14. Juli 2020, 6:13 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Viele, die schon immer mal mit einem Wohnmobil verreisen wollten, tun es in diesem Jahr zum ersten Mal – wegen der Corona-Krise und in der Hoffnung, so besser vor Ansteckung geschützt zu sein. Doch manch einer fragt sich sicher: Welches Wohnmobil eignet sich für meinen Urlaub am besten? Was muss ich beachten, wenn ich ein Wohnmobil miete? Und was kostet das alles? TRAVELBOOK hat bei einem Wohnmobil-Experten des ADAC nachgefragt beantwortet alle wichtigen Fragen.
Für viele Camping-Neulinge bedeutet der erste Urlaub mit einem Wohnmobil eine Herausforderung und wirft jede Menge Fragen auf, angefangen bei der Wahl des Fahrzeugs bis hin zu den Kosten. Wer sich obendrein dafür entscheidet, ein Wohnmobil zu kaufen statt zu mieten, greift aus Unkenntnis möglicherweise zum falschen Modell und bereut anschließend den Kauf. Damit so etwas nicht passiert, hat TRAVELBOOK beim ADAC nachgefragt, welche Modelle sich für welche Zwecke am besten eignen. Ralf Holstein, Leiter der ADAC Wohnmobilvermietung, beantwortet die wichtigsten Fragen.
Welche Wohnmobile eignen sich für Familien und für Reisen innerhalb Deutschlands?
Für Reisen innerhalb Deutschlands für eine bis zu vierköpfige Familie eignen sich – die passende Anzahl an festen Schlafplätzen und gurtgesicherten Sitzplätzen vorausgesetzt – nahezu alle Fahrzeuge (Alkoven*, integrierte und teilintegrierte Wohnmobile mit Hub- und Festbett). Es gibt keine wirklich sinnvolle Beschränkung. Sofern der persönliche Führerschein (C1 oder 3/alt) es zulässt, sollte man ein Fahrzeug mit einem zulässigen Gesamtgewicht mit mehr als 3500 Kilogramm auswählen – damit sollte es dann keine Überladungsprobleme durch das Familiengepäck geben.
*Alkoven = Fahrzeuge mit Bett-/Schlafnische über dem Fahrerhaus
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Welche Fahrzeuge eignen sich für 2 Personen?
Für zwei Personen empfehlen sich sogenannte Kastenwagen – vollwertig ausgebaute kleine Wohnmobile mit durchgehender Stehhöhe, Küche, Nasszelle und festem Bett an Bord – auf überwiegend Fiat Ducato Chassis*. Es gibt eine große Anzahl an Modellen und Herstellern, hinsichtlich Zulassungszahlen führend ist sicherlich Poessl mit seinem Modell „Poessl 2win“.
Wer höhere Qualitäten sucht und diese auch bezahlen kann, kann auch u. a. Modelle auf VW- und Mercedes-Benz-Chassis von sog. Manufakturen wie z.B. La Strada wählen. Neu ist der „VW Grand California“ – ein Kastenwagen auf VW-Crafter-Chassis mit deutlich mehr Raum und futuristischer Innenraum-Anmutung irgendwo zwischen Zahnarztpraxis und Raumschiff für vernünftiges Geld (ab ca. 57.000 Euro).
Campingbusse haben neben der Garagen- und Alltagstauglichkeit eher nur Nachteile, da diese in der Regel keine Nasszelle (Dusche) und kein WC an Bord haben sowie über kein festes Bett als auch keine Stehhöhe verfügen. Das aufklappbare Schlafdach ist zumeist nur sommertauglich. Darüber hinaus sind diese Modelle – wegen der relativ teuren Chassis (VW) – recht teuer. Typische Vertreter sind: „VW California“, „MB Marco Polo“ und neu: „Poessl Campster“ (Citroën) und „CrossCamp“ (Opel/Toyota).
*Chassis = Unterbau/Rahmen des Fahrzeugs
Welche Wohnmobile eignen sich besonders für längere Strecken?
Für längere Strecken quer durch Europa (2 bis 4 Personen) empfehlen sich nahezu alle Kastenwagen sämtlicher Hersteller, da fast alle auf den baugleichen Modellen Fiat Ducato / Citroën Jumper / Peugeot Boxer aufbauen und sich somit in Karosserie (Dimensionen) und dem für den Fahrbetrieb relevanten Fahrerhaus so gut wie nicht unterscheiden. Für bergige Regionen und schlechtere Straßenbedingungen empfehle ich wieder die Kastenwagen – jedoch mit der stärkeren Motorisierung.
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Welche sind die besten preiswerten Fahrzeuge?
