10. Januar 2024, 15:57 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Wo droht Reisenden besondere Gefahr, überfallen, verschleppt oder – ohne echte Gesetzesgrundlage – festgenommen zu werden? Wo drohen Naturkatastrophen von schwerem Ausmaß? Darüber geben die Krisenspezialisten von A3M aus Hamburg in einer übersichtlichen Weltkarte Auskunft. TRAVELBOOK hat sich die Risk Map 2024 genauer angeschaut.
Karten, die Reisende über Risiken einzelner Länder informieren, gibt es einige. Es ist gar nicht lange her, da veröffentlichte etwa das Unternehmen „International SOS“ seine aktuelle Trave Risk Map (TRAVELBOOK berichtete). Ein weiteres Unternehmen, das jährlich eine solche Risiko-Weltkarte für Reisende vorstellt, ist A3M Global Monitoring GmbH aus Hamburg. Ihr Vorteil: Die Karte zeigt nicht nur ganze Länder in einer Farbe, sie färbt auch Teilbereiche ein. Somit gibt sie auch Auskunft über potenzielle Risiko-Regionen.
Das deutsche Unternehmen nutzt für seine Risk Map 2024 verschiedene Werkzeuge (u. a. Frühwarnsysteme) und erfasst, strukturiert und analysiert rund um die Uhr die globale Nachrichtenlage zum Ziel des weltweiten Krisenmanagements. Aus den Informationen, die aus mehr als 500 Quellen stammen, entsteht folglich eine bunte Weltkarte, deren Farben das jeweilige Risiko eines Landes symbolisieren. TRAVELBOOK zeigt und erklärt die A3M-Risk-Map 2024 und listet anschließend die sichersten und unsichersten Länder in diesem Jahr auf.
Übersicht
So liest man die Risiko-Weltkarte 2024 von A3M
Erklärung der farblichen Kategorien
Die Sicherheitssituation in den verschiedenen Ländern ist auf der Risiko-Weltkarte von A3M mittels fünf Farben dargestellt: Dunkelgrün, Hellgrün, Gelb, Orange und Rot. So sind sie laut A3M zu verstehen:
- Dunkelgrün: sehr geringes Risiko
Reisen in diese Länder seien ohne Einschränkungen möglich und „grundsätzlich mit sehr geringen Risiken verbunden“, schreibt A3M. Es komme entsprechend selten zu Gewaltkriminalität gegen Reisende. Weiterhin sei mit Gefahren durch Naturkatastrophen oder für die eigene Gesundheit nicht zu rechnen, und falls doch, sei das Gesundheitssystem zuverlässig. Auch Infrastruktur und Transportmöglichkeiten seien von hohem Standard. - Hellgrün: geringes Risiko
Die Länder seien mit wenigen Einschränkungen zu bereisen. Unter Umständen sei jedoch mit gewissen Risiken zu rechnen, über die Reisende sich im Vorfeld informieren könnten (zum Beispiel Streiks, Naturgefahren, Tropenkrankheiten oder Gewaltkriminalität). - Gelb: erhöhtes Risiko
Reisende könnten das Land laut AM3 ohne weitreichende Vorkehrungen bereisen, seien vor Ort jedoch einem erhöhten Risiko ausgesetzt. Diese könnten etwa aus gesundheitlichen Problemen oder politischen Unruhen resultieren, es werden aber auch „Spezialrisiken“ erwähnt. Vor einer Reise in gelb markierte Länder sollte man sich entsprechend informieren. - Orange: hohes Risiko
In Orange markierten Ländern seien Reisen lediglich mit größeren Einschränkungen möglich und erforderten umfangreiche Vorkehrungen. Die Krisenspezialisten nennen unter anderem Gewaltkriminalität und Terrororganisationen als Risikofaktoren. - Rot: sehr hohes Risiko
Diese Länder lassen sich „nur mit erheblichen Einschränkungen oder gar nicht bereisen“, schreibt A3M. Die Experten raten dringend davon ab. Es sei dort mit Gefahren durch beispielsweise eine sehr angespannte politische Lage, Gewaltkriminalität und ein schlechtes Gesundheitssystem zu rechnen.
Die Einstufung des jeweiligen Risikos setzt sich aus verschiedenen Kategorien zusammen. Die Liste von A3M umfasst Ein- und Ausreise, Transport, Streik, Infrastruktur, Gesundheit, Naturgefahren und Umwelt, Sicherheit, Wirtschaftssicherheit und Spezialrisiken wie kulturelle Besonderheiten, LGBTQ sowie weibliche Reisende.
