3. September 2014, 8:56 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Man kann schon fast von einer Serie an Vorfällen sprechen: Binnen weniger Tage mussten in den USA nun schon drei Flugzeuge außerplanmäßig zwischenlanden, weil es an Bord zu Auseinandersetzungen wegen der Zurücklehn-Funktion der Sitze gekommen war. Auch der jüngste Vorfall zeigt: Die Fronten zwischen Zurücklehnern und Gegnern verhärten sich.
Es begann vergangene Woche, als ein Passagier, der seine Beinefreiheit gewährleisten wollte, eine Sitzklemme (Marke auspackte und die Zurücklehn-Funktion des Vordersitzes blockierte. Weil er sich nach Aufforderung des Kabinenpersonals – United Airlines verbietet explizit den Einsatz solcher Geräte – weigerte, den Knee Defender zu entfernen, kam es zum Streit mit der Frau auf dem Vordersitz und zu einer Sicherheitslandung.
Wenige Tage später musste eine American-Airlines-Maschine auf dem Weg von Miami nach Paris außerplanmäßig in Boston zwischenlanden. Grund: Ein Mann hatte sich aufgeregt und einen Streit begonnen, weil der Passagier vor ihm offenbar seinen Sitz zurückgekippt hatte. Der in Paris wohnhafte Mann wurde festgenommen.
Jetzt ist es erneut zu einer außerplanmäßigen Zwischenlandung gekommen. Die Maschine von Delta Airlines war auf dem Weg von New York nach Florida, als es zu dem Vorfall kam. Wie der US-Sender „WPTV“ berichtet, hatte eine 32-jährige Frau ihren Kopf auf dem Klapptisch abgelegt, als die Passagierin auf dem Vordersitz ihre Rückenlehne nach hinten kippte. Die Frau dahinter habe dann begonnen zu schreien und zu fluchen, zitiert „WPTV“ einen Augenzeugen. Daraufhin sei jemand von der Bord-Crew gekommen, was aber die Lage nur verschärft habe.
„Sie beschimpfte das Kabinenpersonal und forderte, dass das Flugzeug landen solle.“ Die Konsequenzen seien ihr egal gewesen, berichtet der Augenzeuge weiter. Nachdem ein Flugbegleiter mit dem Piloten gesprochen habe, sei kurz darauf die Mitteilung gekommen, dass der Flug nach Jacksonville umgeleitet werde.
Dort, rund 500 Kilometer vom eigentlich Ziel entfernt, sei die 32-Jährige schließlich von der Polizei aus dem Flieger geholt worden. Zu einer Festnahme kam es jedoch nicht, wie auch „Florida Today“ berichtet. Die Frau habe den Beamten ihre Sicht dargelegt und erklärt, sie sei wegen des Todes ihrer Hunde „sehr emotional“.
Allerdings hat die nunmehr dritte unplanmäßige Zwischenlandung binnen weniger Tage vor allem in den USA eine Debatte entfacht: Darf man die Rückenlehne zurückkippen, wenn der Sitz das ermöglicht? Auf Twitter sind die Meinungen geteilt. Manche sagen sogar, es gehöre sich nicht, in der Economy Class die Rücklehn-Funktion zu nutzen:
Andere wiederum argumentieren, es sei völlig in Ordnung:
https://t.co/i4uQjzXclt
Und wieder andere sind der Meinung, man dürfe den Sitz nicht zurückkippen, es sei denn es handele sich um einen Nachtflug:
Auch „heute“-Moderator Christian Sievers äußerte sich via Twitter:
https://t.co/Ucrj1vdVq0
Daraufhin kommentierte auch ZDF-Reporterin Nicole Diekmann den Tweet ihres Kollegen:
Die Rückenlehne im Flugzeug ist ein Aufregerthema. Manche fordern gar, dass die Airlines die Zurückkipp-Funktion gänzlich abschaffen, um so Auseinandersetzungen vorzubeugen. Einige Fluggesellschaften wie etwa Spirit Airlines haben dies bereits getan.
Lufthansa-Sprecher Michael Lamberty empfiehlt in puncto Rückenlehne im Flugzeug auf TRAVELBOOK-Anfrage dreierlei:
1. Wenn man sich zurücklehnen wolle, dann solle das nicht ruckartig, sondern sanft geschehen.
2. Idealerweise spreche man miteinander und frage, ob das Zurücklehnen als störend empfunden werde.
3. Sollte das alles nicht helfen, solle man das Kabinenpersonal um Vermittlung bitten.
Tatsache ist: Wo der Raum knapp ist, versuchen Menschen, für sich ein Maximum an Platz zu erstreiten. Und selbst wenn das Rückenlehnen-Problem irgendwann gelöst wird, droht schon die nächste Debatte: um die Armlehne…