10. Juli 2020, 6:29 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Die Corona-Warn-App soll Infektionsketten unterbrechen und Nutzer über Risikobegegnungen informieren. Auch andere Länder bieten solche Apps an – für deutsche Urlauber sind sie aber nicht immer was.
Die Corona-Warn-App haben laut Robert Koch-Institut bislang 15 Millionen Deutsche heruntergeladen. Nutzer sollen Hinweise bekommen, wenn sie einem Infizierten begegnet sind. Doch wie funktioniert das für Urlauber im europäischen Ausland?
Offizielle Corona-Apps gibt es auch in vielen Nachbarländern. Dänemark, Frankreich und Österreich zum Beispiel setzen ebenfalls auf die digitalen Warnsysteme. „Es gibt zwischen den einzelnen nationalen Apps aktuell allerdings keine Möglichkeit, die Daten auszutauschen“, erklärt Patrick Bellmer vom IT-Fachportal „Heise Online“ im Gespräch mit dem dpa-Themendienst.
Mangelnde Kommunikation
Technisch gesehen sei es zwar möglich, dass die deutsche App mit der dänischen oder französischen Anwendung kommuniziere. Die deutschen Entwickler hätten eine entsprechende Funktion auch angedacht, sagt Bellmer. Unklar sei aber, wann genau das passiere.
Wer im Urlaubsland die dortige Warn-App verwenden möchte, sollte sich erst einmal bei den zuständigen Behörden informieren. Auf der Internetseite des jeweiligen Gesundheitsministeriums finden sich meist Informationen und Links zu den offiziellen Apps.
Nicht alle Apps in deutschen Stores verfügbar
„Die Voraussetzung für die Nutzung ist, dass das Urlaubsland seine eigene App im deutschen App Store oder Google Play Store zugänglich gemacht hat“, erklärt Bellmer. Deutsche Handy-Nutzer hätten etwa keinen Zugriff auf die französischen Stores. Auch die deutsche App sei nur in bestimmten anderen Ländern verfügbar.
Zwei Corona-Warn-Apps nicht immer parallel nutzbar
„Bei den Warn-Apps gibt es zwei Ansätze: Der dezentrale Ansatz kommt etwa bei der deutschen und der dänischen App zum Einsatz“, erläutert Bellmer. „Dabei findet zwar ein Datenaustausch über einen zentralen Server statt, die Entschlüsselung der Daten passiert aber auf dem jeweiligen Smartphone des Nutzers.“
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Doch es gibt ein Problem: Zwei Warn-Apps mit dezentralem System können nicht parallel auf einem Handy laufen, weil dafür das sogenannte Google-Apple-Protokoll benötigt wird. Das ist die Schnittstelle zwischen der Technik des Smartphones und der App. Sie kann etwa dafür sorgen, dass permanent ein Bluetooth-Signal ausgesendet wird, wie der Experte erklärt.
„In Dänemark kann man nicht zeitgleich die deutsche und die dänische App laufen lassen“, sagt Bellmer. „Wenn man jedoch nach zwei Wochen Urlaub wieder in Deutschland ist und auf die deutsche App umschaltet, wird man nicht mehr über Risikobegegnungen in Dänemark benachrichtigt. Wenn man umgekehrt die deutsche App ausschaltet, bekommt man keine Informationen mehr aus Deutschland.“
Dieses Problem hat man, so der Experte, bei Ländern mit zentral gesteuerten Apps wie Frankreich nicht. Diese würden nicht das Google-Apple-Protokoll beanspruchen. Wie eine App gesteuert wird, könne man im App Store oder Google Play Store nachlesen. Dort stehe auch, in welchen Sprachen die App verfügbar ist.
„Prinzipiell ist der Datenschutz beim zentralen System etwas schwächer als beim dezentralen System, gerade weil alle Daten auf einem zentralen Server hinterlegt sind“, sagt Bellmer. „Das ist in Deutschland nicht der Fall. Was genau an Daten gespeichert wird, hängt aber immer vom jeweiligen Land ab.“
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Ausländische App kann sinnvoll sein
Was also tun als Urlauber? Eine perfekte Lösung gibt es Bellmer zufolge nicht – gerade wenn sich die Apps nicht parallel nutzen lassen. „Es kommt auf die Dauer des Aufenthalts an. Wenn ich vier Wochen in Dänemark bin, wo man weiß, es ist relativ lange egal, was jetzt in Deutschland ist, kann man umschalten.“
Bei kürzeren Aufenthalten gibt es eine andere Möglichkeit: Vielleicht lässt sich ein altes Smartphone nutzen, um die ausländische App darauf zu laden. Eine andere Lösung sei es, sich mit dem Partner aufzuteilen, so Bellmer. So kann einer die deutsche App verwenden, und der andere die des Ziellandes.