2. August 2019, 10:35 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
„Der Luxus eines Hostels. Die Freiheit eines Campervans. Die Gastfreundschaft einer einladenden Familie“ – so lautet das Motto des Hostel-Busses, mit dem eine junge Familie aus Belgien durch Europa tourt. Wer etwas flexibel ist, kann mit aufspringen und Teil eines einmaligen Lebensgefühls werden.
Valerie und Tim aus Belgien haben sich ihr eigenes Abenteuer aus einem alten Schulbus zusammengebaut. Das gelbe Gefährt wurde in ein Hostel verwandelt, mit dem die kleine Familie das ganze Jahr über durch Europa reist. Und wer will, kann sie auf ihrer einzigartigen Reise begleiten. „Let’s be Nomads“ heißt das Projekt. Valerie hat mit TRAVELBOOK über eines der außergewöhnlichsten Hostels der Welt gesprochen.
Seit drei Jahren unterwegs
Das ganze Jahr über Reisen, bleiben wo es einem gefällt und weiterziehen, wenn es einen wieder in die Ferne zieht– so lebt die kleine Familie, bestehend aus Vater Tim, Mutter Valerie, der vierjährigen Tochter Fenna und Hund Lewis. Sie leben auf der Straße, sammeln Menschen ein und setzen sie wieder ab. Wer möchte, kann einige Tage mit der Familie verbringen, wer will auch einige Wochen.
Hier für den TRAVELBOOK-Newsletter anmelden!
Seit Mai 2016 sind sie nun unterwegs und nehmen sich die Zeit, Länder und Menschen in ihrem eigenen Tempo kennenzulernen. In diesem Sommer sind sie im Norden von Norwegen unterwegs, zur Zeit machen sie eine Spezialreise gemeinsam mit einer Yoga-Lehrerin, im September wird ein Fotograf die Reisenden begleiten. Die Einnahmen aus dem fahrenden Hostel decken die Lebenshaltungskosten der Familie. „Wir werden nicht reich davon, aber die Rechnungen können gezahlt werden“, sagt Valerie zu TRAVELBOOK.
Auch interessant: Ein Paar lässt alles hinter sich, um mit einem Schulbus durch die USA zu reisen
6 Gäste-Betten und eine Dusche
Ausgestattet ist der Bus mit sechs Gäste-Betten, einer heißen Dusche, einer Kompost-Toilette, einer kleinen Küche, einem Holzofen und anderen hosteltypischen Einrichtungen, die detailliert durchgeplant und liebevoll designt wurden. Auch für die Unterhaltung stellt die belgische Familie einiges zu Verfügung: Mit zwei Mountainbikes, Surfboards oder einer Gitarre kann man sich die Zeit vertreiben und die Reise auch aktiv genießen.
Trotz ihrer Gastfreundschaft will die kleine Familie auch mal ruhige Momente genießen: Während sie anfangs noch in einen abgetrennten Schlaf- und Aufenthaltsraum im Bus für sich haben, haben sie sich inzwischen einen Camper angeschafft, für mehr Privatsphäre. Auf die Frage, wie die Kleinste der Familie das wilde Leben finde, antwortet Valerie: „Sie liebt es! Fenna liebt das Abenteuer und das Reisen.“
Das schönste daran sind die Menschen
Zwar könnten Valerie und Tim sich ihre Reise nicht ohne Mitreisende finanzieren, doch das ist nicht der Hauptgrund, warum das Paar sich entschieden hat, Gäste in ihrem Zuhause aufzunehmen. „Es geht darum, Momente mit Menschen zu teilen“, sagt Valerie. Die Familie möchte ihr Abenteuer gerne teilen, neue Menschen treffen und zusammen Momente gestalten, die man nicht so schnell wieder vergisst.
Dabei sind sie auch flexibel. Zwar planen sie ihre Reise zum Teil im Voraus, da die Absprache mit den zusteigenden Gästen sonst nahezu unmöglich wäre, jedoch gehen sie auch auf ihre eigenen Vorlieben oder die Wünsche der Gäste ein.
Auch interessant: Tiny House Movement – wenn man mit seinem Haus auf Reisen geht
Die Frage, ob sie etwas an einem festen Wohnsitz vermisst, beantwortet die Dame des rollenden Hauses mit zwei Worten: „Eine Badewanne.“ Danach lacht sie kurz. „Ich vermisse wirklich kaum etwas. Außer die Badewanne.“ Valerie und Tim haben ihren Lebensweg gefunden – wie Nomaden leben sie minimalistisch und verzichten doch nicht auf die schönen Dinge im Leben. Reisen, neue Menschen treffen und die Möglichkeit, sich vollkommen frei zu bewegen lassen kaum noch Wünsche offen. Eine Zufriedenheit, die auch in Valeries Stimme mitklingt.
Inspiration und Entstehung
Die Idee, ein Hostel zu eröffnen, kam ihnen 2015, als das junge Paar mit geringem Budget durch Guatemala reiste. Nur konnten sie sich nicht entscheiden, wo genau das Hostel stehen sollte. Wenn man das Reisen liebt, ist es schwer, sich an einen Ort zu binden. Zu groß ist die Auswahl, zu vielfältig die Welt.
Schon zuvor hatten Valerie und Tim darüber nachgedacht, einen Bus in ein fahrbares Zuhause umzubauen. Die Idee, daraus ein Hostel zu bauen, kam ihnen aber erst in Guatemala. Nachdem die Pläne gemacht waren und das Paar genauere Vorstellungen hatte, startete es eine Crowdfunding-Kampagne. Es kam so viel Geld zusammen, dass Valerie und Tim davon einen Bus kaufen und auch dessen Umbau zum Hostel finanzieren konnten.
Auch interessant: BaseCamp Bonn – das abgefahrenste Hostel Deutschlands
Den ausrangierten Schulbus fanden sie in den USA und ließen ihn von dort nach Belgien verschiffen. Einmal über das Meer gebracht, fingen Valerie und Tim sofort an, den Bus umzubauen. „Viele Menschen haben uns dabei geholfen“, erzählt Valerie. Nahezu zwei Jahre baute das Paar an dem Hostel auf Rädern – aus teilweise recycelten Materialien wurde der Bus in jeder Hinsicht möglichst effizient gebaut. Platzsparend und gleichzeitig umweltfreundlich verwandelten sie den Schulbus in ein kleines familienfreundliches Hostel.
„Expedition Happiness“ im Kino Die irre Schulbus-Reise von zwei deutschen Aussteigern
Lebensgefährliche Abenteuer inklusive Dieses Paar rannte 8000 Kilometer durch Südamerika
Einsam unter Palmen 5 Reiseblogger verraten die Schattenseiten ihrer Langzeitreisen
Wie man Teil des Abenteuers wird
Wer Teil des Abenteuers werden will, kann über die Website bis zu sechs Betten buchen. Pro Nacht kostet ein Schlafplatz 119 Euro, wobei Frühstück und Abendessen, anfallende Benzinkosten, Abholen am Flughafen und die Benutzung des Inventars wie Geschirr etc. inbegriffen sind. Ein 7-tägiger Roadtrip kostet 839 Euro, 10 Tage gibt es für 1190 Euro. Im August und September sind noch Schlafplätze im Hostelbus frei.