24. März 2023, 12:33 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten
Es ist wieder Ramadan – und wer in diesen Tagen in ein muslimisches Land fährt, erlebt dieses von einer ganz besonderen Seite. Allerdings gibt es einiges, was Touristen wissen sollten. TRAVELBOOK hat die wichtigsten Fakten und Tipps zusammengestellt.
Es scheint so, als hätte jemand das Tempo der Stadt gedrosselt. Alles bewegt sich etwas langsamer als sonst: die Fußgänger, die Taxis, die Busse, die Fähren. Es ist Ramadan in vielen Ländern auf der Welt. In Istanbul, in Sultanahmet, unterhalb der blauen Moschee, treffen sich viele Gläubigen zum Fastenbrechen. Und auch Touristen sind an den langen Tafeln willkommen.
In großen Zelten sind die Tische schon für das Iftar-Menü gedeckt, das allabendliche Fastenbrechen. Wasser, Brot und Ayran stehen griffbereit in deren Mitte, Gläubige und Touristen sitzen auf Plastikstühlen und warten darauf, endlich essen zu dürfen. Der Kellner serviert schon mal die Suppe, obwohl der Muezzin noch lange nicht gerufen hat. Es ist die typische Ramadan-Suppe, duftend dampft sie den Gläubigen entgegen. Auch in vielen anderen Stadtteilen Istanbuls versammeln sich die Nachbarschaften am Abend, um das Fasten gemeinsam zu brechen.
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Dann, endlich geht es los. Der Muezzin ruft. Doch nicht nur er. Überall fangen die Handys an zu klingeln, zu piepen, zu zwitschern. Manche singen sogar wie der Muezzin. Die Iftar-Gäste greifen zu den Wasserflaschen und leeren sie in einem Zug. Anschließend werden die Suppe und das Schälchen mit dem Kebab gegessen, welches der Kellner zuvor ausgeteilt hatte. Es gibt viel Reis und Brot und alle genießen das Essen gemeinsam nach einem langen Fastentag. Wer fertig ist, steht auf und verschwindet. Oder atmet tief durch und lässt entspannt den Blick schweifen über die Tafeln, die Gäste, die Touristen. Der Abend kann beginnen.
Was ist Ramadan?
Das Fasten im Ramadan ist die dritte der fünf Säulen des Islam und gehört zum festen Bestandteil des muslimischen Lebens. Während des Ramadan offenbarte der Erzengel Gabriel nach islamischer Überlieferung dem Propheten Mohamed die 114 Suren des Korans. Nach dem Frühstück vor Sonnenaufgang dürfen die Gläubigen erst wieder etwas zu sich nehmen – Essen, Getränke, Zigaretten, –, wenn die Sonne untergegangen ist. Daneben sollen die Gläubigen sich die ganzen dreißig Tage des Ramadan von Sünde freihalten und von vermeintlichen Abhängigkeiten lossagen. Dazu gehört auch, dass man zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang keinen Sex haben darf. Fasten, so heißt es, fördert die Selbstbeherrschung sowie die Konzentration auf das Wesentliche, es schärft das Gewissen und vergrößert die Widerstandskraft.
Im Gegensatz zu dem christlichen Fasten oder dem medizinischen Fasten wird im Islam nicht am Ende der Fastenzeit, sondern jeden Abend das Fasten gebrochen. Sobald die Sonne untergegangen ist, darf gegessen werden. Iftar nennt sich das Fastenmahl. Der Muezzin ruft, wenn es so weit ist. Manche lassen sich auch über eine entsprechende App informieren.
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Ramadan heißt aus dem Arabischen übersetzt so viel wie ‚brennende Hitze‘ und ‚Trockenheit‘. Das beschreibt vermutlich genau, wie es sich anfühlt, wenn man bei Außentemperaturen von 30 bis 40 Grad kein Wasser trinken darf. Als Belohnung fürs Fasten feiern Muslime am Ende des Ramadan das Zuckerfest: Dann heißt es Süßigkeiten, Geschenke und Familientreffen in Hülle und Fülle.
Wann ist Ramadan?
Der Ramadan ist der neunte Monat im islamischen Mondkalender. Im Gegensatz zur üblichen Praxis der Verwendung des Sonnenkalenders benutzen die Muslime einen reinen Mondkalender. So verschiebt sich der Monat Ramadan 10 oder 11 Tage pro Jahr nach vorn und durchschreitet allmählich alle Jahreszeiten. Dieses Jahr findet der Ramadan vom 22. März bis zum 21. April 2023 statt.
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Wer ist zum Fasten verpflichtet?
Die Pubertät kennzeichnet die Mündigkeit im Islam. Kinder, die noch nicht die Pubertät erreicht haben, sollen aber so viele Tage fasten, wie sie können, – um sich langsam daran zu gewöhnen. Denn ab der Pubertät ist jeder gläubige Muslim, jede Muslima, sofern sie geistig zurechnungsfähig ist, eigentlich verpflichtet zu fasten.
