3. Juli 2015, 10:14 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Ein Haus mit Meerblick und Pool auf dem Dach klingt erstmal nicht so ungewöhnlich. Doch der neue Entwurf eines griechischen Architekten-Duos ist es allemal: Denn die Villa für die ägäische Küste wird direkt in den Fels gehauen.
Schon die alten Lykier pflegten einen kreativen Umgang mit der Vertikalen und hauten so allerlei in den Fels: Grabkammern, Kornkammern, Wohnzimmer – welche man heute noch vielerorts entlang der ägäischen Küste bewundern kann. Wenn die Architekten Laertis Antonios Ando Vassiliou und Pantelis Kampouropoulos von OPA (open platform for achitecture) ihr neues Traumhaus für den Raum der Ägäis direkt in die Steilküste setzen, knüpfen sie also eigentlich nur an die altbewährte Bauweise der antiken Bewohner der Landschaft Lykien in Südwest-Kleinasien an.
„Casa Brutale“ (italienisch für: Brutales Haus) heißt der kühne Entwurf für die Küste. Und brutal ist nicht nur der Umgang mit dem Fels – schließlich muss hierfür ein großes Stück aus dem Stein gesprengt werden. Brutal ist auch die Klarheit und Konsequenz des Entwurfs, der vorwiegend Holz, Glas und Beton als Materialien vorsieht. Kein Schnickschnack im Interieur, stattdessen Konzentration auf das Wesentliche: das Wasser. Und das in zweierlei Hinsicht.
Da ist zum einen natürlich das Meer – und wer so nah am Wasser baut, möchte dieses sicher ständig im Blick haben. Also: keine schnöden Fensterfronten, sondern Komplettverglasung der Seeseite. Zum anderen ist da der Pool auf dem Dach, der nicht nur ein Infinity Pool ist, sondern auch eine komplett verglaste Unterseite hat. Wer im Wohnzimmer sitzt, kann also den Schwimmern von unten zugucken. Vorausgesetzt man kann sich vom Blick auf das Meer überhaupt lösen.
Inspiriert wurden die Architekten von der Villa Malaparte auf Capri, jener Architektur-Ikone aus den 1930er-Jahren, die der Architekt Adalberto Libera für den Schriftsteller Curzio Malaparte auf einem vorspringenden Felsen über dem Meer plante – und die spätestens durch Jean-Luc Godards Film Die Verachtung von 1963 berühmt wurde, mit Brigitte Bardot und Michel Piccoli in den Hauptrollen. Bis heute zieht das eigenwillige Gebäude Künstler und Designer an: So fotografierte etwa Karl Lagerfeld einst einen ganzen Bildband über das Haus.
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Noch gibt es die „Casa Brutale“ nur auf dem Papier
Spektakulär an der Villa Malaparte ist – neben der Lage direkt auf einem schwer zugänglichen Fels hoch über dem Meer – eine gefährliche Treppe, die auf eine geländerlose Dachterrasse führt. Auch das Dach imponiert, ist es doch so groß, dass der Hausherr hier einst Fahrrad fahren konnte. Die Nutzung des Dachs für sportliche Aktivitäten verfolgt schließlich auch die „Casa Brutale“, mit ihrem Pool – nur ist diese im Gegensatz zur Villa Malaparte natürlich sehr viel konsequenter, liegt sie doch nicht auf, sondern direkt im Felsen, und schmiegt sich optisch so gut ein, dass sie mit dem Gestein zu verschmelzen scheint.
Noch gibt es die „Casa Brutale“ nur auf dem Papier und wartet darauf, gebaut zu werden. Ob so ein brutaler Eingriff in die Natur allerdings genehmigt wird, bleibt abzuwarten. Träumen aber ist erlaubt.