19. März 2024, 15:14 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
In welchen Ländern lassen sich das Berufs- und Privatleben am besten in Einklang bringen? Diese Frage dürfte vor allem Menschen interessieren, die übers Auswandern nachdenken – und so eine diesbezügliche Veröffentlichung der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung). Darin sind verschiedene, für die Work-Life-Balance relevante Kriterien in den OECD-Mitgliedsstaaten aufgeführt. TRAVELBOOK hat sie sich für Sie angesehen.
„Work-Life-Balance“ ist der inzwischen international geläufige Begriff für das Gleichgewicht zwischen Arbeit und Leben. Idealerweise sieht dieses so aus, dass berufliche Verpflichtungen nicht zu viel Platz im Alltag einnehmen. Denn daneben sollte ausreichend Raum für Privates und Erholung bleiben. In welchen Ländern gelingt das am besten? Und wo wiederum schluckt die Arbeit viel Zeit, die dann für einen selbst (die neudeutsch sogenannte „Selfcare“) auf der Strecke bleibt? Die OECD, die zum Ziel der Wohlstandsförderung in ihren 38 Mitgliedsstaaten auch einen Informationsaustausch untereinander fördert, liegen in diesem Zusammenhang relevante Daten vor. Welche Länder auf dieser Basis die beste Work-Life-Balance haben, erfahren Sie hier.
Übersicht
Die 10 Länder mit der besten Work-Life-Balance laut OECD
- 1. Italien
- 2. Dänemark
- 3. Norwegen
- 4. Spanien
- 5. Niederlande
- 6. Frankreich
- 7. Schweden
- 8. Deutschland
- 9. Russland
- 10. Belgien
Details zu den oberen und unteren Platzierungen
In Italien können laut OECD Vollzeitbeschäftigte durchschnittlich 69 Prozent ihres Tages für ihr Privatvergnügen nutzen. So ist es in einer Veröffentlichung der Organisation nachzulesen. Rund 16,5 Stunden blieben den Bewohnern demnach für ihre „Körperpflege“, womit auch Mahl- und Ruhezeiten gemeint sind, sowie für Unternehmungen mit Freunden, Familie, Hobbys oder die Zerstreuung vorm TV oder Computer.
Auch in Dänemark bleibe neben der Arbeit noch viel Zeit für Selfcare. Nur rund ein Prozent der Beschäftigten muss demnach übermäßig viele Stunden arbeiten – wenig verglichen mit demnach durchschnittlich 10 Prozent in anderen OECD-Ländern.
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Spanien belegt Platz 10. Auch hier haben die Bürger zwar verhältnismäßig viel Freizeit. Doch ein großer Anteil von ihnen hätte genau das offenbar gern anders. „Für Familien in Spanien ist es schwierig, Beruf und Familie zu vereinbaren“, heißt es dazu in dem Beitrag. Unter Frauen sei die Beschäftigungsquote im internationalen Vergleich gering. Gleichzeitig scheinen Spanierinnen sich beruflich etablieren zu wollen und entsprechend einen Kinderwunsch zurückzustellen. „Mit 1,3 Kindern pro Frau gehörte die Fortpflanzungsrate in Spanien in den vergangenen zwei Jahrzehnten zu den niedrigsten in der OECD“, ist dazu erklärt.
Deutschland auf Platz 8
Platz 8 von 10 klingt zunächst vielleicht nicht sehr prominent. Aber nicht vergessen: Es ist Platz 8 von 38 (OECD-Mitgliedsstaaten). Den Daten nach müssen in Deutschland nur wenige Menschen häufig Überstunden machen. Ihnen bleibe somit mehr Zeit für private Unternehmungen als die durchschnittlichen 15 Stunden in anderen Ländern.
Daneben lobt die OECD die Bundesrepublik für das 2015 durch Politiker und Vertreter der Wirtschaft unterzeichnete Memorandum „Familie und Arbeitswelt – die neue Vereinbarkeit“. Dieses fordere eine gleichberechtigte Aufteilung zwischen Männern und Frauen – auch hinsichtlich der Bezahlung – und appelliere an Arbeitgeber, Gleitzeitmodelle und reduzierte Vollzeitarbeitszeiten für Eltern zu ermöglichen.
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Nicht alle Platzierungen überzeugen
Es ist auffällig, dass sämtliche in der Top 10 vorkommenden OECD-Nationen in Europa liegen. Zumindest der Faktor Arbeitszeit scheint hier tatsächlich zu überzeugen. Laut einer jüngeren Untersuchung der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) nämlich sind vor allem in Nord-, Süd- und Westeuropa die Arbeitszeiten, wie demnach übrigens auch in Nordamerika und Zentralasien, vergleichsweise kurz.
Doch es gäbe wohl zusätzliche Kriterien, die man im Zusammenhang mit der Work-Life-Balance betrachten sollte. Etwa den gesetzlichen Jahresurlaub in einem Land oder auch den Umfang eines bezahlten Mutterschaftsurlaubs. Remote, eine HR-Plattform für globale Unternehmen, hat in einem eigenen Work-Life-Balance-Ranking derartige länderspezifische Merkmale berücksichtigt. In diesem wäre Neuseeland auf Platz 1 – unter anderem dank 26 Wochen bezahltem Mutterschaftsurlaub und einem relativ hohen gesetzlichen Mindestlohn bei 32 Tagen Jahresurlaub.