Allerdings: Kranke, Altersschwache, Schwangere, stillende Mütter, Frauen in der Menstruation und ähnliche Personengruppen sind von dieser Pflicht ausgenommen. Und es gibt noch weitere Ausnahmen: Es gibt unter manchen Umständen die Möglichkeit, das Fasten zu unterbrechen und die versäumten Tage später nachzuholen. Das war zum Beispiel bei den algerischen Fußballspielern bei der WM 2014 der Fall.
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13 Dinge, die Reisende beachten sollten
Keine Frage, den Ramadan in einem muslimischen Land zu verleben, ist ein einzigartiges Erlebnis. Die Nacht wird zum Tag – und tagsüber wiederum ist alles ein wenig anders als sonst. Allerdings gibt es einiges, was Touristen wissen sollten. TRAVELBOOK hat die wichtigsten Fakten und Tipps zusammengestellt:
1. Reisende sind laut Koran vom Ramadan ausgeschlossen – und Reiseführer auch. Also nicht wundern, wenn der einheimische muslimische Reiseleiter ganz normal isst und Wasser trinkt wie die westlichen Touristen auch.
2. Wer während des Ramadan in ein muslimisches Land reist, sollte es vermeiden, in der Öffentlichkeit zu essen, zu trinken und zu rauchen. Zwar wird das in vielen Ländern toleriert, wie etwa in der Türkei oder Tunesien, aber manche Muslime nehmen es einem Nichtmuslim übel, wenn er vor ihren Augen isst oder trinkt. Um Konflikte zu vermeiden, sind in den traditioneller geprägten islamischen Ländern außerhalb der Hotels tagsüber alle Restaurants geschlossen.
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3. Vorsicht in den Vereinigten Arabischen Emiraten: Hier ist öffentliches Essen, Trinken, Rauchen, sogar in Fahrzeugen von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang auch für Nichtmuslime bei Strafe verboten. Selbst Kaugummikauen kann dann strafbar sein.
4. Auch wird Touristen empfohlen, sich im Ramadan etwas konservativer zu kleiden – aus Rücksicht und Respekt den Gastgebern gegenüber. Frauen sollten möglichst dezente, langärmelige Kleidung tragen, Männer auf das Tragen kurzer Freizeitkleidung verzichten.
5. Damit die Gläubigen vor dem Ruf des Muezzin wach werden, – denn danach dürfen sie nichts mehr zu sich nehmen –, ziehen oft Musiker in aller Früh durch die Straßen. Wer innerstädtisch wohnt, sollte sich also nicht wundern, wenn er früh geweckt wird.
6. Während des Ramadan schließen Museen oder Ausgrabungsstätten womöglich früher als gewöhnlich. Am besten plant man den Besuch am Vormittag.
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7. Auch Ämter und Geschäfte schließen früher – auch hier sollte man deshalb früh vorbeischauen.
8. Nach Feierabend versuchen alle, so schnell wie möglich nach Hause oder zum verabredeten Iftar-Dinner mit Freunden oder Geschäftsleuten zu kommen. Die Straßen sind dann voll und die Fahrer nicht unbedingt die Aufmerksamsten. Statistiken belegen eindeutig eine erhöhte Unfallwahrscheinlichkeit während des Fastenmonats. Wenn es möglich ist, sollte man in großen Städten lieber zu Fuß gehen oder Straßen- oder U-Bahnen benutzen.
9. In vielen Hotels und Restaurants werden während des Ramadan Sondermenüs angeboten oder große Büfetts aufgebaut. Auch Touristen sind dann willkommene Gäste. Wer privat zum Iftar eingeladen wird, sollte sich das nicht entgehen lassen.
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10. Nach dem Essen wird es voll auf den Straßen – und die Nacht wird zum Tag. Man trifft sich, kauft ein, und viele Geschäfte und Basare sind bis Mitternacht geöffnet. Die Läden sind dann oft brechend voll, angeblich machen die Händler im Ramadan die besten Umsätze im ganzen Jahr.
11. Alkohol ist in muslimisch geprägten Ländern ohnehin oft schwer zu bekommen. In vielen Ländern bekommt man während des Ramadan allerdings gar keinen Alkohol ausgeschenkt.
12. Nicht wundern, wenn es in den arabischen Ländern, die für ihre Gastfreundschaft doch bekannt sind, während des Ramadan auch mal unfreundlich und ruppig zugeht. Vor allem in den Nachmittagsstunden sind viele Menschen etwas gereizt. Kein Wunder: Sie sind früh aufgestanden und haben seit Sonnenaufgang weder gegessen noch getrunken.
13. Allerdings: Sollten Sie sich in einer Hotelanlage aufhalten, ist diese Gereiztheit oder Müdigkeit vermutlich auch das Einzige, was Sie vom Ramadan mitbekommen. Ansonsten verhalten sich die Angestellten für gewöhnlich ganz normal.