13. Dezember 2016, 11:16 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Ein kleines Unternehmen aus Chemnitz hat Kunstschnee aus Stoff entwickelt – und will damit auch bei warmen Temperaturen für winterliches Weiß auf den Pisten dieser Welt sorgen. TRAVELBOOK hat die Schnee-volution in Berlin getestet…
Die kalte Jahreszeit ist für viele Menschen besonders deshalb ein Highlight, weil sie dann endlich wieder Wintersport treiben können – doch dazu gehört bekanntlich meist Schnee, und der blieb in den vergangenen Jahren in vielen Wintersportgebieten aufgrund ungewöhnlich hoher Temperaturen oftmals aus. Eine kleine Firma aus Chemnitz will jetzt Schluss machen mit der Wetter-Abhängigkeit und präsentiert einen neuartigen Kunstschnee aus Stoff, der Wintersport auch bei Plusgraden möglich macht.
Die Idee dazu hatten die beiden Freunde Jens Reindl und Arndt Schumann, die den Stoff-Schnee im Rahmen eines Forschungsprojektes entwickelten, das auch vom Bundeswirtschaftsministerium mit Fördergeldern unterstützt wurde. Sie tüftelten lange an einer Materialkombination aus Kunststofffasern, die sie dann laut „Tagesspiegel“ von Skilehrern testen ließen – bis sie eine Form gefunden hatte, die in ihren Gleit- und Fahreigenschaften mit echtem Schnee praktisch identisch ist.
In einem Werk in Chemnitz wird der künstliche Schnee an einer Maschine gewebt, wozu 1500 Spulen mit Garn über- und nebeneinander angeordnet und dann miteinander verwoben werden, bis ein noppenartiger Stoff entsteht.
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„Wintersport bei allen Wetterlagen erlebbar machen“
Von der Idee bis zum heutigen Produkt sind mittlerweile sechs Jahre vergangen, die Firma „Mr. Snow“ verkauft heute ihre Kunstschnee-Matten in Deutschland, aber auch ins europäische Ausland und sogar bis nach Dubai. „Wir wollen mit unserem Ansatz den Wintersport bei allen Wetterlagen erlebbar machen“, so Reindl, der wie sein Freund Schumann selbst passionierter Skifahrer ist, „zumal im Zuge der Klimaveränderungen zuverlässige Angebote für Tourismusregionen immer wichtiger werden.“
Laut Hersteller profitierten auch Kinder von dem Kunstschnee, da durch seine nachgiebige Oberfläche und dem minimalen Gleitwiderstand die Verletzungsgefahr bei Stürzen im Gegensatz zu anderen Schnee-Ersatzpisten verringert werde. TRAVELBOOK hat hat den Stoff-Schnee auf dem Berliner Weihnachtsmarkt am Potsdamer Platz getestet.
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Geldsparend und umweltschonend
Was zuerst auffällt, ist dass er eigentlich genau aussieht wie der typische Berliner Schnee: nicht weiß, sondern grau. Die 70 Meter lange und 15 Meter hohe Rutschanlage, die den Stoff nutzt, wirkt dadurch zumindest auf den ersten Blick wenig einladend. Doch diejenigen, die die steile Piste in ihren Gummireifen herabstürzen, haben ganz offensichtlich Spaß.
Tatsächlich ist die etwa 10 Sekunden lange Abfahrt rasant, und die Rutschpartie wirkt vom Gefühl her wirklich wie auf echtem Schnee. Auch das Rutschgeräusch erinnert an eine echte Piste. Ein Mitarbeiter der zur „Winterwelt“ gehörenden Attraktion sagt zu TRAVELBOOK: „Wir haben den Schneeteppich jetzt im zweiten Jahr und werden auf jeden Fall dabei bleiben. Damit sparen wir Geld und schonen gleichzeitig die Umwelt, weil wir auf den Betrieb einer Schneekanone verzichten können.“ Der Energiebedarf dafür ist nämlich enorm, weshalb Umweltschützer den Einsatz von Kunstschnee kritisieren.
Ein paar Kunden wären schon enttäuscht, dass es nun keinen „echten“ Schnee mehr gebe, heißt es bei „Winterwelt“ in Berlin, aber: „Dem Spaß tut das keinen Abbruch, das Gefühl ist ja dasselbe.“ „Mr. Snow“-Geschäftsführer Reindl versucht derweil aktuell, sein Produkt in China zu bewerben, wo der Wintersport spätestens 2022 einen Boom erleben dürfte – dann finden nämlich in Peking die Olympischen Winterspiele statt.