Meine Empfehlung für die besten preiswerten Vans und Wohnmobile sind bei den Vans „RoadCar RC540“, ein kompakter Kastenwagen ab 34.000 Euro, „Clever Celebration 600“, ein gut ausgestatteter Kastenwagen ab ca. 36.000 Euro, und der „Poessl Summit 600 Plus“, ein vollausgestatteter Kastenwagen ab ca. 40.000 Euro. Des Weiteren kommen am besten teilintegrierte Wohnmobile wie „Weinsberg CaraCompact Edition Pepper“ (gut ausgestattete Sondermodelle gibt es hier für circa. 54.000 Euro) und „Hobby Optima OnTour Edition“ (gut ausgestattete Sondermodelle für ca. 52.000 Euro) infrage.
Welche sind die geräumigsten Wohnmobile für bis zu 6 Personen?
Für bis zu 6 Personen sind nur Alkoven-Wohnmobile mit Ausführungen mit einem zulässigen Gesamtgewicht über 3500 Kilogramm sinnvoll. Daher heißt es hier: Führerschein, Geschwindigkeits- und Überholverbots- und Mautregeln beachten! Die geräumigsten sind: „Bürstner Argos A747-2“, „Dethleffs Trend A7877-2“, „Dethleffs Globetrotter XXL“, „Forster A699VB, Sunlight A72“ und „Challenger C256“. Daneben gibt es noch weitere für 6 Personen geeignete Wohnmobile. Diese haben jedoch nur eine „Standard-Raum“-Aufteilung wie z. B. „Weinsberg CaraHome 700DG“, „Bürstner Lyseo Time A700G“, „Dethleffs Trend A6977“, „Forster A699HB“, „Hobby A70GM“, „SunLiving A75DP“, „Sunlight A70“, „Laika Kosmo F510“, „Challenger C394GA“ und „Rollerteam Kronos 277M“.
Welche sind die besten Kastenwagen mit WC, Bad und Küche?
Nahezu alle auf Fiat Ducato (baugleich Citroën Jumper, Peugeot Boxer) aufgebauten Kastenwagen der Hersteller Poessl, Knaus, Weinsberg, La Strada, Karmann, Hobby, Westfalia und der „VW Grand California“ sind mit WC, Bad und Küche ausgestattet. Je nach Reisegebiet gibt es unterschiedlich Modelle/Typen, die sich dafür eignen (Höhe, Länge, Breite und Gewichte – insbesondere wegen Maut und Führerschein).
Worauf sollten Urlauber achten, wenn sie ein Wohnmobil mieten?
Urlauber sollten bei der Wohnmobil-Miete auf Stornokonditionen – gerade jetzt in Corona-Zeiten – achten. Bei der Auswahl sind die Themen Zuladung, Bettenmaße und Stehhöhe sowie eine ausreichende Anzahl gurtgesicherter Sitzplätze wichtig. Je nach Reisegebiet gibt es zudem unterschiedliche Modelle/Typen, die sich besonders dafür eignen (Höhe, Länge, Breite und Gewichte – insbesondere wegen Maut und Führerschein). Beim Vertrag sollte man auf die Selbstbeteiligung achten und ggf. deren Reduzierung per CDW-Versicherung. Ebenso wichtig sind inkludierte Leistungen wie z.B. Freikilometer und Innenraumreinigung. Wichtig ist auch die Frage, ob der Vermieter Ersatzfahrzeuge und eine eigene Werkstatt hat. Wenn nicht, hat man schnell mal Balkonien gebucht.
Wie rechtzeitig sollte man ein Wohnmobil mieten?
Prinzipiell gilt: Es ist nie zu spät zum Mieten. Wer für 3 Wochen oder länger ein bestimmtes Wohnmobil anmieten möchte, der muss sich jedoch beeilen und möglichst frühzeitig – also im Herbst bzw. spätestens Januar – sein Wunschfahrzeug reservieren. Ähnliches gilt auch, wer vorzugsweise in den begehrten Sommerferien unterwegs sein möchte. Darüber hinaus gibt es immer genug Verfügbarkeiten, eine geringfügige Flexibilität in Zeitraum und/oder Abholort vorausgesetzt. Auch werden durch beispielsweise Stornos immer wieder Fahrzeuge frei.
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Wie viel kostet durchschnittlich eine zweiwöchige Reise mit einem Wohnmobil?
Für eine zweiwöchige Reise mit einem teilintegrierten Wohnmobil (ca. 7 Meter Länge, mit einem Hubbett im Frontbereich für 2 Personen und einem festen Bett im Heck für nochmals 2 Personen) muss man beispielsweise beim ADAC mit rund 2000 Euro in der Hauptsaison und ca. 1750 Euro außerhalb der Pfingst- und Sommerferien rechnen. Dazu kommt eine optionale Selbstbehalts-Zusatzversicherung zur Reduzierung des Selbstbehaltes im Schadensfalle von 1500 Euro auf 250 Euro für ca. 11 Euro pro Tag und die Campingplatzgebühren von etwa 45 Euro pro Nacht, bzw. alternativ die Stellplatzkosten von circa 10 bis 15 Euro pro Nacht.