19. Juni 2024, 15:55 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
In Japan ist eine bakterielle Infektionskrankheit ausgebrochen, die schon einige Todesopfer gefordert hat. Thailand warnt Reisende bereits vor einem Besuch in Japan, das Auswärtige Amt in Deutschland spricht von einem geringen Risiko. Wie gefährlich ist die Erkrankung mit der sogenannten „Fleischfresser-Krankheit“, und sollte man eine bereits geplante Japan-Reise besser streichen? TRAVELBOOK informiert.
Japan ist aktuell ein überaus beliebtes Reiseziel. Scharenweise Menschen reisen in das asiatische Land und fluten die Sozialen Medien mit Bildern aus Tokio, Kyoto und anderen Städten. Umso beängstigender ist für aktuelle und baldige Japan-Reisende wohl die Nachricht von der sich aktuell ausbreitenden, überaus aggressiven, Streptokokken-Erkrankung in Japan, die im schlimmsten Fall zum Tod führen kann. Doch wie gefährdet sind Reisende und was kann man tun, um sich gar nicht erst zu infizieren?
Rasanter Anstieg aggressiver Streptokokken-Infektion in Japan
In Japan steigen aktuell die Zahlen einer gefährlichen Infektionskrankheit. Das Auswärtige Amt schreibt in seinen Reisehinweisen zu Japan, dass es dort bereits seit dem Frühling 2024 vermehrt zu Fällen invasiver Streptokokken-Infektionen, insbesondere die „des toxischen Schocksyndroms (TSS)“ komme. Das japanische Gesundheitsministerium berichtet von 977 am Streptokokken-Toxisches-Schocksyndrom (STSS) erkrankten Menschen allein bis zum Juni dieses Jahres. Damit sei der 2023 erreichte Rekord von 941 erkrankten Personen innerhalb von zwölf Monaten in diesem Jahr bereits nach fünf überschritten worden, wie es in einer Mitteilung der japanischen Behörden heißt.
Die Ausbreitung der bakteriellen Infektionskrankheit, die auch als „Fleischfresser-Krankheit“ bezeichnet wird, bereitet gerade deshalb Sorgen, weil sie in fast 30 Prozent der Fälle tödlich verläuft, wie die Schweizer Tageszeitung „Blick“ berichtet, die sich auf das japanische Gesundheitsministerium beruft. Auch das Robert-Koch-Institut (RKI) spricht von einer Letalitätsrate von rund 30 Prozent bei einer Erkrankung mit dem Streptokokken-Toxic-Shock-Syndrom (STSS). Bereits im vergangenen Jahr sind laut „Blick“ 97 Menschen im Zusammenhang mit STSS gestorben. In diesem Jahr habe es jedoch allein zwischen Januar und März schon 77 Todesopfer gegeben.
Was passiert bei einer STSS-Infektion?
Das toxische Schocksyndrom wird durch Gruppe-A-Streptokokken (GAS) sowie mitunter auch aus Streptokokken der Gruppen B, C oder G verursacht. Das schreibt Japans Nationales Institut für Infektionskrankheiten (NIID) in einem Bericht. Laut NIID ist das STSS eine „höchst tödliche Infektionskrankheit“, die sich durch einen rasanten und dramatischen Krankheitsverlauf kennzeichne.
Erste Symptome scheinen einer Grippe ähnlich, dazu gehören etwa Fieber, Schüttelfrost und Gliederschmerzen, aber auch Erbrechen, Blutdruckabfall und Hautausschläge. Die Symptome werden schnell schlimmer und mitunter lebensbedrohlich, bis der Erkrankte in einen Schockzustand fällt, mehrere Organe versagen und er im schlimmsten Fall stirbt. Laut „Blick“ könne eine infizierte Person so bereits innerhalb von 48 Stunden sterben, selbst mit Behandlung. „Wegen des raschen und potenziell tödlichen Verlaufes ist es bei einem sich entwickelnden STSS besonders wichtig, frühzeitig die Diagnose zu stellen, um eine effektive intensivmedizinische Behandlung durchführen zu können”, erklärt das RKI.
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Sollte man eine geplante Reise nach Japan streichen?
Japan-Reisende stellen sich angesichts der sich vermehrenden Todes-Bakterien vermutlich die Frage, ob eine Reise nach Japan aktuell sicher ist. Laut dem japanischen Gesundheitsministerium besteht „für Personen, die eine Reise nach Japan planen, keine Notwendigkeit, diese wegen des Ausbruchs dieser Krankheit abzusagen“. Es sei jedoch ratsam, „grundlegende Maßnahmen zur Infektionsprävention zu praktizieren“. Dazu gehörten etwa Händewaschen, Hustenetikette inklusive dem Tragen von Masken sowie die richtige Wunderversorgung auf Reisen. Die Behörde weist außerdem darauf hin, dass die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bezüglich der Zunahme invasiver Streptokokken-Infektionen in Europa im Dezember 2022, einschließlich STSS, keine Einschränkungen für Reisen in die betreffenden Länder empfohlen habe.
Das Auswärtige Amt scheint es ähnlich zu sehen. Während zum Beispiel Thailand (laut „Blick“) wegen der Ausbreitung der tödlichen Infektionskrankheit bereits eine Reisewarnung ausgesprochen hat, verhält sich das deutsche Amt dahingehend zurückhaltend. In einem Absatz zum Thema schreibt es, das Risiko für Reisende werde „als gering eingeschätzt“. Auch das Auswärtige Amt rät jedoch dazu, allgemeine Hygieneregeln zu beachten und sich „an generelle Hinweise zur Vermeidung von Atemwegserkrankungen“ zu halten. Dazu gehörten zum Beispiel das Abstandhalten zu erkrankten Personen und regelmäßiges Händewaschen. Aber auch eine ärztliche Vorstellung, insbesondere bei ausbleibender Besserung. TRAVELBOOK hat beim Auswärtigen Amt nachgefragt, ob es bald eine Reisewarnung geben soll, die Anfrage blieb bislang jedoch unbeantwortet.