23. Juli 2014, 12:51 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Wir stecken mittendrin in der Festival-Saison und Ende Juli steht mit dem Wacken Open Air ein Höhepunkt auf dem Programm. Welche 10 Dinge man für den Festival-Trip unbedingt dabei haben sollte, hat TRAVELBOOK am Wochenende auf dem Melt! bei Festival-Gängern erfragt.
„Bloß nicht den Pavillon vergessen“, verrät uns Erik Stecher mit beschwörerischem Blick. Er ist einer von Zehntausenden Festivalgängern, die an diesem heißen Juliwochenende im ehemaligen Tagebau bei Dessau (Sachsen-Anhalt) aufschlagen. Warum der Pavillon so wichtig ist, werden wir später noch erfahren. Erstmal fallen uns ein paar junge Mädchen auf dem Campingplatz ins Auge. Sie liegen in der Wiese, sonnen und unterhalten sich.
Die Anfängerin
Es ist ihr erstes Festival, gesteht Nathalie Kern. Ohne lange zu überlegen, weiß die 31-Jährige, was sie zuerst eingepackt hat: einen Luftkompressor. Eigentlich für Autoreifen gedacht ist es das Utensil, um die so wichtigen Luftmatratzen aufzupumpen. Doch Nathalie hat den Adapter vergessen und kann den Kompressor am Ende gar nicht nutzen. Ihre Freundinnen aus ihrem selbsternannten „Girls Camp“ kichern.
Um 05:30 Uhr ist die Projektmanagerin am Freitag aufgestanden, um zu packen und die 500 Kilometer von Köln-Ehrenfeld nach Gräfenhainichen zu fahren: eine Reisetasche mit Klamotten, eine Extratasche für Schuhe. Letztere hätte sie sich sparen können, ebenso ein paar Shirts sowie Hosen – wovon sie eine auch der Hitze wegen abgeschnitten hat, gesteht Nathalie und präsentiert stolz ihre Liste mit Bands, die sie nicht verpassen will. Festivals sind eben unkompliziert, pragmatisch und ganz schön kreativ. Und so hat der VW Bulli der Kölnerin, mit dem sie durch die Welt reist, für das Festival schicke Klimper-Wimpern bekommen.
Die Fortgeschrittenen
Weniger kreativ, sondern eher pragmatisch und sparsam waren Maria Neidhold und Paul Härtel bei der Vorbereitung. Als wir sie treffen, liegen sie gerade bei 35 Grad im Schatten ihres Zeltlagers. Mehrmals waren die 25-Jährigen schon bei Festivals. Um sich das leisten zu können, entschieden sie sich dieses Mal, zu arbeiten. Sie sind Volunteers (Freiwillige) und müssen drei Mal sechs Stunden schuften: an der Hauptbühne Wasser an die erhitzten Feierfreunde verteilen, Mülltüten ausgeben und am Ende die Müllsackrückgabe koordinieren.
Doch die Reise zum Festival lohnt sich immer wieder, erzählen sie uns und wissen genau, was typische Anfängerfehler sind. „Die meisten bringen zu viel Essen mit und vergessen wetterabhängige Dinge wie Sonnencreme“, berichtet Paul, der an diesem heißen Wochenende schon eine Menge erschöpfter Festivalbesucher gesehen hat. Am wichtigsten, so zählt er auf, sind ein Pavillon, ein Stuhl und Alkohol.
Seine Volunteers-Kollegin Maria rät zu bequemer Kleidung und kann auf Turnschuhe absolut nicht verzichten. Sowie auf Hygienetücher, und ärgert sich, denn die hat sie wieder vergessen. Bei all dem Schmutz und Staub, der im Zelt und auf dem Campingplatz herrscht, sind Reinigungsutensilien unabdingbar. Paul hingegen hat sein Taschenmesser vergessen. Auf dem Campingplatz aber nicht allzu tragisch. Man fragt einfach die Zeltnachbarn.
Der Profi
Zeltnachbarn hat Erik Stecher aus Berlin genügend. Der 27-Jährige ist mit einem Tross von rund 20 Leuten angereist. Aus gutem Grund: Jeder hat irgendetwas dabei, was man brauchen kann. So profitieren alle voneinander. Seit über zehn Jahren fährt er zu Festivals und weiß, worauf es ankommt. „Unverzichtbar ist ein Pavillon“, beschwört er uns und erklärt warum. „Darunter versammeln sich alle aus der Gruppe. Der Pavillon schützt außerdem vor Sonne wie Regen.“ Viele würden sich nur auf Kleidung und Essen konzentrieren und bringen einfach zu viel davon mit, wie Nathalie, die wir anfangs getroffen haben. Typischer Anfängerfehler, so Erik.
Während sich Erik früher eine ganze Woche auf die Reise zum Festival inklusive Checkliste vorbereitet hat, packt er seine Sachen mittlerweile in nicht einmal zwei Tagen. Und das sind: seine „Küchenkiste“ mit Dosenöffner und Co. sowie sein Riesenzelt, Ohropax und Schlafmaske, wenn wummernde Beats und die Helligkeit die Nachtruhe rauben, ein paar nicht schnell verderbliche Lebensmittel, Klamotten und den Waschbeutel. Er betont: zuerst die praktischen Sachen, dann die Kleidung. Schließlich hat man auf dem Campingplatz keinen Strom und braucht zumindest Campingkocher, Dosenöffner und Fackeln für etwas Komfort und Gemütlichkeit.
Und dann fällt ihm ein, was er anfangs ständig vergessen hatte: Batterien, Gummistiefel und eine Kamera. Die Kameras wurden von Smartphones abgelöst. Die Batterien hat man sich geliehen und die Gummistiefel wurden eben aus Plastiksäcken und Klebeband konstruiert und an Beinen und Hose befestigt. Mit einem Schulterzucken resümmiert der Berliner: „Wenn was fehlt, dann fehlt es halt. Auf einem Festival ist der Anspruch geringer als bei einem normalen Urlaub.“
Zum Schluss wollen wir noch wissen, was das Besondere am Festival im Vergleich zu einem normalen Urlaub ist: Mit leuchtenden Augen erklärt uns Erik, dass er hier drei Tage lang Freunde um sich herum hat, mit denen er wie früher einfach unbeschwert zusammen abhängen kann und anders als im Urlaub keine Termine hat. Sein Glück perfekt macht beim diesjährigen Festival übrigens ein Duschsack, ein Utensil, das auch seine Zeltnachbarn freut.
Und so sieht sie also aus, die ultimative Packliste für Festival-Besucher, zusammengestellt aus den Erfahrungen der Festivalbesucher:
- Pavillon
- Ohropax und Schlafmaske
- Turnschuhe bzw. festes Schuhwerk und bequeme Kleidung
- Stuhl
- Hygiene-Utensilien (Feuchttücher, Sonnencreme)
- Taschenmesser
- Küchenutensilien wie Dosenöffner & Campingkocher
- Technik (Batterien, Kamera)
- Wasser (Duschsack, Kanister mit Trinkwasser)
- Luftkompressor inkl. Zubehör