18. Oktober 2019, 6:45 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Die britischen Royals Kate und William bereisen gerade Pakistan. Doch wie sicher ist das Land eigentlich – kann ich da als „normaler“ Tourist sorgenfrei hinfahren? Ein Reisesicherheitsexperte gibt eine eindeutige Antwort.
Herzogin Kate und Prinz William reisen gerade durch Pakistan – besuchten die Hauptstadt Islamabad, das Hindukusch-Gebirge und auch Lahore an der indischen Grenze. Anlass des fünftägigen Royal-Trips: die Beziehungen zwischen dem asiatischen Staat und Großbritannien verbessern. So die offizielle Verkündung des Buckingham Palace. Und tatsächlich generiert das Paar schöne Bilder, zeigt sich in traditioneller Tracht, spielt Cricket oder feiert mit pakistanischen Kindern Geburtstag. Dabei ist die Reise bisher die riskanteste von William und Kate, blieb ihre Route wegen Sicherheitsbedenken im Vorhinein geheim.
Wie sicher sind also Reisen nach Pakistan? TRAVELBOOK fragte bei einem nach, der es wissen muss. Reisesicherheits-Experte Sven Leidel, Autor des Handbuchs Reisesicherheit. Leidel zu TRAVELBOOK: „Die Gesamtrisikobewertung für Pakistan würde ich als ‚5 – sehr hoch‘ einstufen.“ Die Risikobewertungsskala reicht von 1 (sehr gering) bis 5 (sehr hoch).
„Bedrohung für ausländische Reisende“
Leidel weiter: „Seit 2015 hat das Land einen deutlichen Rückgang der Zahl von terroristischen Vorfällen und Anschlägen zu verzeichnen, nachdem das pakistanische Militär eine anhaltende Operation gegen Terrorstützpunkte im Nordwesten Pakistans durchgeführt hat. Dennoch kam es Anfang 2017 zu einem kurzen Anstieg der Gewalt; militante Gruppen führen weiterhin Angriffe im ganzen Land durch und stellen eine ständige Bedrohung dar. Neben dem Terrorismus beeinflussen auch zivile Unruhen, ausländerfeindliche Gewalt und Kriminalität die Sicherheitsbedingungen und stellen eine Bedrohung für ausländische Reisende dar.“
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Es gibt eine lange Liste an Risiko-Faktoren:
- Terrorismus und islamistische Militanz
- Kleinkriminalität
- Proteste, die häufig in Gewalt und Auseinandersetzungen mit der Polizei und dem Militär ausarten
- Gewalt gegen ausländische Touristen und Expats (sowie deren Familienangehörige)
- Religiöse und ethnische Spannungen
- Angespannte Beziehung zu Indien; welche traditionell schlecht ist, sich allerdings primär auf das Grenzgebiet konzentriert
- Aufstände in Belutschistan; diese richten sich häufig an staatliche Institutionen und wirtschaftliche Interessen, was sich auf die allgemeine Sicherheitslage in der Provinz Belutschistan auswirkt
- Naturkatastrophen
- z.T. katastrophale Gesundheits- und Hygienezustände
Worauf Reisende unbedingt achten sollten
Von Reisen nach Pakistan rät Leidel also deutlich ab – wer aber dennoch dorthin muss oder möchte, sollte folgendes beachten: In Pakistan sind illegale Drogen, Alkohol, sexuell eindeutiges Material und Schweinefleischprodukte verboten. Leidel weiter: „Pakistanische Gesetze beinhalten die Todesstrafe für jeden, der wegen Beleidigung des Islam oder des Propheten Mohammed verurteilt wurde. In der Praxis wird die Todesstrafe selten vollstreckt, aber Personen, die der Blasphemie verdächtigt werden, wurden in der Vergangenheit von Mobs getötet. Aus diesem Grund sollten Ausländer jede Aussage oder Handlung vermeiden, die möglicherweise als Beleidigung des Korans, Mohammeds oder des Islam im Allgemeinen ausgelegt werden könnte.“
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Außerdem haben Entführer in der Vergangenheit Ausländer ins Visier genommen. Entführungen ereigneten sich vor allem in den westlichen Provinzen Pakistans, wie beispielsweise in Belutschistan. „Als Vorsichtsmaßnahme sollten Reisende ihre Routinen variieren und sie privat und vertraulich halten, um die Gefahr vor einer Entführung zu reduzieren“, rät Leidel.
Frauen sollten noch mehr Vorsichtsmaßnahmen beachten:
- Keine öffentlichen Verkehrsmittel benutzen
- Keine Fahrten von Fremden oder Personen, die sie nicht gut kennen, annehmen
- Getränke genau im Auge behalten
- Nicht allein zu Fuß gehen oder öffentliche Bereiche besuchen (besonders in den frühen Morgenstunden und in der Nacht)
- Wenn sie in ihrem Hotel sind, sollten Frauen ihre Zimmertür nicht für Fremde öffnen und versuchen, nicht allein in einem Zimmer mit männlichem Hotelpersonal zu sein
Was man noch beachten sollte
Hinzu kommt, dass das „Fotografieren von Frauen im Allgemeinen unklug und in konservativen und Stammesgebieten strengstens verboten“ ist, weiß Leidel. Was auch nicht fotografiert werden sollte: Militäranlagen, Brücken und Flughäfen.
Auch sollten alle Wasserquellen außerhalb der großen westlichen Hotelketten als potenziell kontaminiert betrachtet werden. Lebensmittel, die in großen Hotels und bekannten Restaurants serviert werden, sollten sicher sein. Trotzdem sollten Urlauber nur Wasser in zuvor verschlossenen Flaschen annehmen.
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Das Fazit
Leidels Fazit: „Pakistan ist nach meiner Einschätzung für Familien kein geeignetes Urlaubsland. Für geschäftliche Reisen empfiehlt es sich, umfassende Vorkehrungen (Fahrdienst mit gepanzerten Fahrzeugen, Personenschutz, Unterkunftsauswahl: Westliche Hotelketten, Aufenthalt zeitlich stark begrenzen, Sicherheitsschulung des/r Reisenden, u.s.w. …) zu treffen.“