Das sind die unsichersten Länder der Welt 2024
Sehr hohes Risiko (Rot)
- Ägypten (teilweise)
- Äthiopien (teilweise)
- Afghanistan
- Algerien (teilweise)
- Armenien (teilweise)
- Aserbaidschan (teilweise)
- Benin (teilweise)
- Burkina Faso
- Demokratische Republik Kongo (teilweise)
- Elfenbeinküste (teilweise)
- Eritrea (teilweise)
- Haiti
- Indien (teilweise)
- Irak (teilweise)
- Iran
- Israel
- Jemen
- Kamerun (teilweise)
- Kenia (teilweise)
- Kolumbien (teilweise)
- Libyen
- Mali
- Mauretanien (teilweise)
- Mosambik (teilweise)
- Myanmar (teilweise)
- Niger
- Nigeria (teilweise)
- Pakistan (teilweise)
- Palästinensische Gebiete
- Philippinen (teilweise)
- Russland (teilweise)
- Ukraine
- Venezuela (teilweise)
- Somalia
- Südsudan
- Sudan
- Syrien
- Thailand (teilweise)
- Tschad (teilweise)
- Tunesien (teilweise)
- Türkei (teilweise)
- Zentralafrikanische Republik
Hohes Risiko (Orange)
- Ägypten (teilweise)
- Äthiopien (teilweise)
- Algerien (teilweise)
- Belarus
- Benin (teilweise)
- Demokratische Republik Kongo (teilweise)
- Ecuador (teilweise)
- Eritrea (teilweise)
- Gabun
- Georgien (teilweise)
- Guatemala
- Guinea
- Honduras
- Indien (teilweise)
- Irak (teilweise)
- Kamerun (teilweise)
- Kenia (teilweise)
- Kolumbien (teilweise)
- Kongo (teilweise)
- Laos (teilweise)
- Libanon
- Mauretanien (teilweise)
- Mexiko (teilweise)
- Mosambik (teilweise)
- Myanmar (teilweise)
- Nordkorea
- Nicaragua (teilweise)
- Nigeria (teilweise)
- Pakistan (teilweise)
- Papua-Neuguinea
- Peru (teilweise)
- Philippinen (teilweise)
- Russland (teilweise)
- Tschad (teilweise)
- Türkei (teilweise)
- Venezuela (teilweise)
Erhöhtes Risiko (Gelb)
- Ägypten (teilweise)
- Äquatorialguinea
- Albanien
- Algerien (teilweise)
- Angola
- Armenien (teilweise)
- Aserbaidschan (teilweise)
- Bangladesch
- Belize
- Benin (teilweise)
- Bhutan
- Bolivien
- Brasilien
- Chile
- China
- Costa Rica
- Dominikanische Republik
- Dschibuti
- Ecuador (teilweise)
- Elfenbeinküste (teilweise)
- Fidschi
- Georgien (teilweise)
- Ghana
- Guinea-Bissau
- Guyana
- Indien (teilweise)
- Indonesien
- Jamaika
- Jordanien
- Kamerun (teilweise)
- Kasachstan
- Katar
- Kenia (teilweise)
- Kirgisistan
- Komoren
- Kongo (teilweise)
- Kosovo
- Kolumbien (teilweise)
- Laos (teilweise)
- Liberia
- Madagaskar
- Malawi
- Marshallinseln
- Mauretanien (teilweise)
- Mexiko (teilweise)
- Mikronesien
- Moldawien
- Mongolei
- Mosambik (teilweise)
- Nepal
- Nicaragua (teilweise)
- Nigeria (teilweise)
- Osttimor
- Panama
- Paraguay
- Peru (teilweise)
- Philippinen (teilweise)
- Ruanda
- Sambia
- Saudi-Arabien
- Salomonen
- Senegal
- Sierra Leone
- Simbabwe
- Sri Lanka
- Südafrika
- Suriname
- Swasiland
- Tadschikistan
- Tansania
- Thailand (teilweise)
- Togo
- Tonga
- Tunesien (teilweise)
- Türkei (teilweise)
- Turkmenistan
- Uganda
- Usbekistan
- Vanuatu
- Vietnam
Das sind die sichersten Länder der Welt 2024
Sehr niedriges Risiko (Dunkelgrün)
Geringes Risiko (Hellgrün)
- Argentinien
- Australien
- Belgien
- Bosnien-Herzegowina
- Botswana
- Brunei
- Bulgarien
- Deutschland
- Estland
- Frankreich
- Griechenland
- Irland
- Italien
- Japan
- Kroatien
- Kuba
- Lettland
- Litauen
- Malaysia
- Marokko
- Mauritius
- Montenegro
- Namibia
- Nauru
- Neuseeland
- Niederlande
- Nord-Mazedonien
- Oman
- Österreich
- Palau
- Polen
- Portugal
- Rumänien
- Samoa
- Schweden
- Serbien
- Seychellen
- Slowakei
- Slowenien
- Spanien
- Südkorea
- Taiwan
- Tschechische Republik
- Tuvalu
- Ungarn
- Uruguay
- USA
- Vereinigte Arabische Emirate
- Vereinigtes Königreich
Folgen der Kriege in Israel und Ukraine
Wie die Risiko-Weltkarte 2024 zeigt, gibt es auf der Welt etliche Länder und Regionen mit einem hohen bis hin zu extremem Sicherheitsrisiko. Ein Auslöser, der die Sicherheitslage auf der Welt seit dem vergangenen Jahr noch einmal zusätzlich ins Wanken bringt, ist der Krieg in Israel und dem Gazastreifen (TRAVELBOOK berichtete). Und der hat Auswirkungen auf zahlreiche andere Länder, ganz besonders in den Grenzgebieten. Das Auswärtige Amt hat entsprechend für Israel und den Gazastreifen, ebenso wie für die Nachbarländer Libanon, Syrien sowie für Teile Ägyptens Reisewarnungen ausgesprochen. Von Reisen in Teile Jordaniens wird ´kbenfalls abgeraten.
