5. Juli 2017, 13:47 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Die Deutschen entdecken das Campen immer mehr für sich, die Branche boomt, viele legen sich einen Campervan oder einen Caravan zu. Aber worauf sollte ich beim Kauf eines gebrauchten Wohnwagens oder -mobils achten? TRAVELBOOK zeigt Tipps und Tricks.
Wohnmobile stehen für Freiheit, für zwangloses Reisen und individuellen Urlaub. Wem es an dem einen Ort nicht gefällt, der fährt einfach weiter. Ob von einem Campingplatz zum nächsten oder von einem Land ins nächste – Reisen mit dem Campervan sind fast keine Grenzen gesetzt. Kein Wunder also, dass sich immer mehr Deutsche ein Wohnmobil zulegen. Wie auch beim Pkw gilt hier: Neuanschaffungen sind meist sehr teuer, beliebt sind daher gebrauchte Modelle.
Auch interessant: 6 wertvolle Tipps für Wohnmobil-Einsteiger
Richtiges Modell auswählen
Grundsätzlich gilt: Wohnmobile oder Caravans sind auf eine längere Nutzungsdauer ausgelegt und haltbar, sagt Jost Krüger, Technikexperte beim Caravaning Industrie Verband (CIVD).
Beim Kauf eines Gebrauchten sollte man aber ein paar Tipps beachten. Ganz wichtig: Der Campervan samt Ausstattung sollte an die eigenen Bedürfnisse angepasst sein. Will man mehr sehen und viel umherfahren oder bleibt man meist an einem Ort? Anhand dieser Frage sollten sich Interessenten zunächst für ein Reisemobil einerseits oder einen Caravan andererseits entscheiden.
Auch interessant: Diese 9 Typen nerven auf Campingplätzen am meisten
Während typische Besitzer eines Reisemobils oft mehr fahren und auf Stellplätzen übernachten, richten es sich Wohnwagenfahrer oft auf einem Campingplatz für die Dauer eines ganzen Urlaubs ein. Vom geplanten Zweck hängen auch Aufbau und Grundriss des Wunschmobils ab. Speziell konstruierte Reisemobile sind besser isoliert, da sie etwa über einen doppelten Boden verfügen. Einfache Kastenwagen oder Busse dagegen eignen sich für Trips bei Minusgraden grundsätzlich weniger.
Der Gebrauchtwagen-Check
Ist einmal ein Modell gefunden, sollte man bei dem Gefährt seiner Wahl vorab ähnlich wie bei der Begutachtung eines Pkw vorgehen. Ob Antrieb, Achsenaufhängung, Bremsen oder die Elektrik noch in Ordnung sind, lässt man im Zweifel mittels eines Gebrauchtwagen-Checks ermitteln. Der Kunde hat beim Privatkauf mehr Handlungsspielraum beim Preis. Ein Händler dagegen muss laut CIVD eine Sachmängelhaftung gewähren, die Privatverkäufer ausschließen können.
Der ADAC rät, Zusatzausstattung und Zubehör wie zum Beispiel Markisen, Dachträger und Fahrradträger im Kaufvertrag zu vermerken.Der Club weist daraufhin, dass Baujahr und Zulassung gerade bei Reisemobilen stark voneinander abweichen können, da sie oft längere Zeit vor dem ersten Verkauf beim Händler oder Hersteller stünden.
Dann kommt der Check, den jeder Käufer selbst machen kann. „Sie gehen rein und machen es wie bei einer Wohnungsbesichtigung“, sagt Krüger. Riecht der Innenraum modrig oder gar schimmelig? Haben die Polster Flecken? Ist die Decke vergilbt? Auch im Kühlschrank sollte nachgesehen werden, um Schimmel auszuschließen. Im Bad sollten alle Dichtungen okay und Geruchsverschlüsse vorhanden sein. Sind auch die Dichtungen von Dachluken und Fenstern in Schuss?
Was macht die Gasanlage?
Ein genauer Blick gilt der Gasanlage: „Sehen Sie nach, ob die Gasplakette da ist, sie gewährt, dass die Flüssiggasanlage dicht ist.“ Elektrische Anlage und Aufbaubatterie könnten mittels Lichtschalter auf Funktion geprüft werden. Der Frischwassertank verbirgt sich meist unter den Sitzgelegenheiten. „Einfach den Deckel abnehmen und einmal reinleuchten“, rät Krüger.
Sind auch Schränke, Heizung und Kocheinheit in ordnungsgemäßem Zustand und lassen sich auch die Betten problemlos aufbauen? Ist die Küche groß genug? Gibt es genug Stauraum oder einen Heckträger? Auch eine zweite oder dritte Bordbatterie oder eine Solaranlage können praktisch sein, wenn man mal mehrere Nächte ohne Stromanschluss in der Einsamkeit übernachten will.
Auch interessant: Die irre Schulbus-Reise von zwei deutschen Aussteigern
„Die Batteriekapazität ist fast immer der wichtigste Engpassfaktor aller Campingbusse und Wohnmobile“, sagt Günter Holona, Gründer der Spezialfirma für Campingausbauten Reimo. „Lassen Sie sich bei Gebrauchtfahrzeugen vom Vorbesitzer sagen, wie lange er unabhängig von externen Stromquellen an einem Ort bleiben konnte.“ Holona spricht auch die Heizungsfrage an. Eine Gasgebläseheizung sei leise, effizient und im Betrieb günstig und damit ideal für eine „Vollcamper-Nutzung“. Eine Standheizung, meist dieselbetrieben, mache sich dagegen eher für gelegentliches Übernachten gut.
Transporter in Camper verwandeln Was taugt das Camping-Modul PlugVan aus „Die Höhle der Löwen“?
Von Outdoor bis Wohnmobil So statten Sie Ihre Campingküche richtig aus
ADAC-Experte gibt Tipps Welches Wohnmobil eignet sich am besten für meinen Urlaub?
Die individuellere Lösung
Wer es lieber noch individueller möchte, kann sich auch seinen eigenen Campervan selbst zusammenbasteln. Einfach ein leeres Gefährt kaufen, sei es beispielsweise ein gebrauchter Rettungswagen, ein alter Schulbus aus den USA, ein kleiner Kastenwagen wie der Sprinter von Mercedes oder der VW Bulli oder auch ein gebrauchter Möbelwagen für die etwas größere Van-Variante. Anschließend nach eigenen Vorstellung den Innenraum ausbauen, Fenster und Türen rein, fertig. Wer handwerklich nicht so geschickt ist, kann das auch nach seinen Vorstellungen ausbauen lassen von Firmen wie z.B. mostvanted oder camperworks. Je nach Ausstattung ist es so möglich, ein bisschen Geld zu sparen im Vergleich zu einem kompletten Campervan – und er ist so auch noch individuell an Bedürfnisse angepasst.
Auch interessant: Dieser alte Schulbus fährt jetzt als Hostel durch Europa
So oder so: Der Markt der Reisemobile boomt – also halten sich auch die Preise auf dem Gebrauchtmarkt gut. „Selbst nach acht Jahren kosten sie noch 60 bis 70 Prozent des ehemaligen Neupreises“, sagt Krüger. Aber auch in neuen Händen bleibt das Wohnmobil wertstabil.