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Aktuelle Umfrage

Nur wenige sehen sich selbst verantwortlich für Overtourism 

Übertourismus in Venedig, Italien
Die berühmte Rialtobrücke in Venedig lockt jedes Jahr zahlreiche Besucher an – zu viele, finden die Einheimischen Foto: Getty Images
Sabine Winkler
Freie Autorin

26. Juni 2024, 5:56 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Auf Instagram und TikTok inspirieren Reiseblogger Millionen mit Bildern von spektakulären Reisezielen. Doch immer mehr Destinationen haben dadurch ein Problem – Overtourism, also Übertourismus, nennt sich das Phänomen. Eine aktuelle Umfrage verrät, was deutsche Reisende von den Massen an Urlaubern halten. Dabei zeigen sich eklatante Unterschiede zwischen Jung und Alt. TRAVELBOOK erklärt außerdem, wie Sie Overtourism vermeiden können.

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Urlaub könnte so schön sein – wären da nicht noch etliche andere, die genau dieselbe Idee hatten, im Hochsommer nach Mallorca zu fliegen. Dann wird häufig von Overtourism gesprochen. Darunter versteht man laut Welttourismusorganisation UNTWO die Auswirkungen auf ein Reiseziel durch zu viele Touristen, welche die Lebensqualität vor Ort erheblich mindern. 

Zuletzt machten etwa einige Einwohner auf den Kanaren Schlagzeilen, die zu einem Hungerstreik aufgerufen hatten, wie TRAVELBOOK berichtete. Der Grund: Die vielen Urlauber in der Hochsaison sorgen für Wohnungsmangel und Wasserknappheit in der Region. Auch Venedig leidet unter Overtourism und droht dadurch sogar den Status des Weltkulturerbes zu verlieren.  

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Die Lage ist also ernst. Doch den Begriff Overtourism kennen nur wenige deutsche Urlauberinnen und Urlauber. Das geht aus einer repräsentativen YouGov-Umfrage unter 1.023 Erwachsenen im Auftrag der französischen Reiseplattform Evaneos hervor, die TRAVELBOOK vorliegt. 

Overtourism: Jung und Alt sind unterschiedlich betroffen 

Ganze 51 Prozent können mit dem Begriff nichts anfangen oder kennen seine Bedeutung nicht. Allerdings zeigen sich klare Unterschiede zwischen den Altersgruppen. Während bei den sogenannten Boomern, also der Altersgruppe ab 45 Jahren aufwärts, etwa 40 Prozent den Begriff noch nie gehört haben, geben immerhin über 70 Prozent der Befragten der jungen Generation Z, also jenen zwischen 1997 und 2006 Geborenen an, mit dem Phänomen vertraut zu sein. 

Das könnte daran liegen, nach welchen Kriterien die Generationen ihre Urlaubsziele auswählen. Laut einer Bitkom-Umfrage aus dem Jahr 2023 gaben immerhin 71 Prozent der Befragten zwischen 16 und 29 Jahren an, schon mal ein Urlaubsziel nur angesteuert zu haben, weil sie es auf Social Media gesehen haben. „Soziale Medien wie TikTok und Instagram tragen insofern zum Phänomen des Overtourism bei, dass Marken, Influencer und Creators den Eindruck erwecken, es würde nur eine kleine Auswahl an Orten als Must-See gelten. Die Folge: Diese Destinationen ziehen exponentiell mehr Menschenmassen an“, erklärt Letsy Vattanirappel, Evaneos Country Managerin DACH, auf Nachfrage von TRAVELBOOK. Da der Algorithmus dieser Plattformen darauf ausgelegt sei, vor allem populäre Trends zu fördern, würde das Problem kontinuierlich verstärkt.

Zwar hat insgesamt knapp ein Viertel aller Deutschen bereits einmal den Massentourismus im Urlaub erlebt. Doch bei den Jüngeren waren bereits rund 42 Prozent mindestens einmal mit den daraus resultierenden Menschenmengen, knappen Ferienwohnungen und teuren Preisen konfrontiert. Bei den über 55-Jährigen geben das gerade einmal 15 Prozent an. Eben jene suchen laut Umfrage aber auch häufiger nach Urlaubszielen, die nicht überlaufen sind.  

Auf der Akropolis in Athen tummeln sich Horden von Touristen
Auf der Akropolis in Athen tummeln sich Horden von Touristen Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com | Aristidis Vafeiadakis

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Umfrage zeigt: Nur wenige sehen sich selbst verantwortlich für Overtourism 

Obwohl auch sie verreisen, haben 71 Prozent der Befragten nicht das Gefühl, zum Overtourism beizutragen. Immerhin sehen sich die jüngeren Altersgruppen eher verantwortlich. Während bei den 25- bis 34-Jährigen 30 Prozent und bei den 18- bis 24-Jährigen ein Viertel eingesteht, den Overtourism mit dem eigenen Verhalten zu fördern, sind es bei den über 55-Jährigen gerade einmal neun Prozent.  

„Nur wenn wir ein allgemeines Bewusstsein – über alle Generationen hinweg – für dieses weit verbreitete Problem schaffen, können wir gemeinsam verantwortungsvollere Reisegewohnheiten fördern und die negativen Folgen des Übertourismus mindern“, sagt Letsy Vattanirappel über die Studienergebnisse. Aktuell würden immer mehr Einheimische in europäischen Destinationen wie Amsterdam, Venedig oder den Kanarischen Inseln darauf aufmerksam machen, dass der Overtourism in ihren jeweiligen Regionen die Oberhand zu gewinnen droht.

„Aber auch Frankreich, insbesondere die Côte d’Azur, sowie Regionen, die vor allem in der Hochsaison zwischen Juli und September mit vielen Urlaubern rechnen – wie etwa griechische Inseln wie die Kykladen oder auch Zypern – leiden unter den starken Touristenströmen“, sagt sie.

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Mit diesen einfachen Tipps vermeiden Sie Touristenmassen 

Es gibt allerdings Mittel gegen das Übel: Wer etwa außerhalb der Hochsaison reist, vermeidet die größten Touristenströme. Das hat zudem den Vorteil, dass Sie bei der Buchung Ihres Urlaubes sogar Geld sparen können. Wer aber nicht anders kann, als etwa in den Schulferien zu verreisen, sollte bei der Auswahl seines Zieles auf eher unbekannte Destinationen ausweichen oder solche, die auf Instagram und Co. deutlich weniger präsent sind.  

Die Mehrheit der Befragten ist sogar bereit, diesbezüglich das eigene Reiseverhalten anzupassen. Anders sieht es dagegen aus, wenn es darum geht, die Anzahl der Urlaube an sich zu verringern. Diese einfache und wirkungsvolle Maßnahme ziehen nur 18 Prozent in Betracht. Allerdings entpuppen sich auch hier gravierende Unterschiede zwischen Jung und Alt. Während bei den über 55-Jährigen gut 17 Prozent angaben, dass sie auf keinen Fall weniger verreisen werden, sind es bei den 18- bis 24-Jährigen nur sechs Prozent.  

Letsy Vattanirappel sieht insgesamt noch einen hohen Aufklärungsbedarf: „Wir versuchen daher ständig, unseren Einfluss zu nutzen, um die Aufmerksamkeit auf Destinationen zu lenken, die auf Social Media weniger präsent sind.“ Eines haben ihr zufolge jedoch alle Generationen gemeinsam: Sie würden nicht mehr Geld für ein überlaufenes Reiseziel ausgeben. Somit hätten also Maßnahmen wie die geplante Touristen-Steuer in Venedig wohl durchaus einen spürbaren Effekt auf die Lage vor Ort.

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