17. Februar 2017, 12:56 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Es muss nicht immer nur der Strand sein – wer im Urlaub etwas für seine Fitness tun möchte, sollte in den Bergen wandern gehen. Die Höhenluft wirkt sich unmittelbar auf das Wohlbefinden aus.
Fans von Bergwanderungen haben es schon immer gewusst: Das oft stundenlange Gehen in der Höhe tut gut – und zwar nicht nur der Seele, sondern auch dem Körper. Die positiven Effekte eines Berugurlaubs werden zum Teil unterschätzt.
Sportmediziner Dr. Joachim Latsch von der Deutsche Sporthochschule Köln zu TRAVELBOOK: „Viele Menschen neigen zu einem Urlaub am Strand und genießen ihre freie Zeit eher ‚passiv‘, dabei kann ein Wanderurlaub in den Bergen ein echtes Wohlergehen für Körper und Seele sein.“ Dabei spiele nicht nur die Bewegung, sondern auch die Höhe eine Rolle, denn schon die Höhe der bewanderbaren Alpen könne die positiven Effekte des Wanderns verstärken, so der Experte.
Hinzu komme, dass die Luft in den Bergen meist deutlich besser sei und man sich beim Wandern mehr bewege als im Alltag. „Die Muskulatur wird aufgebaut, man verbrennt mehr Kalorien, und die Blutwerte verbessern sich“, sagt Dr. Latsch. Dabei sollte man sich aber immer nach seinem Körper richten: Wer sich im Alltag wenig bewegt, sollte es entsprechend langsam angehen.
Die positiven Auswirkungen von von körperlicher Betätigung in der Höhenluft machen sich auch viele Sportler zunutze: um sich entweder auf Wettkämpfe in besonderen Höhen vorzubereiten oder weil sie hoffen, dadurch auch fürs Tal eine Leistungssteigerung erzielen zu können. Zurückzuführen ist der Trainingseffekt unter anderem auch auf die Steigerung der roten Blutkörperchen, die Aktivität in großen Höhen erzielt.
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Schon kurze Aktivitäten in der Höhe haben einen Effekt
Allerdings bilden sich die roten Blutkörperchen nicht binnen weniger Tage, weshalb ein Höhentraining meist mehrere Wochen umfasst. Dennoch gelingt es Menschen, die sich in größere Höhen begeben, sich sehr schnell anzupassen. Forscher wollen im Rahmen der „AltitudeOmics“-Studie nun herausgefunden haben, woran das liegt.
Ihr Ergebnis: Schon kurze Aktivitäten in großer Höhe könnten komplexe Veränderungen in den roten Blutkörperchen verursachen, die es ihnen leichter machen, mit sauerstoffarmen Bedingungen zurechtzukommen, heißt es in einem Artikel der US-amerikanischen Fachzeitschrift „Sciencemag.org“ zu der Studie. Die Auswirkungen dieser Veränderungen dauern sogar über die Lebensdauer eines Blutkörperchens von etwa 120 Tagen an. Also lange nachdem man wieder zu Hause ist.
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So lief die Studie ab
21 Probanden zwischen 19 und 23 Jahren wurden für die Studie in ein Camp auf einer Höhe von 5260 Metern gebracht und mussten von hier aus 3,2 Kilometer wandern. Gerade mal 53 Prozent der gewöhnten Sauerstoffmenge befindet sich bei dieser Höhe in der Luft. Die Körper der Probanden, nicht an die Umstände gewöhnt, konnten mit der plötzlichen Höhe nur schwer umgehen. Selbst kurze Anstrengungen wurden als ermüdend empfunden.
Doch schon nach einem Tag verbesserten sich die körperlichen Leistungen und die Blutwerte sichtlich, obwohl der Körper da noch keine Gelegenheit hatte, neue rote Blutkörperchen zu bilden. Nach zwei Wochen waren die Teilnehmer in der Lage, die 3,2 Kilometerlange Wanderung auf dem Berg zu bewältigen.
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Erfolgserlebnis nach zwei Wochen
Im Anschluss kehrten sie wieder ins Tal und wurden erst nach ein bis zwei Wochen wieder zurück auf den Berg gebracht. Was auffiel, war, dass die Körper der Probanden noch immer an die Höhe und die Luft gewöhnt waren. Die 3,2-Kilometer-Wanderung schafften alle noch am ersten Tag.
Um den Sauerstoffgehalt im Blut messen zu können, wurden den Teilnehmern während des Experiments in regelmäßigen Abständen Blut abgenommen. „Als die Experten die sauerstofftragenden Proteine, die als Hämoglobin bezeichnet werden, in den roten Blutkörperchen der Probanden untersuchten, haben sie verschiedene Veränderungen entdeckt, die eng mit dem Sauerstofftransport verbunden waren“, heißt es in dem wissenschaftlichen Magazin. Durch den verbesserten Sauerstofftransport werden die Organe und Muskeln besser mit Sauerstoff versorgt.
Die Blutkörperchen passen sich an
Zwar ist es schon länger bekannt, dass sich der menschliche Körper extremen Umständen anpassen kann – und somit auch in hohen Höhenmetern. Doch da sich die roten Blutkörperchen regelmäßig erneuern, ging man bislang davon aus, dass sie sich erst nach ihrer Erneuerung an die sauerstoffarme Umgebung anpassen. Es würde somit Wochen dauern, bis der Körper sich an die dünne Luft gewöhnt hat.
Durch das Experiment wurde nun bewiesen, dass sich die bestehenden Blutkörperchen schon nach einem Tag an die extremen Bedingungen anpassen und der Körper nicht erst auf die „neuen Blutkörperchen“ warten muss.
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Wichtige Entdeckung in Medizin und Sport
Nicht nur für Extremsportler, auch für die Medizin ist dies eine wichtige Entdeckung. Gerade bei Verletzungen, die einen hohen Blutverlust mit sich ziehen, könnte diese Entdeckung wichtige Fortschritte bringen.