13. September 2016, 18:05 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Weiße Traumstrände, beeindruckende Berge oder architektonische Meisterwerke zu fotografieren, ist oft nicht einfach. Am Ende wirkt der Berg winzig, der Strand öde, das Gebäude verwackelt. Der kanadische Reisefotograf Ken Kaminesky weiß, wie man einzigartige Fotos schießt. TRAVELBOOK verriet er, worauf es ankommt.
1. Suchen Sie nicht nach dem Easy-Knopf: Auch wenn es immer einfacher wird, gute Fotos zu machen, ein bisschen auseinandersetzen muss man sich schon mit der Technik. Es gibt keinen Easy-Knopf an der Kamera. Und Fotografieren ist nicht leicht – sonst gäbe es ja nicht Leute wie mich, die das unterrichten. Aber es wird immer einfacher: mit der Technik, die wir haben. Wichtig, auch wenn es keinen Spaß macht: Gebrauchsanweisung lesen. Wer nicht lesen will, kann sich bei Youtube umschauen, hier gibt es viele Videos, in denen Kameras und Fototechniken erklärt werden.
Die besten Deals & Storys: Jetzt für den TRAVELBOOK-Newsletter anmelden!
2. Schummeln Sie ruhig! Die richtige Perspektive ist wichtig, um ein Objekt ins beste Licht zu rücken. Daher: Laufen Sie um ein Gebäude, das Sie fotografieren wollen, erst mal herum und suchen Sie nach dem richtigen Blickwinkel. Nutzen Sie alle Mittel, die helfen, um einen Ort so schön wie möglich abzubilden. So wird etwa durch ein Weitwinkelobjektiv das Objekt im Vordergrund dramatisch groß. Das ist vielleicht keine reale Abbildung, aber ein spannendes Foto. Mit Betrug hat das, meines Erachtens, nichts zu tun. Der Zweck heiligt die Mittel.
3. Werden Sie zum Frühaufsteher: Auf alten Fotos sieht man oft Menschen vor Sehenswürdigkeiten, und diese Menschen sind allesamt gut angezogen. Man trug Hüte, Regenschirme mit weißen Spitzen und schöne Kleider. Weniger gut anzusehen sind die Leute, die heutzutage vor den touristischen Hotspots stehen: Da sieht man Ringelshirts, gelbe Hosen, Cowboyhüte. Am besten vermeidet man andere Menschen auf den Bildern, indem man früh aufsteht, als erster vor Ort ist. Und wenn man das einmal gemacht hat, wird man süchtig danach. Schließlich hat man die Landschaft, den Strand, die Sehenswürdigkeit ganz für sich – und genießt ein wahrlich einzigartiges Erlebnis.
4. Nehmen Sie sich Zeit: Viele Touristen machen den Fehler, Landschaften und Sehenswürdigkeiten nur durch den Sucher ihrer Kamera zu sehen – statt sie einfach mal auf sich wirken zu lassen. Wenn ich mit meinen Schülern an einen Ort fahre, sage ich als erstes: Kamera runter. Lasst den Ort auf euch wirken, hört, schaut, riecht und schmeckt. Man muss ein Gefühl bekommen für einen Ort. Das Foto soll später an dieses Gefühl erinnern. Wer das nicht macht, verpasst übrigens das Wesentliche, worum es beim Reisen geht. Und es sind vielleicht nur zwei Minuten mehr, die man braucht, um das Foto zu machen.
5. Kehren Sie zur richtigen Zeit zurück: Die beste Zeit für Outdoor-Aufnahmen ist stets bei Sonnenauf- und bei Sonnenuntergang. Wer ein besonderes Foto von einem Platz haben möchte, sollte zur richtigen Tageszeit an ihn zurückkehren. Auch bei Porträts sollte man auf die Tageszeit achten: Wenn die Sonne direkt von oben kommt, wirft sie Schatten, die Gesichter wirken härter, manchmal hat man plötzlich einen Schnurrbart. Am Ende des Tages ist das Licht hingegen weicher.
6. Buchen Sie die Aussicht, nicht das Bett!Bequeme Betten sind toll, große Spa-Bereiche sind es auch, doch wer seinen Fokus im Urlaub auf das Fotografieren legt, achtet bei der Hotelbuchung stattdessen: auf die Aussicht. Denn wenn Hotelterrassen oder -dächer Aussichten bieten, die man sonst nicht genießt, werden die Fotos schon mal etwas exklusiver. Wie man die beste Aussicht findet? Über Google Maps den Standort des Hotels suchen – und auf der Hotel-Internetseite die Bildergalerien durchklicken.
7. Stürzen Sie sich in die Nacht: Im Dunkeln kann man wunderbare Bilder machen, vor allem natürlich in Städten – vorausgesetzt man hat ein Stativ. Daher lautet mein wichtigster Tipp für Reisefotografie und andere Bereiche: Kaufen Sie sich ein stabiles, aber leichtes Kohlefaser-Stativ. Ich benutze Induro-Stative. Und das Gute am Arbeiten mit Stativ: Es macht einen langsamer. Man denkt mehr nach, nimmt mehr wahr, wird kreativer.
8. Ärgern Sie sich nicht über Regen: Im Gegenteil. Ein grauer Himmel bietet – im Gegensatz zu einem klaren Sonnentag mit seinen harten Schatten und hohen Kontrasten – ein gleichmäßiges, weiches Licht. Regentropfen können zauberhaft sein. Regenbögen sind es sowieso. Achten Sie auf Spiegelungen auf Kopfsteinpflaster und Straßen! Und wenn es zu sehr regnet: Gehen Sie rein! Kathedralen, Moscheen und Schlösser bieten fantastische Fotomotive.
9. Keine Angst vor Innenaufnahmen: Im Gegensatz zu dem harten Licht eines klaren Sonnentages ist das Licht in geschlossenen Räumen ausbalanciert, leichter zu kontrollieren. Fotografiert wird mit längeren Belichtungszeiten. Wer kein Stativ dabei hat, sucht sich etwas, wo er die Kamera drauflegen kann, was sie stabilisiert. Selbst wenn man sich gegen einen anderen anlehnt, hat man schon mehr Stabilität, sind längere Belichtungszeiten machbar.
10. Machen Sie blau! Viele Touristen machen den Fehler, dass sie kurz nach Sonnenuntergang ihre Tasche packen und verschwinden. Dabei beginnt doch dann die blaue Stunde, eine der besten Tageszeiten für perfekte Fotos, vor allem in Städten. Der Kontrast zwischen dem satten, blauen Licht des Himmels und dem gelben Schein der Großstadtlichter bietet ganz besondere Möglichkeiten für die Fotografie. Also: Nutzen Sie die blaue Stunde! Und vergessen Sie Ihr Stativ nicht!
11. Sichern Sie Ihre Daten: Stellen Sie sich vor, Ihnen wird die Kamera geklaut – und damit auch all Ihr ganzes Bildmaterial! So traurig der Verlust der Technik auch ist: Diese ist ersetzbar, Ihre Bilder sind es nicht. Also: regelmäßig die Bilder speichern – online oder auf externen Festplatten/Laptop etc.