedrigste Preis ganz oben. Es gibt jedoch einen Trick, wie man unter Umständen noch günstiger an ein Ticket kommt.
TRAVELBOOK hat mit dem Mathematiker Maximilian Ibel gesprochen, einem Mitgründer der Flugsuchmaschine Tripcombi, die sich den ein oder anderen Trick zunutze macht, um die Preise anderer Plattformen zu unterbieten. Dazu gehört auch, dass Tickets in einer anderen Währung zuweilen günstiger sind. Einziger Haken: Man muss der jeweiligen Sprache mächtig sein bzw. jemand kennen, der bereit ist zu helfen. Oder man geht intuitiv vor, weil die meisten Websites gleich aufgebaut sind. Außerdem ist man in diesem Fall auf die Bezahlung mit einer Kreditkarte beschränkt.
Der Währungstrick
Wer sich auf der Website einer Airline befindet, kann – meistens auf der Startseite oben rechts oder links – seinen Standort bzw. sein Ausgangsland auswählen. Dies dient eigentlich dazu, die Flugsuche zu vereinfachen und sicherzustellen, dass der Kunde die richtige Sprache und letztlich auch die richtige Währung angezeigt bekommt. Bei einigen Airlines wird allerdings bei Auswählen eines anderen Standorts oder einer anderen Währung der Preis im Wert der Währung des jeweiligen Landes und nicht des Abflugorts angezeigt.
Sobald man den Preis dann umrechnet, gewinnt der Euro mitunter an Wert – vorausgesetzt der Wechselkurs stimmt –, was zur Folge hat, dass der Flug unter Umständen günstiger wird. „In der Regel lohnt sich das bei südamerikanischen Währungssystemen am meisten – hier sind die Preisunterschiede besonders hoch“, erklärt Tripcombi-Gründer Ibel. Die teuerste Währung sei bis heute der US-Dollar.
Auch interessant: Richtiger Zeitpunkt, günstigster Preis – was Sie beim Buchen von Flügen beachten sollten
So funktioniert der Währungstrick
Anhand eines Hin- und Rückflugs zwischen Berlin und Rio de Janeiro soll veranschaulicht werden, wie groß die Preisunterschiede sein können. Die Reisedaten:
Hinflug: 17. April 2016, Rückflug: 30. April 2016
Auf der Website der brasilianischen Airline TAM, die 2012 mit der chilenischen LAN zur LATAM Airlines Group fusionierte und viele Ziele in Südamerika anfliegt, schauen wir uns zunächst die Preise in Euro bzw. mit Deutschland als Ausgangsland an. Das günstigste Ergebnis in der Economy Class beträgt 967,51 Euro (Stand: 19.02.2016, 14:30 Uhr):
Anschließend gehen wir zurück auf die Startseite von TAM und wechseln dort den Standort. Statt Deutschland geben wir jetzt Brasilien an; die Reisedaten bleiben gleich. Aus unserer Sicht ändern sich daraufhin Währung und Sprache – in diesem Fall: zu Portugiesisch –, die man bestenfalls kennen sollte. Meistens ist der Buchungsvorgang jedoch in verschiedenen Sprachen gleich, sodass man sich auf Deutsch die Schritte bis zum Bezahl-Moment anschaut, und sich daran orientierend dann auf Portugiesisch durchkämpft.
Das ist der Preis mit dem brasilianischen Real als Währung:
Wer die Summe von 4.259,07 Real nun in Euro umrechnet, stellt fest, dass das Flugticket günstiger geworden ist, nämlich um fast 20 Euro.
Bei der Bezahlung mit der Kreditkarte wird der Preis in Real dann in Euro umgerechnet und abgebucht.
Auf Nachfrage von TRAVELBOOK bei LATAM, warum die Zahlung in Real möglich sei, konnte man sich bislang nicht offiziell äußern, ein Mitarbeiter erklärte jedoch, dass das Kontingent an Flugtickets jeder Airline auf die verschiedene Bevölkerungsgruppen aufgeteilt werde, der eigenen Bevölkerung werde immer ein großer Anteil an verfügbaren Tickets freigehalten.
Jedes Land und jeder Markt habe also einen eigenen Ticketshop, in dem Tickets unterschiedlich viel kosten. „Unterschiedlicher Lebensstandard, unterschiedliche Tickets. So ist das ja bei Autos auch“, so der Mitarbeiter.