Auch der Angriffskrieg Russlands in der Ukraine hat Auswirkungen auf die Sicherheitslage in der Welt. So ist unter anderem das benachbarte Belarus nicht mehr „nur“ gelb wie im Vorjahr, sondern inzwischen orange markiert. Ebenso hat der Kosovo laut der Risiko-Weltkarte im Jahr 2024 weiterhin die Sicherheitsstufe Gelb. Doch auch hier könne es jederzeit zu einer Änderung kommen, da Konsequenzen aus dem Konflikt mit Serbien nicht abzusehen sind.
Wo sich die Sicherheitslage im Vergleich zum Vorjahr verändert hat
Vergleicht man die Risiko-Weltkarten der Jahre 2023 und 2024 zeigen Mexiko und Venezuela klare Verschlechterungen, während sich die Lage in Kolumbien im Vergleich teilweise etwas entspannt hat. Eine extreme Verschlechterung zeigt hingegen der westafrikanische Sudan, und auch in Äthiopien, Niger und Nigeria hat sich die Lage zugespitzt. Ebenso gibt es in bestimmten Teilen Indiens Verschlechterungen.
In Europa hat sich in Teilen die Risiko-Lage verschlechtert – auch hierzulande. War Deutschland im Vorjahr noch dunkelgrün und damit sehr sicher, verliert es auf der Risiko-Weltkarte 2024 seine dunkle Färbung und ist inzwischen nur noch hellgrün, besitzt also inzwischen ein niedriges Risiko. Grund für die Abstufung ist u. a. die gestiegene Terrorgefahr. Gleiches gilt übrigens für die Nachbarländer Belgien und Niederländer.
„Risk Map“ Die gefährlichsten (und sichersten) Länder 2024
Urlauber aufgepasst! Für diese Länder besteht eine (Teil-)Reisewarnung des Auswärtigen Amts
Aktuelles Ranking Global Peace Index 2024 – das sind die (un)friedlichsten Länder der Erde
Wie sinnvoll sind Risiko-Weltkarten für Reisende?
Risiko-Weltkarten geben eine Übersicht über das Weltgeschehen, das Gefühl vor Ort kann dennoch ein ganz anderes sein. Wie sinnvoll sind also solche Travel Risk Maps bei der Vorbereitung auf eine Reise oder auch der Auswahl eines Reiseziels? TRAVELBOOK hat bei Sven Leidel nachgefragt, seinerseits Experte für Reisesicherheit mit mehr als 20 Jahren Erfahrung auf dem Gebiet. Der Autor des „Handbuchs Reisesicherheit“ sagte im Interview mit TRAVELBOOK: „Travel Risk Maps können für Reisende durchaus hilfreich sein, da sie eine schnelle visuelle Orientierung über Sicherheitsrisiken in verschiedenen Ländern und Regionen bieten.“
Die Karten basierten oft auf verschiedenen Bewertungsfaktoren wie etwa politischer Stabilität, Kriminalitätsrate, Risiken wie Naturkatastrophen, Unruhen, Konflikten mit Nachbarländern sowie Gesundheitsbedingungen. „Fraglich ist aber, ob etwa eine Risikobewertung für ein ganzes Land so pauschal gegeben werden kann“, mahnt Leidel an. „Vielmehr ist es doch häufig so, dass in einem Land beispielsweise die nördliche Region oder nur bestimmte Städte risikoreich sein können und andere Städte oder Regionen im gleichen Land wiederum nicht.“