18. August 2023, 6:47 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Arbeiten und währenddessen die Welt entdecken – viele Arbeitnehmer haben den Wunsch nach einer Workation. Doch noch halten sich die meisten Unternehmen zurück. Was hinter der Skepsis steckt und was Sie Ihrem Chef und Team vorschlagen könnten, verrät TRAVELBOOK.
Wirklich dauerhaft ortsunabhängiges Arbeiten ist oft nur für Selbstständige möglich. Dabei gäbe es die Möglichkeit, auch als Arbeitnehmer während des Urlaubs zu reisen – während einer sogenannten Workation. Eine Workation kann die Motivation und Zufriedenheit der Mitarbeiter steigern, aber eine Genehmigung für die Reise bleibt bei vielen Unternehmen aus. Diese Zurückhaltung kann verschiedene Gründe haben.
1. Problem: Die rechtlichen Aspekte einer Workation
Arbeit ist immer an rechtliche Regelungen gebunden, das gilt auch für eine Workation. Laut Anwalt.de hat das Arbeitsgerichts (ArbG) München beschlossen, dass Arbeitnehmern kein Anspruch auf Arbeit im Ausland gegeben ist. Unabhängigkeit davon, wie das Arbeiten im Homeoffice vertraglich geregelt ist, muss man im Fall einer Workation als Arbeitnehmer um Erlaubnis fragen. Wer eigenständig für eine Workation ins Ausland fliegt, muss mit einer Abmahnung oder sogar Kündigung rechnen.
Für das Unternehmen bestehen im Fall einer Workation zudem rechtliche Risiken. So müssen Unternehmen Aufwand auf sich nehmen, der bei einer Doppelbesteuerung entstehen könnte.
Die Lösung: Um zu vermeiden, dass man in zwei Staaten die Steuern zahlen muss, ist es wichtig, nicht länger als 183 Kalendertage im Ausland zu arbeiten.
Hinzu kommen die Arbeitsgesetze des Reisezieles. Die Personalabteilung des Unternehmens muss jeden Aufenthaltsort auf die arbeitsrechtliche Situation untersuchen und garantieren, dass die Anforderungen wie die Einhaltung von Pausenzeiten erfüllt werden können. Ebenso wird bei manchen Ländern eine Arbeitserlaubnis notwendig, wenn man als Arbeitnehmer länger dort bleiben und Arbeiten möchte.
Die Lösung: Machen Sie eine Workation in der Europäischen Union, denn innerhalb der EU ist kein Arbeitsvisum oder keine Arbeitserlaubnis notwendig.
2. Problem: Die finanzielle Belastung
Workations erfordern oft zusätzliche Ausgaben für Unterkunft, Reise und eventuell auch technische Geräte, wie einen Laptop. Für viele Unternehmen können diese Kosten eine finanzielle Belastung darstellen. Besonders wenn das Unternehmen den Mehrwert der Workation nicht sieht, kann es sein, dass der Arbeitgeber die Kosten nicht übernimmt.
Die Lösung: Bieten Sie dem Arbeitgeber an, die Workation privat zu finanzieren.
3. Problem: Kontrollverlust während der Workation
Wenn ein Mitarbeiter ortsunabhängig arbeitet, hat der Arbeitgeber keine Möglichkeit zu überprüfen, was die Person gerade macht. Es kann also keine Kontrolle erfolgen, ob der Arbeitnehmer wirklich die Arbeit ausführt oder nur am Strand sitzt. Unternehmen befürchten möglicherweise einen Kontrollverlust über die Arbeitsprozesse und die Produktivität der Arbeitnehmer, wenn sie außerhalb des Unternehmens arbeiten. Wenn das Unternehmen kein Vertrauen in die Zuverlässigkeit der Mitarbeiter hat, ist eine Workation definitiv schwieriger.
Die Lösung: Vereinbaren Sie im Vorfeld messbare Ziele, die Sie innerhalb der Workation erreichen wollen. Und, auch wenn es angesichts des lockenden Strands oder der Berge vielleicht schwerfällt: Halten Sie sich penibel an die vorgeschriebenen Arbeitszeiten und geben Sie diese am besten auch in einem Tool zur Arbeitszeiterfassung ein.
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4. Problem: Mögliche Kommunikationsprobleme
Die räumliche Trennung von Mitarbeiter und Arbeitgeber kann zu Kommunikationsproblemen führen, wenn der persönliche Kontakt durch die Reise eingeschränkt ist. Es erschwert Abstimmung und kann Arbeitsprozessen im Weg stehen. Vor allem wenn der Mitarbeiter außerhalb der EU arbeiten möchte, kann die Entfernung die Kommunikation erschweren. Durch eine Zeitverschiebung ist es oft schwierig, einen passenden Zeitpunkt für Online-Konferenzen zu finden. Im schlimmsten Fall führt das zu Problemen in der Teamarbeit.
Die Lösung: Wählen Sie für Ihre Workation bestenfalls eine Destination, die sich innerhalb der EU befindet oder möglichst gar keine Zeitverschiebung hat, etwa Südafrika. Falls eine größere Zeitverschiebung unvermeidbar ist, sollten Sie anbieten, auch außerhalb der normalerweise geregelten Arbeitszeit erreichbar und für Meetings verfügbar zu sein.
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5. Problem: Ungleichheiten im Team
In der Regel haben nicht alle Mitarbeiter die Möglichkeit, an Workations teilzunehmen, was zu Ungleichheiten innerhalb des Teams führen könnte. Das könnte zu Missgunst zwischen den Mitarbeitenden führen. Durch die Distanz könnten sich Arbeitnehmer auch isoliert fühlen, wenn der persönliche Kontakt zum Team und Unternehmen fehlt.
Die Lösung: Bevor Sie eine Workation konkret planen, sollten Sie mit Ihrem Team offen über die Idee sprechen und mögliche Probleme direkt adressieren. Eine weitere Option wäre es, zunächst eine kurze Workation zu planen und, falls keine Probleme aufgetreten sind, danach noch eine längere.