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Kein Klo, keine Wände, aber einen Fernseher

Absurdes Schweizer Null-Sterne-Hotel wechselt auf einen anderen Berg

Eine Toilette gibt es nicht. Wer mal muss, läuft 10 Minuten bis zum nächsten Gasthof. Für das „kleine Geschäft“ solle man einfach die Wiese benutzen.
Eine Toilette gibt es nicht. Wer mal muss, läuft 10 Minuten bis zum nächsten Gasthof. Für das „kleine Geschäft“ solle man einfach die Wiese benutzen. Foto: Getty Images
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TRAVELBOOK Redaktion

13. Juni 2016, 18:18 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Für einen Übernachtungspreis von 270 Euro dürfte man eigentlich einen gewissen Luxus erwarten. Doch in den Schweizer Alpen gibt es ein Hotel, oder besser gesagt: ein Zimmer, das nicht einmal Wände, geschweige denn eine eigene Toilette oder Dusche hat und sich „Null Stern“ nennt. Nachdem die Idee schon 2016 für viel Aufmerksamkeit sorgte, wollen die Macher nun an den Erfolg anknüpfen – an einem neuen Standort.

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Es ist schon ein merkwürdiger Anblick, der sich Wanderern im Safiental in den Bündner Alpen derzeit bietet: Zwischen steilen Berghängen auf einer Wiese bei Thalkirch, 1700 Meter über dem Meeresspiegel, steht ein einzelnes Doppelbett, bezogen mit weißer Bettwäsche. Übernachten kann dort jeder, der bereit ist, 250 Franken zu bezahlen, umgerechnet rund 230 Euro. Was man dafür bekommt? Eine Daunendecke, eine Wolldecke sowie „Nachttischlämpli“, wie es in der Infobroschüre zum „Null-Stern-Hotel“ heißt. Auch ein Stromanschluss sei vorhanden. „Sonst wird aber bewusst auf weiteren Komfort verzichtet.“

Eine Toilette gibt es nicht. Wer mal muss, läuft 10 Minuten bis zum nächsten Gasthof. Für das „kleine Geschäft“ solle man einfach die Wiese benutzen. Auch auf eine Dusche müssen Übernachtungsgäste verzichten, aber immerhin steht ein Wasserkrug für die Abend- und Morgentoilette bereit. Geradezu übertrieben wirkt dagegen der Service eines persönlichen Butlers, der die Gäste abends zu ihrem Zimmer geleitet und morgens einen Frühstückskorb ans Bett bringt.

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Schon zwischen 2008 und 2010 gab’s ein Null-Sterne-Hotel

Das freistehende Bett ist nicht etwa ein Werbegag der Region, um den Tourismus anzukurbeln, sondern eine Kunstaktion. Ins Leben gerufen haben sie die Schweizer Konzeptkünstler Frank und Patrik Riklin, die vor ein paar Jahren schon einmal mit einem Null-Stern-Hotel für Furore sorgten: Zwischen 2008 und 2010 konnten Mutige in Sevelen bei St. Gallen unterirdisch in einem fensterlosen Bunker nächtigen. Immerhin gab es dort Duschen und Toiletten, und die Übernachtung kostete zwischen 6 und 18 Euro – geradezu ein Schnäppchen im Vergleich zur aktuellen Neuauflage im Safiental.

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Die Erfahrungen aus dem Null-Stern-Konzept im Bunker hätten gezeigt, dass der Preis damals zu niedrig gewesen sei und das Angebot abgewertet hätten, sagt Jolanda Rechsteiner, Geschäftsführerin vom Tourismusbüro Safiental, auf Nachfrage von TRAVELBOOK. „Die Gäste wären bereit gewesen, für das einmalige Erlebnis auch mehr zu bezahlen.“ Deshalb hat man für eine Nacht im neuen Null-Sterne-Hotel in den Bergen also kurzerhand das Zehnfache veranschlagt.

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Abschreckend scheint der vergleichsweise hohe Preis tatsächlich nicht zu sein. „Wir haben Reservierungen bis Ende August“, sagt Rechsteiner. Luxus definiere sich bei dem freistehenden Bett eben auf andere Weise. „Die einmalige Natur und Bergwelt sehr nah zu erfahren, kann auch Luxus sein. Bei diesem Angebot wird bewusst nicht auf Quantität gesetzt.“

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Ein Stall als Notunterkunft

Voraussetzung für eine Nacht im Null-Stern-Bett sind trockenes Wetter und angesagte Temperaturen von über 6 Grad Celsius. „Am Vorabend fällt der Entscheid, ob die Übernachtung stattfinden kann oder nicht“, so Rechsteiner zu TRAVELBOOK. Sollte es dennoch einen plötzlichen Wetterumschwung geben, was in den Bergen ja nicht selten vorkommt, können die Gäste in einen nahen Stall flüchten, der als Notunterkunft und gleichzeitig als Umkleideraum dient. Dort stehe auch eine „rudimentäre Schlafmöglichkeit“ zur Verfügung, informiert die Broschüre. Handyempfang gebe es beim Bett nur eingeschränkt, Notfallnummern seien aber hinterlegt.

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In der Infobroschüre wird auch ausdrücklich darauf hingewiesen, dass das Bett nicht eingezäunt ist. Die Nacht sei bestimmt eine ganz besondere Erfahrung, man wolle aber „darauf hinweisen, dass es trotzdem etwas Abenteuerfreude, Naturverbundenheit und Bereitschaft auf Komfortverzicht braucht“. Und mit ein bisschen Glück bekommen die mutigen Übernachtungsgäste am Ende doch noch ein paar Sterne dazu – am Himmel über den Schweizer Alpen.

Das Doppelbett im Null-Stern-Hotel ist noch bis Ende August hier buchbar, es sind nur noch wenige Werktage verfügbar. Die Künstlerbrüder Riklin planen, in Kooperation mit regionalen Tourismusverbänden weitere Betten in anderen Tälern der Schweiz zu installieren.

Themen Schweiz
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