Angeblich sei es gesetzlich sogar verboten, sich etwa von Deutschland aus Tickets auf der brasilianischen Version der Seite zu kaufen. Dies klingt insofern wenig plausibel, als dass einige in Deutschland lebende Brasilianer die Funktion nutzen, um sich die Seite in ihrer Muttersprache anzeigen zu lassen.
Ersparnis bis zu 160 Euro
Wir haben uns noch ein anderes Beispiel angesehen; hier werden wir von einem deutlich größeren Preisunterschied überrascht. Als Startflughafen wählen wir Berlin, als Ankunftsort Chile. Diesmal befinden wir uns auf der Website der LAN. (Stand 19.02.2014, 15:00)
Hinflug: 03. April 2016, Rückflug: 17. April 2016
Aus Deutschland wird uns der Preis natürlich in Euro angezeigt. Es handelt sich um runde 790 Euro.
Wenn wir das Land aber zu Chile wechseln, passiert folgendes: Als Preis sehen wir jetzt 699 US-Dollar.
699 US-Dollar sind umgerechnet gute 630 Euro. Es handelt sich also um einen unglaublichen Unterschied von 160 Euro.
Auch interessant: Der günstigste Tag zum Fliegen ist der…
Von Experten 8 Tipps, um an möglichst günstige Flugtickets zu kommen
Entspannt in den Urlaub fliegen Richtiger Zeitpunkt, günstigster Preis – was Sie beim Buchen von Flügen beachten sollten
US-Airline erteilt Teenager Flugverbot Achtung! Diesen Buchungstrick beim Fliegen sollten Sie besser nicht nutzen
Funktioniert der Trick auch bei europäischen Airlines?
Auch bei europäischen Airlines lässt sich der Trick anwenden, etwa bei Norwegian Airlines. Hier ist es allerdings notwendig, die IP Adresse mit jeweils den Endbuchstaben des jeweiligen Landes einzutippen, eine Umstellung des Standorts oder der Währung auf der Website ist nicht möglich. Die für uns günstigste Währung ist in diesem Fall die Norwegische Krone. Maximilian Ibel hat damit einmal bei einem Flug fast 60 Euro gespart, wie er TRAVELBOOK verriet. Hier die unterschiedlichen Preise, einmal in Euro und einmal in Norwegischen NOK, anhand eines Fluges von Berlin nach Los Angeles. Wir wählen Klasse LowFare+, nur hier ist bei Norwegian Gepäck erlaubt.
Hinflug: 12. Mai 2016, Rückflug: 19. Mai 2016
Man spart in diesem Fall tatsächlich fast 60 Euro. (Stand: 19.02.2016, 14:30 Uhr)
Und wie sieht es bei Lufthansa aus? Wer versucht, den Standort und damit ggf. die Währung zu wechseln, erhält folgende Warnung (in der jeweiligen Sprache):
z.Dt.: „Auf Basis ihrer Anfrage haben wir Sie an unseren Ticket Shop in Deutschland weitergeleitet. Alle Beiträge werden in Euro angezeigt & ihre Bezahlung wird in Deutschland durchgeführt“
Auf Nachfrage erklärte uns ein Sprecher: „Bei Lufthansa ist dieser Trick definitiv nicht möglich. Unser System passt auf solche Versuche gut auf, weswegen man ausschließlich in der Währung des jeweiligen Abflugorts bezahlen kann. Wenn man also von Berlin aus fliegt, bezahlt man immer in Euro, selbst wenn man das Land oder die Sprache auf Brasilien umstellt.“
Wieso das aber bei anderen Airlines funktioniert, konnte er uns nicht beantworten. Bei Airberlin funktioniert es übrigens genau wie bei Lufthansa: Die Möglichkeit auf eine andere Währung umzustellen, bietet mir das System nicht.
Hier einige Airlines, bei denen der Preis mit jeweils ausgewählter Währung zuweilen sinkt:
- Norwegian Airlines: Norwegische Krone
- LAN Airlines: Chilenischer Pesos
- Aerolíneas Argentinas: US-Dollar
- Avianca: Columbianischer Pesos
- TAM Linhas Aéreas: Brasilianischer Real
Fazit: Es kann sich bei der Flugbuchung, vor allem bei interkontinentalen Flügen, durchaus lohnen, einmal zu checken, ob man mit der Kreditkarte unter Umständen auch in einer anderen Währung zahlen kann, vorausgesetzt, der Preis liegt bei der Umrechnung unter dem Euro-Preis. Nicht immer sind es hohe Summen, die man dadurch spart, aber für Familien kann da durchaus mal ein schönes Abendessen im Urlaubsland herausspringen.